— 288 schen Garten durchaus überein, wie cs auch aus einer vor zwei Jahren dem Kaiserlichen Gouverne- ment eingesandten Photographie ersehen werden kann. Einer der älteren Bäume ist bis zu einer Höhe von 10 m emporgewachsen und hat erst dann, nach Ab- lauf des vierten Jahres, einen kleinen Seitenast gemacht. Die ältesten Bäume im Garten sind 10 bis 11 m hoch. Der stärkste hat dicht über dem Erdboden einen Umfang von 63 cm und 1 m über dem Erd- boden einen Umfang von 47 cm. Er hat eine ver- hältnißmäßig starke Krone und dürfte bald die ersten Blüthen hervorbringen. Dieser Baum ist 4½ Jahre alt. Er soll nicht angezapft werden, sondern nur zur Vermehrung der Art dienen. Die Vermehrung der Hevea soll mit aller Kraft angestrebt werden, denn meines Erachtens wird die Pflanze überall dort im Schutgebiete, wo der Kakao gut gedeiht, gleich- falls fortkommen. Besonders gut dürfte sie in dem regenreichen Gebiete westlich vom Kamerungebirge gedeihen, denn die hier niedergehenden Regenmengen sind bedeutender als diejenigen im Gebiete des Amazonenstromes, der Heimath des Kautschukbaumes selbst. Zu Anfang der Regenzeit sollen einige Exem- plare an die Pflanzungen in Debundja und Bibundi abgegeben werden. Ueber die Ergebnisse von Kulturversuchen mit der Hevea ist bis jetzt wenig bekannt geworden. Die Gebiete, in welchen sie mit Aussicht auf Erfolg angebaut werden könnte, sind auf der ganzen Erde nur von beschränkter Ausdehnung. Mir liegen Notizen vor über die Versuche, welche man mit der Hevea in den botaonischen Gärten in Buitenzorg auf Java und in Heteratgoda auf Ceylon hemacht hat, und ich führe diese an, um einen Ver- gleich zu liefern mit Victoria. In Builenzorg (vergl. S. Lands Plantentuin te Buitenzorg 1892) wurden zwei Pflanzen im Jahre 1876 ausgepflanzt, welche im Jahre 1882 eine Höhe von etwa 11 m erreicht hatten und anfingen zu blühen. Da man annehmen muß, daß diese Bäumchen beim Auspflanzen schon mehrere Monate alt waren, so geht daraus hervor, daß dieselben im Alter von mehr als sechs Jahren ebenfv weit waren wie die- jenigen in Victoria mit 4½ Jahren. Fünszehnjährige Bäumchen hatten eine Höhe von 20 m bei 88 cm Umfang. Neunjährige Bäume waren etwa 16 m hoch, bei 80 czum Umfang. Acht- jährige Bäume lieferten in Buitenzorg 42 bis 160 g. Kautschuk. Diese Mengen sind allerdings sehr gering, jedoch ist das Produkt von ausgezeichneter Beschaffen- heit. Günstiger lautet ein Bericht des Dr. Trimen= Heteratgoda auf Ceylon (Kew Bulletin) über die Hevea. Ein Baum von 15 Jahren hatte 1 m über der Erde einen Umfang von 2,01 m. Derselbe war 10 Jahre alt geworden, ohne angezapft worden zu sein, und wurde dann dreimal, mit einer Zwischen- zeit von je zwei Jahren, angezapft. Er lieferte das erste Mal 1 Pfund 1131 Unzen = 784,42 g, dos zweite Mal 2 Pfund 10 Unzen —= 989,12 g, das dritte Mal 2 Pfund 13 Unzen = 1 kg 74,06 g. In sechs Jahren betrug also die Menge des ge- wonnenen Kautschuks 2 kg 847,6 g. das heißt im Jahre durchschnittlich 474,6 g. Das Pfund (engl.) erzielte einen Preis von 2,25 bis 2,50 Mark. Der Ertrag pro Jahr war also 2,35 bis 2,62 Mark. Dabei soll der Baum keinen augenfälligen Schaden genommen haben. Wenn nun auch aus diesen Angaben kein be- stimmter Schluß gezogen werden kann, da man nicht weiß, ob der Baum nicht auch schon zwei Jahre früher ohne Schaden hätte angezapft werden können, so steht doch sest, daß die Hevca nicht früher als im Alter von acht Jahren ausgebeutet werden kann. In ihrer Heimath selbst verfährt man in dieser Weise. Daraus geht hervor, daß Aupflanzungen von Heven allein viel zu lange Zeit in Anspruch nehmen würden, ehe sie Erträge liesern, als daß man daran denken könnte, solche für sich mit Erfolg anzulegen. Man müßte vielmehr Zwischenkulturen aulegen, und mir will es scheinen, als könnte man die Hevea mit dem Kakao recht gut kombiniren, das heißt, man könnte die Hevea als Schattenbaum für Kakao pflanzen. Es liegt ja auf der Hand, daß man als Schatten- bäume vortheilhafter nutzbringende Arten benutzt als andere. Der Manibot glaziowü erwies sich in der Ver- suchsplantage als ein sehr schlechter Nachbar für den Kakao, die Hevea dagegen scheint sich recht gut mit ihm zu vertragen. Nimmt man die Pflanzweite von Kakao auf 5„5 m an, so kann man sehr gut die Hevea in Abständen von 10: 10 m dazwischen pflanzen, denn der Baum macht keine breite und dichte Krone wie der Manihot. Dann hätte man auf einem Hektar außer 400 Kakaobäumen noch 100 Kautschukbäume, welche letztere vom achten Jahre an Erträge liefern und sicherlich bis 40 und 50 Jahre und länger ertragreich bleiben würden. Leider ist die Beschaffung von Pflanzenmaterial der Heves zu schwierig, als daß der Versuch in dieser Weise schon jetzt in der Versuchsplantage gemacht werden könnte, aber in den nächsten zwei Jahren dürfte es gelingen, einen oder mehrere Hektar in dieser Weise zu bepflanzen. Die bis jetzt vorhandenen Hevea- bäumchen sind versuchsweise zwischen Kakao, einige auch zwischen Kardamom gepflanzt worden. Diese Art wechselt das Laub in der Trockenzeit, gewöhnlich im Jonuar. Jedoch bildet sich das neue Laub unmittelbar nach dem Abfall des alten. Be- sondere Pflege bedarf der Baum nicht. Daß die Hevea selbst zu ihrem guten Gedeihen Schatten- bäume brauchen wird, glaube ich nicht. In der Jugend ist ihr jedenfalls Schatten sehr dienlich, aber diesen würde sie in einer jungen Anpflanzung von Kakao durch die zwischengepflanzten Bananen erhalten.