— 66 ersten Theile gut angebaut und bevölkert, doch sieht sie jetzt allerdings, da sie an dem Mangel ständiger Gewässer leidet, ziemlich grau und vertrocknet aus, ebenso sind die Trinkwasserverhältnisse, meist in Gruben gesammeltes Grundwasser, wenig günstige. Kleinvieh- zucht scheint außerordentlich stark betrieben zu werden, was ich außer aus einigen Herden, die ich am Wege sah, daraus schließe, daß ich an einzelnen Tagen bis zu zwölf Ziegen an Geschenken bekam. Was ich an Rindern gesehen, war das allgemein verbreitete Buckelrind, aber von außerordentlich starkem Schlage. Einen angenehmen Kontrast zu der Trockenheit in Usandaui bildet nach Ueberschreiten der Mgolombo= (Mongolombo-) Berge, der Grenze zwischen Usandaui und Irangi, am 9. Oktober der Blick in das Thal des Bubu= und Kondoaflusses, die beide hierselbst jetzt hinreichend gutes und klares Wasser führen, das, obgleich der Boden an sich hier fraglos weniger fruchtbar ist als die Bubuniederung bei Kilimatinde, dennoch seinen wohlthätigen Einfluß auf die nähere Umgebung in augenscheinlicher Weise geltend macht. Besonders auffällig waren weite, mit schönen, weichen und aromatischen Gräsern bestandene Weide- flächen, die, wenn auch ab und zu stark mit Busch versetzt, unwillkürlich an unsere heimischen Wiesen- gelände erinnerten. Stundenlang durch wohl ange- baute und reich bevölkerte Niederungen marschirend, erreichte ich gegen Mittag Kondoa, den Sitz des Wali Mohamed bin Omar, bei welchem die ganze Expedition sehr aufmerksame und gastfreie Auf- nahme fand. Das Land Mangati selbst, in seiner ganzen Länge von dem hier wasserreichen Bubu durchflossen, macht den Eindruck großer Fruchtbarkeit und ist auffallend wildreich. Ich habe an einem Tage Herden von Antilopen, Giraffen, Zebras, Straußen, Wildschweinen, unendlich viele Perl= und Steppenhühner und — wenigstens frische Spuren vom Rhinoceros (karu) ge- sehen. Die Ufer des Bubu, zum Theil dicht mit Phönixpalmen (ukindu) bestanden, bieten ein im Gegensatz zu der sonstigen Trockenheit hier direkt entzückendes Bild. Freilich sind gerade die frucht- barsten Niederungsgelände von den Eingeborenen selbst nicht bewohnt, wohl ein Zeichen, daß sie in- solge Ueberschwemmungen des Bubu während der Regenzeit, der selbst jetzt weite Sumpfstrecken bildet, zu ungesund sind. Im ganzen Lande Ufiome fand ich seitens der Bevölkerung eine vertrauensvolle, geradezu herzliche Aufnahme, und machte besonders der Sultan Hanota von Klein = Ufiome, ein junger, intelligenter Neger, nebenbei bemerkt mit auffallend jüdischem Gesichtstypus, einen durchaus guten, energischen Eindruck, während in Groß-Ufiome, dessen Sultan Uhn zwar wohlgesinnt, aber ziemlich alt und theilnahmlos erscheint, sich in der Hauptsache wohl der Einfluß der vor einiger Zeit erfolgten Niederlassung eines deutschen Händlers günstig bemerkbar macht. Landschaftlich zeichnen sich sowohl Klein= wie Groß-Usiome durch gute Bebauung und besonders ersteres infolge des wasserreichen Bassodasees, an dessen mit Schilf bewachsenen Ufern man sich wieder völlig auf einen heimischen Wiesen- grund versetzt glauben konnte, durch Fruchtbarkeit aus. Als besonders auffallende Erscheinung möchte ich in Klein-Usiome noch die Anpflanzung von zum Theil sogar mit Stützen versehenen Bäumen sowie schwache Versuche von Dornhecken zwischen den ein- zelnen Grundstücken hervorheben. « Der Mangati und Ufiome trennende niedere Höhenzug ist größtentheils mit schönem brauchbaren Nutzholz bestanden, während das Gebirge zwischen Klein= und Groß-Usiome, obgleich von verschiedenen kleinen Wasserläufen durchzogen, nur in den höheren Regionen nutzbare starke Hölzer aufweist. Es ist dies auch hier scheinbar eine Folge der unseligen Steppenbrände, die in den niedrigen Geländen, ob- gleich dieselben sich zu Anforstungen jedenfalls sehr gut eigneten, eine kräftige Entwickelung des Baum- wuchses nicht aufkommen lassen. Außerordentlich schöner, kräftiger Baumwuchs findet sich sodann wie- der im östlichen Theile von Groß-Ufiome, der wasser- reichen Ebene von Kallite. In dem mir bekannt gewordenen Theile des Landes Irangi wechseln weite Gras= und Dornebenen mit niedrigen, meist nur schwach bewaldeten Höhen- zügen ab, die nach Südwest, an der Grenze zwischen Jrangi und Uasi, wohl ihre größte Höhe, etwa 400 m relativ, erreichen. Die Ebene ist jetzt fast völlig trocken, da sie aber während der Regenzeiten, wie viele trockene, zum Theil steil ausgerissene Bachläufe schließen lassen, genügendes Wasser erhält, ziemlich fruchtbar, gut be- völkert und angebaut. Vieh habe ich sehr wenig gesehen, doch war es wohl meist in den Bergen ver- steckt. Einen besonders fruchtbaren Eindruck machte die Landschaft Haupi, ein wohl 200 m über der Konduziebene gelegenes Hochplateau mit einem kleinen See und weiten, saftigen Grasflächen. Für die In- telligenz der Bewohner zeugten primitive Dammbauten zur Ablenkung des Hochwassers in der Regenzeit, während in dem weniger fruchtbaren Kulamba mich deutliche Spuren von Düngung der Felder mit Vieh- dung überraschten, die ich bisher noch auf keiner meiner Reisen gefunden. Der Charakter der Landschaft Burungi entspricht durchaus dem über Irangi Gesagten. Der Boden ist nicht unfruchtbar, doch fehlt es in der jetzigen Periode überall an Wasser; wo solches einigermaßen vorhanden ist, macht sich dies in der Vegetation so- fort angenehm bemerkbar. Bezüglich Bebauung und wohl auch Dichtigkeit der Bevölkerung scheint Burungi, wenigstens südlich von Kwa Damassi, hinter Irangi zurückzustehen. Der auf meinem weiteren Rückmarsche durch- schrittene Theil von Ugogo, besonders die Land- schaften Tisso, Nayo und der nördliche, höher gelegene Theil von Kwa Nyagallo sind, da sie einiges stän- dige Wasser besitzen, fruchtbarer und auch besser