Kinder herbeigeholt, die, im Busch versteckt, den Ausgang der Verhandlungen erwartet hatten, und dann lagerten wir uns Alle in bester Eintracht auf schnell herbeigeholten Bastmatten, um des Weiteren den Freundschaftsbund zu besiegeln. Die beiden Häuptlinge überreichten als Gegengabe dem Richter je einen Faden Aapsoka und ließen sich in stolzer Ruhe, die sie während der ganzen Zeremonie be— wahrt hatten, in unserer Mitte nieder. Auch als unser Kommandant zum Zeichen der Freundschaft jedem der großen Krieger ein riesiges Buschmesser überreichte, verrieth keine Miene, daß sie über diese Gabe, die bei den Kanaken in hohem Werth steht, auch nur zum Mindesten erstannt oder erfreut seien. Mit vornehmer Ruhe gaben sie das Messer an junge Krieger ab, die dann auf ein kaum merkliches Kopf- nicken verschwanden, um nach kurzer Zeit mit einem sauber verschnürten Bündel Speere wieder zu er- scheinen, das der Häuptling stumm seinem weißen Freunde in den Schooß legte. Inzwischen war unser Frühstückskorb erschienen, aus dessen vielverheißendem Innern sich eine Flasche Champagner und andere gute Dinge entwickelten. In silbernen Bechern wurde der schäumende Trank den weißen und den schwarzen Häuptlingen kredenzt, und unsere neuen Freunde ließen mit stummer Würde aber sichtlichem Behagen diese Ehrung über sich er- gehen. Auch den später erscheinenden Rothwein nahmen sie, nachdem sie auf den Geschmack gekommen waren, nicht nur gnädig hin, sondern zeigten durch Mienenspiel ein sichtliches Verlangen danach. Aber noch war die Zeremonie nicht ganz be- endigt, die übliche Rede fehlte noch, und schon hatte der Richter Bedenken geäußert über die Offenheit der friedlichen Gesinnung, als plötzlich in athemlosem Lauf ein alter Mann aus dem Busch erschien. Nur mit einem schellenbehangenen Bastkörbchen bekleidet, das er unter dem Arm trug, lief er um uns herum und erzählte, keuchend vor Anstrengung, aber mit bewundernswerther Zungenfertigkeit, er sei herum- gelaufen und habe allen betheiligten Dörfern die frohe Botschaft vom großen Frieden überbracht, nun sei allenthalben Freude im Lande. Obgleich der Er- zählung des alten Herrn mit Rücksicht auf die ver- flossene kurze Spanne Zeit keine allzu große Glaub- würdigkeit beigemessen werden konnte, wurde sein Auftreten symbolisch als Besiegelung des Friedens- bundes angenommen und er selber durch Geschenke in entsprechender Weise geehrt. Damit war unsere Aufgabe erfüllt, und wir kehrten nach kurzem Besuch in den einzelnen Hütten zu den Booten zurück, begleitet von den Eingeborenen, deren Häuptlinge es sich nicht nehmen ließen, unseren Frühstückskorb zu tragen; wohl ein Zeichen der An- erkennung für die gehabten Genüsse. Nach herz- lichem Abschied kehrte man an Bord zurück. 178 — — RAus dem PBereiche der Missionen und der Antishlaverei-Bewegung. Von der Kongregation der Pallottiner reisen mit der „Aline Woermann"“ nach Kamerun der Missions- priester Schöller und die Hülfsmissionare Freien- stein, Müller und Büning. Mit demselben Dampfer gehen für die Baseler Mission nach Kamerun die Missionare Schmid, Maier und Gutekunst, denen sich für die Baptistenmission die nach Kamerun gehende Diakonissin Fräulein Emilie Buchmann anschließt. Die Missionare Bernsmann und Teuchel mit ihren Frauen reisen am 25. März mit Dampfer „Marie Woermann“ nach Walfischbai; sie gehören zur Rheinischen Mission in Barmen. (Afrikapost.) — — ——— In der „Allgemeinen Missionszeitschrift“ wird über die Schulen der Baseler und der Norddeutschen Mission im englischen Evhelande, wie folgt, berichtet: Die Kolonialregierung (der Goldküste) hat in früheren Jahren, ohne Forderungen zu erheben, Schul- gelder verwilligt. Später hat sie einen Regierungs- inspektor angestellt und einen School-Board gebildet und dann angefangen, ihre Verwilligungen an Be- dingungen zu knüpfen, die alle aus dem Prinzip heraus gedacht waren, daß die Bildung des Volkes eine englische sein muß. Die Norddeutsche Missions- gesellschaft glaubte bei diesem System, das sich in allen Schulen, in den Schulzielen, in der Lehrer- bildung geltend machte und noch mehr in der Zu- kunft als schon jetzt, ihr Prinzip einer nationalen Erziehung, die ohne Bildung in der eigenen Mutter- sprache unmöglich ist, nicht aufrecht erhalten zu können, und hat darum auf den Schulgrant verzichtet. Ging man auf das englische System nicht ein, so wurde der Grant ohnehin ganz unbedeutend, während aller- dings die Summe, wenn man sich akkommodiren wollte, sehr ansehnlich wurde. So führt die Baseler Rech- nung von 1896 22 000 Mark auf, d. i. für jeden Schüler fast 6 Mark. Es wäre lehrreich, zu hören, ob dabei das Prinzip nationaler Erziehung, das die Baseler Mission auch hat, nicht doch leidet. Wenn die englische Regierung nicht von dem Wahn beseelt ist, daß einmal die Ga und Tshi redenden Völker englisch reden werden, und wenn sie erkennt, daß es doch besser ist, daß die Eingeborenen eine gesunde, einfache Bildung in ihrer Sprache empfangen, als wenn sie ein klein wenig Englisch lernen, so sollte sie doch bestimmt werden können, die zu unterstützen, die ihre Schutzbefohlenen lehren, in ihrer Sprache zu lesen und zu schreiben. Die Baseler Mission sendet doch jährlich gewiß 600 bis 700 Afrikaner, die lesen können, unter das Volk zurück. Die wollen dann auch etwas lesen. Die Zeiten sind auch für Afrika vorüber, wo Bibel und Gesangbuch genug waren für den einfachen Leser. Die Baseler Mission trifft denn auch Anstalten, um dem Lesebedürfniß entgegenzu-