Gesellschaft im Jahre 1890 ein wasserreiches Urwald- land im Usambaragebirge, wenige Tagereisen vom Hafen Tanga, entdeckt wurde, ging diese Gesellschoft auch daran, Kaffeepflanzungen anzulegen. Sie hatte mit den in neuen Ländern üblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Arbeitskräfte waren erst schwer zu er- halten, und mit großen Kosten mußten Kulis aus Java und China bezogen werden. Auch die Hemy- leiakrankheit trat stellenweise auf, ohne jedoch die Pflanzungen ernstlich zu gefährden. Mit der Zeit gewöhnten sich die Eingeborenen der umliegenden Distrikte an die ihnen früher fremde Plantagenarbeit, und aus Innerafrika, aus Unyamwesi und Usukuma konnten vorzügliche Arbeitskräfte bezogen werden, die mit der Zeit die riesig kostspieligen und weit an- spruchsvolleren asiatischen Arbeiter überflüssig machen werden. Die ersten Probesendungen von Kaffee er- zielten in Deutschland einen sehr guten Preis von 0,90 bis 0,98 Mk. per Pfund und wurden dem Sumattakaffee als ebenbürtig angenommen. Der in den Gebirgen wachsende kleinbohnige Kaffee erwies sich als für die Niederungen nicht geeignet, und es wurde dort die großbohnige Sorte aus Liberia an- gepflanzt, die so befriedigend gedieh, daß alle früheren Tabak= und Baumwollpflanzungen ihre bisherigen unproduktiven Kulturen aufgaben und sich auf Liberia- kaffee verlegten. Gegenwärtig sind 17 Kaffeepflan- zungen in Usambara und zwei im Lindibezirk im Betrieb, von welchen drei der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, die übrigen theils anderen Gesellschaften, thells Privaten gehören. Die Ausfuhr von Kaffee betrug im Berichtsjahre 79 420 lbs. im Werthe von 41 220 Rupien, gegen etwa 6000 lbs., die 1895 exportirt wurden. Wenn man bedenkt, daß das Be- richtsjahr erst das dritte Jahr des Kaffeeexportes ist und 1894 nur für etwa 1000 Rupien ausgeführt wurde, so ist dieses Resultat als nicht ungünstig zu bezeichnen. Oelfrüchte. Kopra ist ein Produkt von stets steigender Bedeutung, da es kaum eine tropische Kulturpflanze giebt, die so geringe Arbeitskräfte er- fordert, dabei so ausdauernd und erträgnißreich ist wie die Kokospalme. Auf den Inseln, wo die Ge- würznelkenkultur immer unsicherer wird, werden be- sonders neuerdings viele Kokospalmen angepflanzt, aber auch an der Küste nimmt die Kultur alljährlich zu. Wieviel Platz noch dafür vorhanden ist, mag der Umstand beweisen, daß auf der Insel Mafia, wo die schönsten Kokospalmen Ostafrikas gedeihen, kaum ein Zehntel des zum Anbau geeigneten Bodens auch wirklich bepflanzt ist. Die Kokospflanzungen sind hauptsächlich in Eingeborenenhänden. Die Deutsch- ostafrikanische Gesellschaft besitzt eine große Plantage bei Muoa und Yassini, wo Tausende von Palmen gezogen werden, jedoch noch nicht das ertragsfähige sechste Jahr erreicht haben. Ferner giebt es noch mehrere Kokospflanzungen in europäischen Händen, meist im Tangabezirke. Vorläufig wird Kopra fast ausschließlich von Sansibar exportirt, da die einge- 579 — borenen Pflanzer ihr Produkt meist als Kokosnüsse nach Sansibar schicken, die von den indischen Händlern aufgeschlagen und zu Kopra getrocknet werden; diese kommen dann zum Verkauf an europäische Export- firmen. Leider wird das Produkt besonders auf der Insel häufig am Feuer statt an der Sonne und überhaupt mangelhaft und vielfach im unreifen Zu- stande getrocknet, wodurch es bedeutend an Markt- werth verliert. Die Zollbehörde beabsichtigt, ein schärferes Ueberwachungssystem in dieser Hinsicht ein- zuführen, wodurch die Qualität der Sansibarer Kopra sehr gewinnen würde. Im Berichtsjahre kam eine sehr große Ernte auf den Markt, doch wirkten die niederen Oelpreise in Europa drückend auf die Preise, so daß das Geschäft sowohl für Produzenten als Händler weniger lohnend war als in anderen Jahren. Der Durchschnittspreis für trockene Waare betrug 1 bis 1,25 Dollar per Frasilah zu 35 engl. Pfd. Exportirt wurden 1895 für 1042040 Rupien und 1896 für 1085057 Rupien. Sesamsaat (Simsin). Durch die Heuschreckenplage 1894, unter welcher Sesam besonders litt, wurden die Eingeborenen viel- fach abgeschreckt, diese werthvolle Oelfrucht anzupflanzen. Die Ernte blieb daher auch in diesem Jahre weit hinter früheren Jahren zurück und wurde größtentheils im Lokalkonsum aufgebraucht. Da die Heuschrecken nun zwel Jahre ausgeblieben sind, so steht zu hoffen, daß die Eingeborenen sich wieder an die Sesamkultur wagen werden. Nach Europa wurde in diesem Jahre fast nichts exportirt. Kleine Mengen gingen nach Aden und gegen Ende des Jahres nach Bombay. Die Preise notirten auf weißem Sesam per Frasilah zu 34 engl. Pfd. 2, schwarzen Sesam per Fra- silah zu 37 engl. Pfd. 2 Rupien. Exportirt wurde für 92 404 Rupien. Palmkerne. Die Oel- palme, jene wichtigste Kulturpflanze Westafrikas, kommt in Ostafrika nur auf der Insel Pemba in größeren Mengen, sonst nur vereinzelt im Panganithal bei Dar-es-Saläm 2c. fort. Sie wird nirgends rationell kultivirt, die Früchte sind daher nur klein und setzen fast kein Fruchtfleisch an, so daß die Gewinnung von Palmöl unmöglich wird. Dagegen werden Palmkerne aus Pemba in kleinen Mengen und schlechter Qualität von Sansibar exportirt. Ebenso spielt die Erdnuß (Arachis) hier nicht die wichtige Rolle wie in West- afrika. Sie wird zwar überall angebaut und von den Eingeborenen lokal konsumirt. Im ästlichen Ufergebiete des Viktoria-Nyanza bildet sie sogar die Hauptnahrung, doch findet ein namhafter Export nur aus der portugiesischen Kolonie Mozambique statt. Von Sansibar kommen wohl nur Erdnüsse aus dem Distrikt Lindi im südlichen Deutsch-Ostafrika zur Aus- fuhr. Exportirt wurden für 8529 Rup. Ricinus wird überall angepflanzt und liefert ein gutes Er- trägniß, hat jedoch nur lokalen Konsum. Pflanzensäfte und Harze. Kautschuk. Die- ses wichtige Produkt, dem die europäische Industrie eine stets steigende Nachfrage sichert, wird in Afrika aus dem Milchsaft der wildwachsenden Landolphia-