nach scharfem Gefecht angelangt. Die Stadt wurde gestürmt und eingenommen. Die Sieger überzeugten sich, daß Benin den Namen Blutstadt mit Recht führte. In jedem Haus fast lagen die Körper von todten oder sterbenden Opfern des Fetischglaubens. Die Bewohner hatten geglaubt, durch ein großes Blutbad den Geist der Bronzefetische wieder zu ver- söhnen und das Glück der Waffen für sich gewinnen zu können. So groß war das Blutbad der Fetisch- priester, daß an einer Stelle links und rechts je 60 Menschenleichen lagen. Alles in Benin war blutübergossen, und Blut floß in Mengen aus dem in der Mitte der Stadt befindlichen Tempel. Auf sämmtlichen Kruzifixbäumen befanden sich menschliche Opfer. Die ganze Stadt bot einen schaurigen Anblick. Im Tempel fand man nun die so ängstlich ge- hüteten Heiligthümer vor. Es waren meist Bronzen, Köpfe darstellend, in denen Korallen und werthvolle Perlen lagerten. Theilweise war in der Kopföffnung geschnitztes Elfenbein eingetrieben. Auch ein Paar aus Elfenbein geschnitzte Leoparden fand man und dier aus Bronze sehr künstlich gegossene große Leoparden. Die Lehmwände des Tempels waren mit Bronze- platten bedeckt, auf denen allerlei Personen und Thiere in hübschen Reliefs dargestellt waren. Alle diese höchst eigenartigen und bisher unbekannten Werke längst vergessener Kunstfertigkeit wurden gesammelt und für den Transport zur Küste von den Siegern auf einen Haufen gelegt. Inzwischen war in einem großen mit Matten hedecten Hause ein provisorisches Hospital für die ahlreichen Verwundeten hergerichtet worden. Kaum hate man aber alle Leidenden hineingeschafft, als eme fanatische Beninleute die dem Hospital nahe- ligende Häuptlingshütte, vor der die Bronzen 2c. T in Brand steckten. Auch das Hospital fing deuer, und während Alles an das Retten der Ver- vundeten dachte und vollauf damit beschäftigt war, Lunen weitere Fetischleute aus dem Busch und retteten hrerseits so viel von den Bronzeheiligthümern, als se tragen konnten. Mit ihren Gütern und dem könige slüchteten die Fetischpriester nach dem Innern, 6 AMdb, während die Führer der Expedition an- wahnen, daß die Sachen meist bei dem Brande zu Gunde gegangen seien. As der in Lagos sehr bekannte und beliebte Rutsche Konsul Eduard Schmidt von dem wahren Sabperhalt zufällig hörte, sandte er einige zuver- Lssige Eingeborene nach Ado, um zu versuchen, euiges von den Bronzesachen den Flüchtlingen ab- iluufen. Erst nach Verlauf mehrerer Monate kamen die volen zurück. Sie hatten, solange der König sih auf freiem Fuße befand, erfolglos versucht, den W die Bronzen abzukaufen. Erst als der T mit den Fetischleuten, des ewigen Jagens durch ¾ Iuppen des Nigerküstengebietes und der Royal- Company müde, sich ergab, verkaufte der zweite inhäuplling die außerordentlich kunstvoll gearbeiteten 217 Bronzefetische, welche demnächst im Berliner Museum für Völkerkunde zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt werden, an die Leute des deutschen Konsuls. — — — — Tikter atur. Koloniales Jahrbuch. Herausgegeben von Gustav Meinecke. X. Jahrgang 1897. IV. Heft. Berlin W. 10. Deutscher Kolonial-Verlag. Im vorliegenden Schlußtheile des Jahrgangs 1897 behandelt ein ungenannter Autor aus Anlaß des Togovertrages die Frage extensiver und wirth- schaftlicher Kolonialpolitik. Ein Aufsatz von Mende spricht sich für Uebernahme der Landeshoheit in Neu- Guinea durch das Deutsche Reich aus. Zum Schluß wird eine Uebersicht der Koloniallitteratur des Jah- res 1896 geboten. Dr. Karl Fricker: Bibliothek der Länder- kunde, herausgegeben von Professor Dr. A. Kirch- hoff und Rudolf Fitzuer. 1. Band: Antarktis. 8° 230 Seiten mit 8 Tafeln, 3 Vollbildern, 37 Illustrationen und 12 Karten im Text und 1 gr. Karte des Südpolargebietes in Farbendruck. Berlin 1898. Verlag von Schall & Grund, Hof- buchhändler. Preis 5 Mark. Die „Bibliothek der Länderkunde“, deren erster Band hier vorliegt, soll nach einheitlichem Plane in einer Reihe von Bänden sämmtliche Ländergebiete der Erde zur Darstellung bringen. Der erste Band „Antarktis“ leitet das große Unternehmen ein. Er kommt gerade zur rechten Zeit, da nicht allein für die geographische Welt die Südpolarforschung im Vordergrund des Interesses steht, sondern das Pu- blikum dem Auslaufen einer deutschen Expedition in die Antarktis entgegenblickt. Dr. Fricker giebt in dem vorliegenden Bande zunächst eine eingehende Darstellung der Entdeckungsgeschichte und behandelt dann die Topographie und Geologie der bisher be- kannt gewordenen Südpolarländer, weiterhin die klimatischen Elemente wie die Eisverhältnisse, endlich die Thier= und Pflanzenwelt und schließt mit einem Ausblick auf die Zukunft der Südpolarforschung. — — — — Dr. Ch. G. Barth: Die von 1865 bis 1895 er- zielten Fortschritte der Kenntniß fremder Erdtheile in ihren Einwirkungen auf das staatliche und wirthschaftliche Leben des Deutschen Reichs. I.Theil. Stuttgart 1898. Hobbing & Büchle. Die Schrift verdankt ihr Entstehen anscheinend der von der Breslauer Universität gestellten Preis- aufgabe, welche damals eine genügende Lösung nach dem Urtheil der Preisrichter nicht gefunden hat. Es ist nicht zu ersehen, ob die Schrift ebenfalls dem Preisgericht vorgelegen hat. Der hier gedruckte erste Theil der Arbeit giebt eine sehr fleißige und müh- same Schilderung der Fortschritte unserer geographi-