— 85 Golf ausgeführt würden. Was die Haussklaverei betriftt, sei keine große Veränderung vor sich ge- gangen. Während der sechs Monate zwischen dem Inkrafttreten des Abschaffungsdekrets und der Ab- fassung des Berichtes hätten etwas über ein Dutzend Sklaven die Freiheit erlangt. Die Ursache hiervon liege in der Unwissenheit und in der Indolenz der dortigen Sklaven. Uebrigens habe das Abschaffungs- dekret in Bezug auf die Behandlung der Sklaven günstig gewirkt. Der kürzlich verstorbene englische Philanthrop John Thomas Morton hat in seinem Testamente den größten Theil seines gewaltigen Vermögens der Mission vermacht. Um wie große Summen ch sich dabei handelt, läßt sich noch nicht über- sehen. Von Sachverständigen wird die Erbschafts- masse auf 14 bis 15 Millionen Mark geschätzt, wovon für die Mission acht bis zehn Millionen übrig bleiben dürften. Den Löwenantheil dieser Summe, sost zwei Drittel dovon, erhält die Brüdergemeinde. Dieser Mission, der er von Geburt ganz fern stand, näherte er sich zuerst im Jahre 1894, und in den dier Jahren seither hat er ihr nicht weniger als 271 300 Mark geschenkt, ohne das anfangs erwähnte Vermächtniß. Ueber die Thätigkeit der Pallotiner-Mission in Kamerun während des Jahres 1897 berichtet der opostolische Präfekt P. Vieter in Kribi (gleichfalls in Kreuz und Schwert“): Aus Kribi ist vor Allem die erfreuliche Thatsache zu bemerken, daß dort 36 Yaundekinder seit einem Johr zur Erziehung sich befinden, ferner 26 Knaben aus den Mabea= und Ngumbastämmen und 13 von der Batangaküste, also im Ganzen 75 Knaben. Außer diesen 75, von der Mission gänzlich unterhaltenen Knaben wird unsere Schule in Kribi von 30 Knaben aus Kribi besucht. Mehrere der älteren Knaben erlernen dann die Schreinerei, Schusterei oder Schnei- berei, während andere als Hülfslehrer sich ausbilden, um in den Nebenschulen ihre Kräfte der Mission zu widmen. Zehn solche Hülfslehrer leisten der Mission Kiii bereits gute Dienste in den zehn zu Kribi ge- hörenden Nebenschulen. Der größte Theil der Knaben wird außer der Schulzeit mit Feldarbeit beschäftigt. Unsere drei Schwestern in Kribi haben 15 Mädchen, denen sie vollständigen Unterhalt und angemessene Eriehung geben. Außerdem wird die Schwestern- shule hier von etwa 25 Mädchen aus Kribt besucht. Die Zahl der Getauften in Kribi beträgt jetzt 600. In Marienberg wird die Schule von 70 Kindern besucht, die alle von der Mission völlig unterhalten werden. Die Zahl der Taufen ist dort auf 1050 gestiegen, gewiß eine schöne Zahl. Marienberg ist di älteste Station. Die zu Marienberg gehörenden Nebenschulen, etwa 19 bis 20, zählen eine sehr große Anzahl Schüler. Wenn sich alle täglich einfinden, àerfte die Zahl derselben wohl 750 bis 800 be- kagen. Leider ist das bei den Marienberger Neben- schulen ebenso wenig der Fall als bei den Neben- schulen Kribis, Edeas und Engelbergs. Die Schwestern in Marienberg, drei, widmen sich der Erziehung der weiblichen Jugend in derselben Weise wie die Schwestern in Kribi. Die Zahl ihrer Zöglinge ist 17 bis 18, die alle ihren Unterhalt von der Mission erhalten. Die Schwestern haben in mancher Hinsicht mehr Schwierigkeiten mit den Mädchen als die Patres mit den Knaben, auch ist es für dieselben viel schwieriger, Mädchen zur Erziehung zu erhalten, als es für die Patres ist, Knaben zu bekommen. In Edea wurde im Mai d. Is. durch P. Müller und zwei Brüder die dem heiligen Herzen Jesu ge- weihte Station wieder eröffnet; wegen Priester- mangels war sie über zwei Jahre verwaist. Die Schule in der Station selbst zählt zwar nur 30 Schüler, aber 17 bis 18 Nebenschulen, die P. Müller errichtete, arbeiten mit und sichern der Mission eine gute Zukunft. Die Zahl der Getauften in Edea beträgt zwar zur Zeit nur 225, wird aber im näch- sten Jahre eine erfreuliche Zunahme auszuweisen haben. Engelberg, unsere Erholungsstation im Kamerun- gebirge, wurde im letzten Jahre sehr stark in Anspruch genommen, dafür fanden aber in diesem Jahre gar keine Heimreisen nach Europa statt. Die Station erweist sich als eine wahre Wohlthat für uns. Die Schülerzahl beträgt 30, getauft wurden etwa 110. In Mapanja, /4 Stunden von Engelberg, 700 m hoch, wurde in diesem Monat von drei Schwestern eine Station eröffnet. Auf Engelberg befindet sich auch eine Erholungsstation für Schwestern. Neben- schulen wurden im Gebirge acht errichtet. Die Kaffeefarm Engelbergs gedeiht sehr gut, doch hat sich ein großer Feind der Pflanzungen gefunden, nämlich die Kühe der Eingeborenen, die die Zweige, Blätter und Früchte abreißen und verschlingen. In Victoria kaufte ich von einem Schwarzen ein passend gelegenes, noch gut erhaltenes Wellblechhaus zu 1000 Mark, das unseren erholungsbedürftigen Mitbrüdern und Schwestern als Absteigequartier dienen soll. Der Platz, auf dem das Haus steht, war von der Regierung gepachtet, wurde aber auf eine Eingabe meinerseits der Mission vom Kaiser- lichen Gounverneur v. Puttkamer als Eigenthum zugesprochen. Im Juni starb in Marienberg Schwester Chri- stine am Schwarzwasserfieber nach etwa 15 Monaten aufopfernder Thätigkeit in unserer Mission. Alle Patres, vielleicht mit Ausnahme eines einzigen, litten im letzten Jahre weniger am Fieber, als es früher der Fall war. Großen Vortheil bringt uns die in diesem Jahre erfolgte Drucklegung des Duallakatechismus und der biblischen Geschichte in derselben Sprache. (Vergl. den Bericht desselben Verfassers auf S. 58 ff. des als Beilage zur vor. Nr. des Kol. Bl. erschienenen „Jahresberichts über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete im Jahre 1896/97“.)