allein sitzt, versteht es, den angeborenen Sinn der- selben für Ordnung und Reinlichkeit geschickt zu benutzen und Schole mehr und mehr zu einem Schmuckkästchen auszugestalten. Eine halbe Stunde flotten Segelus führt hinüber nach Mafia, das ich sodann von Osten nach Westen durchkreuzte. Die ganze Insel ist umsäumt von einem breiten Gürtel Kokospalmen. Der Mittelrücken wird theils noch wenig ausgenutzt, theils bereits rationell in Reiskullur genommen. Der Reichthum der Insel ist sprichwörtlich. Die Palmen tragen 70 bis 80 und mehr Nüsse von durchschnittlich Ueberkopfgröße. Mit besonderer Genugthuung er- füllte mich der Anblick der zahlreichen Herden von prächtigen Rindern auf Mafia. Die Insel versorgt sowohl Sansibar als zahlreiche Punkte der Küste mit Rindvieh. Um den schädlichen Folgen der In- zucht vorzubeugen, habe ich am Nordende der Insel die Anlage einer Viehstation unter Leitung eines erfahrenen Landwirths und alten Afrikaners an- geordnet. Der Besuch von Schole-Masia hat wesentlich dazu beigetragen, den Eindruck, den ich von dem Süden der Kolonie empfangen habe, günstig zu ge- stalten. Wenn ich meine Beobachtungen über den südlichen Theil des Schußgebietes nochmals kurz zu- sammenfassen darf, so ergeben dieselben folgendes Resultat: Der Süden bietet durchaus nicht geringere Kulturbedingungen als der Norden. Es finden sich fruchtbare und gut bewässerte Landschaften, Gebiete ür Zuckerrohr= und Kaffeebau, überall zum mindeslen ür Kokospalmen. Die Bevölkerung ist leider sehr dünn, aber willig und arbeitsam, sogar verhältniß- mäßig intelligent. Beim Mangel jeglicher Konkurrenz in der Nachfrage sind die Löhne erheblich billiger als im Pflanzungsgebiet des Nordens. Endlich bietet das weite Hinterland in Gummi und Wachs zwei werthvolle Massenartikel der Ausfuhr, deren Ver- vielfachung leicht möglich erscheint. Dies Alles weist darauf hin, dem Süden mehr Aufmerksamkeit als bisher zuzuwenden und gegebenen- falls deutsche Unternehmer auch hierher zu lenken, um dem Lande Kapital zuzuführen und seine Ent- wickelungsfähigkeit zu beweisen. Ueber eine Reise nach Iringa schreibt der Missionar P. Basilius O. S. B. in den „Missionsblättern“: Die Berge, welche das Hochland von Uhehe von Mahenge trennen, fallen steil gegen die Ebene ab und sehen sich an wie eine finstere, drohend sich aufthürmende Riesenmauer. Als wir daher gegen 4 Uhr den Anstieg begannen, war schon vorauszusehen, daß wir kaum noch auf die Höhe kämen. Für die Träger war diese Bergfahrt keine kleine Mühsal, mitunter hieß es ganz ordentlich 412 klettern; die Träger mußten sich manchmal gegenseitig die Lasten hinaufreichen, was nebst den häufigen Ruhepausen den Marsch sehr verlangsamte. Als es dunkel zu werden begann, waren wir zwar noch nicht oben, aber doch schon hübsch hoch, denn ein eisig kalter Wind fegte bereits kräftig über die Höhen. Da wir nachts auf diesem Wege nicht weitermarschiren konnten, schlugen wir bei einem Brünnlein Lager. Bald loderten mächtige Feuer empor, die der immer fühlbareren Kälte das Gleichgewicht halten sollten. eine Schwarzen waren auffallenderweise viel weniger empfindlich als ich; als das Thermometer auf 10 Grad gesunken war, zog ich mich zitternd vor Kälte ins Zelt zurück. Morgens um 5 Uhr hatten wir 8 Grad über Null, eine Kälte zum Er- frieren, und das blieb so ziemlich durch ganz Uhehe die gewöhnliche Morgentemperatur, die an einigen Tagen noch tiefer sank und uns bald veranlaßte, etwas später aufzubrechen. Für heute zog ich dop- pelte Kleidung an, fror aber dennoch; der Wind, welcher in der Nacht nachgelassen hatte, setzte mit verdoppelter Heftigkeit wieder ein. Nach ungefähr einer Stunde waren wir oben, wenigstens 2000 m hoch. Ueber Mahenge lagerte dichter Nebel, der nichts erkennen ließ; vor uns aber breitete sich das Land im Glanz der eben voll auf- gestiegenen Sonne, wie eine sturmbewegte, versteinerte See. Unabsehbar hob sich Gipfel an Gipfel, Kamm an Kamm, bald nackte Felsen, bald von frischem Grase oder spärlichem Buschwerk bedeckt. In den tiefeingerissenen Thälern und Schluchten plätscherten unzählige Quellen und Bächlein und zauberten eine üppige Pflanzendecke an die schroffen Hänge. Hier auf freier Höhe, im goldenen Sonnenschein, umweht vom kühlen Morgenwind, in dieser prächtigen Land- schaft konnte man glauben, auf einmal nicht mehr in Afrika zu sein; es war wie ein frischer Maimorgen in Europa; selbst meine schwarzen Träger, denen doch die vorliegende Landschaft einen schlimmen Marsch bergauf, bergab verhieß, konnten sich dem Zauber dieses Anblickes nicht entziehen und riefen ein über das andere Mal „pazuri hapa, pazuri kweli“ („Schön ist es hier, wirklich schön"). Wir näherten uns allmählich dem großen Kihansi- fall; seine mächtige Stimme, die uns schon die ver- gangenen Nächte in Schlaf gesungen hatte, klang immer stärker und vernehmlicher, ein kleiner Höhen- rücken trennte uns noch von seinem Thale. Als er erstiegen war, drang das gewaltige Rauschen so ver- lockend und einladend an mein Ohr, daß ich beschloß, meine Träger flußaufwärts vorausgehen zu lassen und in Begleitung Jakobs den Abstieg zum Falle zu machen. Nach einer leichten Viertelstunde waren wir dort. Die beiden Höhenzüge, welche den Fluß begleiten, nähern sich hier bis auf wenige Meter und fallen dann sowohl gegen die Ebene als gegen sich steil ab und bilden in dem fast lothrechten Absturz ein gigantisches Felsenthor, durch welches der Kihansi sein Wasser in grandiosem Falle in die Tlefe stürzt.