— 263 und den Plan bezũglich Einsetzmmg Mereres in und Fortschaffung der Wahehe aus Ubena ausführen konnte. Ich kündigte denn an, daß ich Merere in Ubena einsetzen würde, da Quawa nicht zur Ruhe kommen wolle, gab genauere Grenzen nicht an, deu- tete an, daß Idunda eine selbständige Jumbenschaft werden würde, und befahl sämmtlichen Wassagira, sich mit ihrem Gefolge zum 9. Dezember zum allge- meinen Schauri einzufinden. Manche mögen leise Hoffnungen gehegt haben, daß sie hierbei doch noch etwas erwischen würden, andere mögen sich ent- schlossen haben, sich bei Merere gut zu stellen, um wenigstens unter ihm ihre Stellen zu behalten; wieder andere wollten wohl den Wassangu trotzig imponiren; mehr oder minder wirkte wohl bei allen die dem Neger angeborene Neugier und Schaulust. Jedenfalls waren am 9. etwa 1000 waffenlose Wahehekrieger zur Stelle, als Merere ebenfalls mit etwa 800 Wassangukriegern mit Schild und Speer und einigen Hundert Weibern ankam. Dieser Tag wurde der Aufgabe gewidmet, Merere nochmals über die Bedingungen ganz klar zu machen. Merere ist kein sozusagen „europäisch kluger Kopf“ wie etwa Kiwanga und Mpangire. Er ist noch sehr negermäßig, besitzt aber eine ungeheure Vorstellung seiner Wichtigkeit und hat seine Wassangu, die noch unter dem Einflusse des strammen Regiments des alten, wirklich bedeutenden Merere stehen, fest in der Gewalt, Eigenschaften, die ihn vorzüglich zum Gegengewichte für den benachbarten Wahehesultan rauchbar machen. Ursprünglich hätte er in echter blinder Neger- habgler am llebsten das ganze Reich Quawas zu seinem alten Usasa geschlagen. Doch hatten ihm die Auseinandersetzungen des Lieutenants v. Stocki ein- geleuchtet, und er hatte begriffen, daß er, in Ubena residirend, genug zu thun haben würde, um seine Macht, die nur auf 1500 Wassangu beruht, selbst mit Hülfe der Station geltend zu machen. Er hatte auch sofort begriffen, daß er Usafa schon wegen des großen Poris nicht mit verwalten könne. Nur be- züglich seines Nachfolgers stellte er die absolut feste Bedingung, daß sein junger Bruder Sijawa dies würde und nicht etwa einer seiner älteren Brüder Manamhawi oder Kahemera. Demn diese haben von jeher gegen seine Stellung und sein Leben intriguirt. Sie haßte er deswegen ganz vorzüglich und er würde dlesem Hasse alle Vortheile opfern, selbst die Er- süllung des alten Traumes der Wassangu und des Mererehauses, in ihr angestammtes Land zurückzu- kehren und über die alten Erbfeinde, die Wahehe und das Quawahaus, zu triumphiren. Ich war um so mehr bereit, das zu befürworten, als Manam- hawi mir als unwirscher Trunkenbold bekannt ge- worden und deshalb von Herrn v. Eltz bei dem Tode des alten Merere übergangen wurde, während Kohemera bedeutungslos nur über wenige Anhänger verfügt. Während er früher selne Berufung nach Ubena als eine Gnade angesehen hatte, war er später zu dem Gedanken gekommen, auch die Station hätte ihren Nutzen davon, und suchte nun möglichst viel Nutzen herauszuschlagen, indem er eine Gebiets- erweiterung im Westen und Norden Ubenas jenseits des Ruaha verlangte. Schließlich versprach ich, dies beim Kaiserlichen Gouvernement zu befürworten, weil das erstere Stück bis zum Mkodijibache seine Ahnen- gräber enthält und wegen des Ahnenkultus ihm wirklich wichtig ist, und weil das zweite Stück im Norden, Niamniam und Umgebung, fast gar keine Einwohner hat und von einem Einflusse der Nachbar- statlonen zur Zeit gar keine Rede ist, so daß die hiesige Station auch zukünftig mit den Interessen Langenburgs oder Kilimatindes nicht kollidiren kann. In einem Punkte hatte er sich Hoffnungen gemacht, die ihm nicht erfüllt werden durften. Er hätte näm- lich am liebsten alle Wahehe mit sammt ihren Wassa- gira in Ubena beibehalten, denn der Gedanke, die alten Erbfeinde als Unterthanen zu haben, schmeichelte seiner Eitelkeit ganz eminent. Er begriff aber doch, daß er der Wahehe, die hier eigentlich weniger angesiedelt waren, als vielmehr Garnisonen darstellten, nie sicher sein würde, daß er deren Wassagira nicht in ihren Stellungen lassen könnte, weil seine eigenen Großen mit Recht dieselben verlangten. Selbst wenn er nur einigen ihre Wassa- giraschaften hätte lassen wollen, würde dies doch den Neid seiner eigenen Leute erregen und schließlich würde es ewig Streit geben. So war er am Abend über jeden einzelnen Punkt genau unterrichtet. Die Besprechung schloß ich mit dem ausdrücklichen Be- merken, daß, wenn ihm meine Bedingungen nicht paßten, es nicht meine Sache noch mein Wunsch sei, ihn zu seinem eigenen Vortheile zu zwingen, er brauche nur zurückzutreten, ein Stückchen Ubena würde ihm doch wohl aus Liebe zum alten Merere abfallen, im Uebrigen würde ich aber die Wabenawassagira selbständig unter der Station machen. Er sprach ofort unter Berücksichtigung der versprochenen Be- fürwortung in den angegebenen Punkten seine völlige Zufriedenheit aus. Am 10. morgens wurde ein entsprechender Ver- trag aufgesetzt und derselbe ihm in Gegenwart aller Offiziere der Schutztruppe, seiner Brüder, aller Großen der Wassangu und der Wahehe aufs Genaueste noch- mals erklärt und unterschrieben. Darauf zogen wir in feierlichem Aufzuge, Merere mit mir in der Mitte, rechts die Wassangu, links die Wahehe, aus der Stadt hinaus, wo sämmtliche Truppen aufgestellt waren. In feierlicher Weise wurde seine Installation als Sultan verkündet. Darauf marschirten wir an der Spitze der Expedition mit Musik nach Idunda hinein, wo ihm von dem erbeuteten Großvieh 600 Stück überwiesen wurden, darunter 80 Stück zur Vertheilung an seine Brüder. Kaum waren die Salven und das rasende Schnellfeuer, das die Wahehe zum ersten Male mit Muße hatten betrachten können, verhallt, so zog ich die Wahehe zusammen und er- klärte ihnen, sie müßten das Land sofort räumen,