— 327 — denn der gute Herr hatte gar nichts von Pesa gesagt, wieviel jeder Mann täglich Lohn erhalten solle; etwas umsonst zu thun, zumal einem bwana mkubwa, der nach ihrer Meinung die Pesa und Rupien nur in Kisten von Lindi kommen lassen darf, davon hatten sie noch nie geträumt. Aber es war in der That so. Der »bwana mkubwa von den Asikarie hat wirklich die Arbeit befohlen, und da ist doch nicht zu spaßen; denn er hat auch noch gesagt, er werde nach einem halben Jahre wieder kommen und nachsehen. Darum greifen Häuptlinge und Leute nun wacker an, um nicht die Ungnade des Herrn von den Askari (schwarze Sol- daten) auf sich zu laden. Leßtere fürchten die hiesigen Einwohner sehr, weil sie eben gar so schnell schießen können und einen Säbel auch noch haben. Diese Furcht ist zu Vielem nütze; der Mensch muß eine Obrigkeit und das Schwert fürchten; ist dies schon im civilisirten Europa der Fall, um wieviel mehr hier im unkultivirten Lande. Wir haben jetzt 42 Ziegen, bekommen aber im Ganzen nur 3 bis 4 Tassen Milch. Die Aussichten auf eine gesegnete Ernte sind gut. Die Mtama- Ernte beginnt erst im Juni und Juli. Der an- gepflanzte Mhogo ist ein Anziehungspunkt für unseren Esel; er hat es schon einige Male vorgezogen, statt der süßen Nachtruhe einen Spaziergang in die ein- ladenden Stauden zu machen. RAus fremden MHolonien. Dandel und Schifffahrt von Lourenco-Maraques 71890.7) Die infolge des Jamesonschen Einfalles im Trans- vaal herrschende bedrückte Geschäftslage übte in den ersten zwei Monaten des Jahres 1896 einen starken Rückschlag auf Lourengo-Marques aus. Die Kom- missionsgeschäfte hatten unter dem Ausbleiben von Kaufaufträgen, die Spekulationsgeschäfte darunter zu leiden, daß für Johannesburg bestimmte, in Lourenco- Margques bereits gelandete Waaren wegen der Unsicher- heit der Verhältnisse vom Weitertransport zunächst zurückgehalten wurden. Mit dem März trat aber ein Umschwung zum Bessern ein, so daß der Ausfall der zwei schlechten Monate nicht nur reichlich gedeckt, sondern dos an sich gewinnreiche Jahr 1895 noch beträchtlich überholt wurde. So wurden während des Jahres 1896 von einer einzigen Speditionsfirma gegen 50 000 Tonnen nach dem Transvaal befördert. Der Gesammtwechselverkehr zwischen Lourengo- Marques und dem Transvaal ist mit 1 000 000 Pfd. Sterl. nicht zu hoch angesetzt. Der durch Indier vermittelte Handel mit den Eingeborenen hatte zwar viel unter der im Innern herrschenden Hungersnoth zu leiden, aber dennoch kann man den Werth der mit indischen Händlern *) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1897, S. 163 f. abgeschlossenen Geschäfte auf 50 000 Pfd. Sterl. be- iffern. - Die „Nationale Bank der Zuid Afrikaansche Re- publiek Beperkt“ in Lourengo-Marges vermittelt jetzt direkt Geldgeschäfte mit den Hauptplätzen Deutschlands. Das portugiesische Geld stieg im Anfang des Jahres 1896 infolge neu ausgeschriebener Kommunal= steuern auf 5200 Néis = 1 Pfd. Sterl. Dieser hohe Kurs sank aber bald wieder. Er stand eine Zeit lang auf 1 Pfd. Sterl. = 5800 Réis und stellte sich im Durchschnitt auf 5600 Réis = 1 Pfd. Sterl. Zu der günstigen Lage der Geschäfte trug in nicht unbeträchtlichem Maße der Umstand bei, daß die unter den obwaltenden Verhältnissen unumgänglich erforderliche Kaffernarbeit stets dem Bedürfnisse ent- sprechend und bei nicht zu hohen Löhnen — zwei bis drei Schillinge täglich bei freier Beköstigung — erhältlich war. - Der im Jahre 1896 in den allgemeinen Ver- hältnissen zu Tage getretene Aufschwung zum Bessern veranlaßte es mit, daß solche Finanzkreise, die sich bislang von Delagoabai ferngehalten hatten, dem Platze spekulative Aufmerksamkeit zuwandten. Von verschiedenen Johannesburger Syndikaten wurden beträchtliche Erwerbungen an Grundeigenthum ge- macht, und zwar nicht nur in der Stadt selbst ge- legene Grundstücke zur baldigen Ausnützung erworben, sondern auch außerhalb dieser und im Vororte Reubn- Point gelegene, deren Ausnutzung eine rege Bau- thätigkeit voraussetzt. Im Ganzen wurde während des Jahres 1896 Grundeigenthum im Werthe von rund 130 000 Pffd. Sterl. erworben. In der Etablirung zweier großer französischer Importfirmen in Lourenco-Marques kann ebenfalls ein Zeichen des sich steigernden Vertrauens in die dortigen Verhältnisse gesehen werden. andel. Die Einfuhr des Jahres 1896 stellte sich gegen die des Vorjahres, wie folgt: Nationalität der Schiffe mit welchen die Waaren 1895 1896 eingeführt wurden: Tonnen zu 1000 k Deutsche 30 615 31 46 Britische 119 766 164 296 Französische 955 7211 Amerikanische (Ver. St.) 2800 4906 Schwedische 8000 6340 Norwegische 4 000 7868. Pormygiesische 270 1350 Dänische. 500 1 600 Russische — 2310 Niederländische — 9119 elgische — 1900 Zusammen 186866 268 343 Ueber die Tonnenzahl der durch Schiffe aus- geführten Güter liegen keine Angaben vor. Durch die portugiesische Eisenbahn wurden im Jahre 1896 159 745 Tonnen befördert. Die große Steigerung des Eisenbahnverkehrs zeigt sich am besten aus einer Gegenüberstellung der letzten vier Jahre.