Ueberzeugung nach nur Furcht die Veranlassung. Ich habe ihnen einen längeren Termin stellen lassen. Am 7. Januar traf die gesammte Expedition in Lolodorf ein, und nöthigte hier die Neubeschaffung von Trägern und Erledigung von Stationsangelegen- heiten zu mehrtögigem Aufenthalt. Am 12. d. Mts. ist die Expedition in der Stärke von 3 Offizieren, 1 Arzt, 3 weißen Unteroffizieren, 1 Lazarethgehülfen, 162 farbigen Chargen und Sol- daten, in zwei Kompagnien formirt, und 145 Trä- gern aufgebrochen, um über Tungadorf in das Buly- gebiet zu gehen. Ich beabsichtige zuerst den großen Sakoistamm für seine in kurzer Zeit erfolgten vielfachen Räubereien am Gouvernementsweg zu bestrasen und dann im Hinterlande von Groß-Batanga und Campo Ordnung zu schaffen. Aus dem Widerstande, den die Truppe im Bane- gebiet gefunden hat, läßt sich erkennen, daß auch hier der Widerstand ein erheblicher sein wird. Nur die Bulys unmittelbar südlich des Bane- gebietes (Mfong) haben sich friedlich gezeigt. Des- gleichen soll auch die unmittelbare Umgebung der Missionsstation ruhig geblieben sein. Morgen, am 15. d. Mts., will ich von hier aufbrechen. (gez.) v. Kamptz, Hauptmann und Kommandeur. Ngulemakong, den 19. Dezember 1897. Dem Kaiserlichen Gouvernement berichte ich ganz gehorsamst, daß gestern die West-Wogamug, etwa 400 bis 500 Mann stark, unter Führung von Amo- gubane, denen ich freies Geleit hatte versprechen lassen, zu Friedensverhandlungen hier eingetroffen sind, und es ist mir gelungen, einen Friedensvertrag mit ihnen abzuschließen. 1 Die Aussichten auf Beendigung der Expedition im Banegebiet sind im Uebrigen derartige, daß ich in etwa 14 Tagen hoffe, den Ost-Wogamugfrieden ebenfalls in entsprechender Form schließen zu können. Kleine militärische Aktionen zu diesem Zweck sind vorher jedenfalls aber noch erforderlich. Vorläufig erwarte ich die Rückkehr von Unterhändlern Balin- korres aus Sambongsa (Jamböng). Die Expedition wird jedenfalls bei ihrer Rückkehr noch eine Ver- zögerung erleiden, da dem Vernehmen nach Genaas, also zwischen hier und Lolodorf, auf dem Gouverne= mentsweg und der Baneroute, neuerdings bedeutende Uebergriffe sich haben zu Schulden kommen lassen. Ich habe alle Genoahäuptlinge auf dem Rückwege zu mir bestellt und werde gegen nichterscheinende, eine hohe Genehmigung vorausgesetzt, zur endlichen gründlichen Sicherung der Straßen rücksichtslos vor- gehen. Eventuell werde ich einen Theil der Lolodorf- besatzung an den Gouvernementsweg, eltwa 10 Stunden östlich Lolodorfs, vorläufig ständig Quartier beziehen lassen, und bitte ich deshalb gehorsamst um Geneh- migung, vorläufig die mir von Yaunde zur Verfü- 174 gung gestellten zehn Soldaten in Lolodorf behalten zu dürfen, zumal iederzeit eine stärkere Patrouille nach Bane—Genoa oder Buli dort verfügbar sein muß. (gez.) Freiherr v. Stein, Premierlieutenant und Expeditionsführer. Ngulemakong, den 27. Dezember 1897. Dem Kaiserlichen Gouvernement berichte ich ganz gehorsamst, daß am 25. d. Mts. sich die Ost-Wogamugs unter Führung des Häuptlings Balansäna, Sohnes des Sambosä (Jamböng), hier eingefunden haben, um Frieden zu erbitten. Politisch wichtiger, weil bedeutend intelligenter und energischer, ist der jüngere Bruder des Erwähnten, Ndi, der noch weiter östlich sitzt und sehr großen Anhang hat. Es ist derselbe, der seinerzeit den Ueberfall in Yanda, im Atagane- busch, in Scene setzte. Gerade diesen glaube ich im Anschluß an die Friedensverhandlungen völlig davon überzeugt zu haben, daß sein Vortheil auf Seiten der Europäer liegt, und hat er ebenso wie der in- telligenteste Sohn des alten Balinkorre, Balingtsche, mir bereits den Wunsch geäußert, zur Erweiterung seines Gesichtskreises einen Besuch in Kamerun ab- zustatten, der ihm ein noch erhöhtes Ansehen bei seinen Landsleuten eintragen, der Kaiserlichen Re- gierung aber für die Zukunft wohl auch bedeutend von Nutzen sein würde. Balansäna und ein großer Theil der übrigen Ost-Wogamughäuptlinge haben übrigens nachweislich sich am Kriege nicht betheiligt, im Gegentheil stets zum Frieden geredet. Doch ist ein Theil ihrer Leute ohne ihre Genehmigung den West-Wogamugs zugelaufen. Ich glaubte, die Frie- densbedingungen auch dementsprechend niedriger an- setzen zu können, zumal Kund seinerzeit lange Zeit in Sambosa (Jamböng) vorzügliche Aufnahme und jede Unterstützung fand. Verschiedene Zeitungen aus dem Jahre 1886, eine große deutsche Flagge, Zeuge rc. wurden mir als Erinnerung an Kund mitgebracht. Der Weg über Sambosaä (Jamböng) hinaus an den Nyong, 2½ Tagemärsche ostnordöstlich von hier, dürfte also in zwei Monaten in seiner ganzen Länge von Lolodorf aus sicher und gut wie die Gouverne- mentsroute sein. Die östlich der Ost-Wogamugs sitzenden, sehr bedeutenden Jengone, die zu passiren Kund seinerzeit nicht glückte, würden unter dem Druck der Ereignisse jetzt ebenfalls friedlich sein, und dürfte in Rücksicht auf die mir allerseits bestätigte Schifs- barkeit des oberen Nyong auf große Strecken in Verbindung mit der neugeschaffenen Wegeverbindung Lolodorf— Bambam — Kubana—Amogubane—Jene- balla—Ngulemakong—Sambosä zu genanntem Flusse (zusammen etwa 70 Stunden) ein bedeutender Auf- schwung des Handels von Lolodorf aus direkt nach Osten zu erwarten sein. So liegen allein in der hiesigen Faktorei 700 Pfund Jengone-Elfenbein und sind jetzt 150 eingeborene Träger zur Küste gegangen, ohne 40 Eingeborene, die für mich ohne Soldaten nach Lolodorf marschirt sind. Wenn irgend möglich,