114 Nichtamtlicher Theil. Personal · Nachrichten. Am Sonntag, den 13. Februar d. Is., ist der Senatspräsident beim Reichsgericht, Dr. Paul Kayser, von langem Leiden in seinem 53. Lebensjahre durch einen sanften Tod erlöst worden. Dr. Kayser übernahm am 1. Juli 1890 die Leitung der wenige Monate vorher neu gebildeten Kolonial-Abtheilung. Vermöge seiner umfssenden Kenntnisse, die er sich auf dem Gebiete der Justiz und der Verwaltung in einer vielseitigen Laufbahn erworben, und seiner reichen Begabung erschien er für diese schwierige Aufgabe besonders geeignet. Seit seiner Einberufung in das Auswärtige Amt Anfang 1885 hatte er bereits an der Ausgestaltung der Rechtsver- hältnisse der Schutzgebiete lebhaften Antheil genommen. Mit dem größten Eifer und einer außergewöhnlichen Arbeitskraft ging er nun an die sich ihm bietenden neuen Aufgaben, wobei er von Anbeginn an das Ziel verfolgte, dem Handel und Verkehr sowie der Missions- thätigkeit unter Vermeidung büreaukratischer Eng- herzigkeit freie Bahn zu schaffen. Auf seine Anregung erging unter dem 10. Oktober 1890 das Dekret, betreffend die Errichtung des Kolonialrathes, dessen Zusammensetzung aus den sachverständigsten Vertretern der verschiedenen kolonialen Interessen dieser Körper- schaft von vornherein die Bedeutung sicherte, die sie sich in stets wachsendem Maße erworben hat. Seine Bemühungen, mit sachverständiger Unterstützung die Entwickelung der Kolonien zu fördern, sind nicht vergeblich gewesen; denn während der sechs Jahre seiner Amtsführung sind auf allen Gebieten über- raschende Fortschritte zu verzeichnen. Nachdem — bis auf Togo — überall die Abgrenzung gegen die Nachbarkolonien bewirkt worden war, wurde in den Schutzgebieten eine geordnete staatliche Verwaltung eingeführt, welche die befriedigende Entwickelung der- selben sichergestellt und den Raubzügen einzelner Stämme ein Ende gesetzt hat. Die Anzahl der Stationen mehrte sich, die weiße Bevölkerung wuchs. Die Zahl der deutschen Handelsfirmen vergrößerte sich, und es erwuchsen Plantagenunter- nehmungen, von denen im Jahre 1890 noch nirgends die Rede war. Die sanitären Verhältnisse verbesserten sich in außerordentlicher Weise. Der wissenschaft- lichen Forschung wurde besondere Aufmerksamkeit ge- widmet, das Missionswesen nahm einen ungeahnten Ausschwung. Noch im letzten Jahre seiner Amts- führung gelang es ihm, die Organisation der Schutz- truppen zum Abschluß und damit die Einheitlichkeit in der Kolonialverwaltung zur Durchführung zu bringen. Infolge seiner erschütterten Gesundheit war es ihm nicht beschieden, in seiner neuen Stellung als Senatspräsident beim Reichsgericht lange zu wirken. Mit der Geschichte der kolonialen Entwickelung, für die er in aufopferndster Weise gewirkt hat, wird sein Name dauernd verbunden bleiben. Deutsch -Ostafrika. Der ständige Hülfsarbeiter im Auswärtigen Amt Legationsrath v. der Decken tritt demnächst die Ausreise nach dem Schutzgebiet an, um die Vertre- tung des voraussichtlich im Mai einen Heimaths= urlaub antretenden Chefs der Centralverwaltung, v. Bennigsen, zu übernehmen. Mit ihm zugleich wird der Gerichtsassessor Dr. Solf sich nach Ostafrika begeben, um die Funktionen eines Bezirksrichters wahrzunehmen. Der Gerichtsaktuar Gadski und der Zollprakti- kant Billib sind dem Gouvernement zugetheilt wor- den, nachdem sie auf dem Seminar für orientalische Sprachen das Suaheli erlernt haben. Der Regierungslandmesser Bertram und der Vermessungsgehülfe Schleicher treten demnächst die Reise nach Ostafrika an. Der Büreauassisteut V. Otto ist im Januar d. Is. auf der Reise nach der Station Langenburg verstorben. —.. . — ÚÛ Ramernn. Der Kaiserliche Gouverneur v. Puttkamer hat Kamerun mit Urlaub verlassen und ist am 8. Februar in Madeira eingetroffen. Der Techniker Küpp tritt demnächst zum Ersatz des ausscheidenden Technikers Malinowski die Reise nach Kamerun an. Der für die Polizeimeisterstelle angenommene frühere Sergeant Olbrich ist nach Kamerun abgereist. Togo. Der Kaiserliche Landeshauptmann von Togo, Köhler, ist in Lome eingetroffen und hat die Ge- schäfte der Landeshauptmannschaft übernommen. Büreandiätar Ebel reist im März nach Lome ab. Der für den Zolldienst angenommene Grenzaufseher Pittroff tritt im März die Reise nach Lome an.