hätten, nicht nur diese Letzteren, sondern auch die- jenigen drei Neumecklenburger ermordet, welche nach früheren Erzählungen mit einem Theil der Lebens- mittel entwichen sein sollten. Eine überzeugende Gewißheit war aus den Darstellungen dieser Leute nicht zu schöpfen. Da ein starker Rassenhaß zwischen den Arbeitern aus Buka (Salomons-Inseln) und denen aus Neumecklenburg (Neupommern) besteht, so war es nicht ausgeschlossen, daß die als Zeugen vernommenen Eingeborenen der letzteren belden In- seln die ganze Erzählung erfunden hatten, um an den Bukas wegen irgend eines der dortigen Behörde umbekannten Streites Rache zu nehmen. Die von Herru v. Hagen in Stephansort veranlaßten Ver- höre von anderen Expeditionsmitgliedern, darunter auch Bukaleuten, haben aber die obige Erzählung zum größten Theil bestätigt. Aus den Aussagen der bisher vernommenen Bukajungen Ranga, Opieha (Upia), Tupi (Zuppis) und Likki, der Neumecklen- urger Barono und Kiptu und des Neupommern Tutum geht übereinstimmend hervor, daß die Expe- dition an einen großen Fluß gelangte, Ehlers hier ein Floß bauen ließ, am zweiten Tage die meisten kranken Mitglieder der Expedition den Fluß abwärts zu Fuß vorausschickte und nur mit Ranga, Upia und Zuppis zurückblieb. Am nächsten Tage stießen diese letzteren Drei allein wieder zu ihren Kameraden, Ranga und Upia im Besitze von Ehlers und Pierings Gewehren, Ranga auch mit Ehlers Spiegel, Rasir- messer, Waschgeschirr und „vielem Geld“. Von einem selner eigenen Landsleute wird Ranga auch beschuldigt, die Ehlersschen Gewehre kurz vor An- kunft auf der Missionsstation Motu-Motu in den Fluß geworfen und die Ermordung von Ehlers zu- gestanden zu haben. Ob diese Thatsachen dem Richter genügen würden, die drei verdächtigen Bukaleute wegen Mordes zu verurtheilen, muß infolge der traurigen Unterbrechung, die diese Untersuchung er- litten hat, zunächst auf sich beruhen; immerhin ist danach in hohem Grade wahrscheinlich, daß die Führer der Expedition ein gewaltsames Ende ge- sunden haben. Zu derselben Angelegenheit meldet der Kaiserliche Richter Dr. Hahl aus Herbertshöhe unter dem 1. September d. Is. noch Folgendes: „Die angestellte Untersuchung hat die Gewißheit ergeben, daß die Herren Ehlers und Piering auf ihrem Zuge durch Neu-Guinea von den Bukajungen Ranga und Upia erschossen wurden. Den Beiden sielen auch der Diener Tschokra und die Neumecklen- burger Maris, Baris und Bangin zum Opfer. Es hat sich bestätigt, daß die zwei letztgenannten Jungen mit einem Theile des Mundvorrathes ent- wichen waren. Ebenso ist richtig, daß an einem be- reits südwärts ziehenden Flusse ein Floß gebaut wurde. Auf diesem fanden Ehlers, Piering, Tschokra, Maris, Ranga und Upia Platz. Die übrige Mann- 664 schaft wurde am Flußufer vorausgesandt. Gegen Mittag trasen Ranga, Upia, Maris und ein früher aus Erschöpfung zurückgebliebener Buka Namens Zupis wieder beim Haupttrupp am Ufer ein. Erstere erzählten auf Befragen sofort und später wiederholt, daß sie, und zwar Ranga Herrn Ehlers und Tschokra, Upla den Polizeiunterosfizier erschossen hätten. Maris — der einzige Augenzeuge — wurde später auf dem Weitermarsch ebenfalls von Upia getödtet. Nach langer Wanderung traf der Trupp, dem sich auch die beiden entlaufenen Neumecklenburger wieder zugesellt hatten, auf einen Bestand Sago- palmen. Dort wurde gerastet. Die Leute bauten sich Flöße aus den Blattrippen der Palmen. Am Morgen des dritten Tages kam ein offenbar schon lange gärender Streit zwischen den Buka und Neu- mecklenburgern zum Ausbruch. Ranga und Upia erschossen den Baris und Bargin, Zupis streckte den Lupid nieder. Er wurde hierwegen zu drei Jahren Gefängniß mit Zwangsarbeit verurtheilt. Ueber die Beweggründe der Ermordung der belden Welßen und des Streites unter den Farbigen ließ sich Nichts feststellen.“ Wie früher gemeldet, ist es den beiden Buka- leuten gelungen, aus dem Gefängniß zu Stephansort zu entspringen. Bei dem Versuche, ihrer wieder habhaft zu werden, wurde der stellvertretende Landes- hauptmann v. Hagen am 14. August von Ranga meuchlings erschossen. Der Kaiserliche Richter hat darauf unverweilt mit Unterstützung von S. M. S. „Falke“ einen Strafzug gegen die Dörfer Mala, Para und Gorib, deren Bewohner den Bukaleuten Aufnahme und Unterstützung gewährt hatten, ausgeführt. Bei der Schwierigkeit des dicht verwachsenen Hügellandes ist es den Behörden nicht gelungen, der geflüchteten Mörder habhaft zu werden. Wenige Tage später sind sie aber, wie die neuesten bei der Neu-Guinea- Kompagnie eingelaufenen Nachrichten bewelsen, be- freundeten Eingeborenen in die Hände gefallen und von ihnen getödtet worden. Sur Ermordung des Landesbauptmanns v. dagen. Einem Privatbriefe der Schwester Auguste Herber, aus Stephansart, die dort für den Frauenverein als Krankenpflegerin thätig ist, entnehmen wir folgende Einzelheiten über die Ermordung des kommissarischen Landeshauptmanns v. Hagen: „Am 13. August waren die Herren v. Hagen, Dr. Hahl, Boluminski, Blum und Polizeiunteroffizier Störmes mit der Schußtruppe nach Friedrich Wilhelms- hafen heraufgezogen, um dort die beiden ausgerückten Ehlersschen Mörder zu suchen. Herr v. Hagen er- hielt Nachricht, daß die Mörder bei Jomba, in den Dörfern Malanula und Gorib sitzen sollten; dorthin hatte nun die Expedition ihren Weg genommen. Nirgends war etwas Verdächtiges zu sehen. Da