— 414 — werk, das mit ziegelrothem Lehm beworfen wurde, erbaut, das flache Dach hatte eine kleine Zinne und einen kleinen hohen Ausguck für den Posten. Ob- wohl das Haus durch die eben beschrlebene Lage gegen einen feindlichen Angriff gut geschützt war, so“ hatte man doch zur Erhöhung der Sicherheit rings um dasselbe einen Graben gezogen, über welchen eine Fallthüre zu dem einzigen Eingang führte. Ueberdies war der Platz mit einem doppelten Stacheldrahtzaun umgeben, so daß das Magazin im Nothfall mit einer Handvoll Leute gegen einen weit überlegenen Feind hätte vertheidigt werden können. Gegenwärtig war in der Station nur ein suda- nesischer Soldat, dem die Bewachung des Gebäudes und der darin lagernden Lasten anvertraut war. Er war sehr redselig und hatte ein wechselvolles Söldner- leben hinter sich, das er anschaulich zu schildern ver- stand. Er bediente sich hierzu einer Sprache, welche aus Suaheli (das er übrigens niederträchtig aussprach), Deutsch, Englisch und Arabisch gemischt war und durch ausdrucksvolles Mienenspiel und lebhafte Gesten illustrirt war. Er war bei der Einnahme von Chartum in dieser Stadt Artillerist und will Zeuge von Gordons Tod gewesen sein. Er behauptete, dieser habe, als Alles verloren war, ein Fläschchen ausgetrunken und sei dann hinabgegangen und den eindringenden Feinden in die Hände gefallen. Da mir die Darstellung P. Ohrwalders nicht mehr erinnerlich war, konnte ich seine Aussage leider nicht genauer prüfen. Uebrigens war er ganz begeistert für Gordon, den er als den besten und edelsten aller Europäer pries, was, wie er meinte, viel sagen wolle, da er sehr viel gute und tapfere Wasungu kennen gelernt habe. Bei der Einnahme Chartums wurde er verschont gleich seinen Kameraden, die in der Ge- schützbedienung erfahren waren. Als zwei Tage nach dem Fall der Stadt die englischen Dampfer erschienen, sollten sie auf dieselben schießen. Da sie denselben keinen Schaden thun wollten, haben sie, seiner Ver- sicherung zufolge, hoch über dieselben hinweggeschossen. Später kam er nach Aegypten, wo er Scharfrichter wurde, ließ sich dann von Wissmann für die ost- afrikanische Schutztruppe als Schausch?) anwerben und nahm an den meisten Gefechten des Aufstandes theil und wurde Betschausch. Bei einer Explosion erlitt er eine Kopfverletzung, die ihn, scheint es, etwas gestört hat; er ließ sich eine Insubordination zu Schulden kommen, infolge deren er degradirt wurde. Zur Zeit meines Durchmarsches war er bereits wieder Ombascha und hoffte, seine frühere Charge wieder zu erlangen. Mit den Eingeborenen der Umgegend stand er auf gutem Fuße; dieselben begannen bereits in ihre verlassenen Hütten zurückzukehren und brachten auch Feldfrüchte auf die Station zum Verkauf, von *) Die Chargenbezeichnungen in der schwarzen Schutz- truppe sind: ombasha (entspricht ungefähr unserem Ge- freiten), shaush (etwa Unteroffizier), beishaush (Sergeant), L0 (Feldwebel), estendi (schwarzer Offizier); die gewöhn- lichen Soldaten heißen askari. welch letzterem Umstande auch meine Karawane pro- fitirte. Das Zelt, das ich in der Nähe der Boma ausschlagen ließ, war zwar wie diese den unablässig wehenden Winden sehr ausgesetzt, aber die Stelle war eben deswegen ganz frei von Sandflöhen, ein nicht gering anzuschlagender Vortheil. Verbot der viebeinfuhr nach Jansibar. Wie berichtet wird, hat die Regierung von San- sibar im März d. Is. die Einfuhr von Ochsen, Kühen, Schafen und Ziegen aus Deutsch-Ostafrika nach Sansibar verboten. Ramerun. Bericht des Lieutenants Dominik über das Wutegebiet. Während seiner Thätigkeit als Leiter der Station Yaunde hat der zum Auswärtigen Amt kommandirte Lieutenant Dominik das nördlich der Station ge- legene Wutegebiet mehrfach durchzogen und über seine Wahrnehmungen folgenden Bericht erstattet: Das Wutegebiet wird an drei Seiten von dem Stromsystem begrenzt, das in seinem Hauptabfluß sich bei Balinga vereinigt und, von hier aus unter dem Namen Sanaga der Küste zueilend, diese bei Malimba erreicht. Die Südgrenze bildet der Arm des Sanaga, der, obgleich der weniger Wasser führende, auf den älteren Karten den Namen des Hauptstromes beibehalten hat, der aber von der an- wohnenden Bevölkerung, soweit djese dem Batschinga- oder Batistamme angehört, Osc, von den Wutes Djerrén genaunt wird. Als solcher wendet er sich drei Stunden oberhalb Mango scharf nach Norden und bildet so die Ostgrenze des Wutegebletes, im südlichen Theil gegen Baginaleute (Sklaven), wie die Wutes sagen, das sind Leute, die den ebenso benaunten Yaundes verwandt sind, also wohl Mwelles; weiter nördlich gegen Ngaumdere hin gegen das sehr zahlreiche Baiavoll. Im Norden gehen die Wutes theils in Baias, theils in Kakas, Kabullas und Tikars über und stehen wie diese dann direkt unter Ngaumdere oder Tibati. Im Westen bildet der wasserreichere Arm des Flusses, Mbam genannt, eine ausgeprägte Grenzlinie. Das Land ist nach dem südlichen und östlichen Sanaga allmählich abfallend, während der Mbam bei Rgutte sich durch einen starken, bis 900 m hohen Geblrgsstock hindurchzwängt. Dieser bildet wohl die höchste Erhebung des Südplateaus, das dann über die Ngilla= und Wataréberge seinen Anschluß in Yaunde und Ngumba als Küstengebirge findet, wäh- rend das Plateau nördlich des Sanaga wohl zu Südadamaua gerechnet werden muß, wenngleich Adamaua kein geographischer, sondern ein politischer, das Emirat Yola mit seinen Vasallenstaaten umfassen- der Begriff ist. Wenn ich die Ngutteberge als höchste