Usambaragebirges nicht vor, nur an einzelnen Rand- bergen sollen die Nebel gelegentlich lästig werden. In gesundheitlicher Beziehung möchte ich noch besonderen Werth darauf legen, daß das Gebirge reich an guten Quellen ist. Ueberall im Gebirge habe ich den in den Tropen so überaus seltenen Genuß gehabt, aus Quellen oder Bächen geschöpftes kryftallllares, kühles Wasser trinken zu können. Aus allen diesen Wahrnehmungen habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß das Usambaragebirge in der Höhe von 1200 m und darüber für die Besiedelung durch Europäer in gesundheitlicher Be- ziehung vorzüglich geeignet ist. Auch gegen die Begründung eines Sanatoriums in Westusambara lassen sich Bedenken vom gesund- heitliceen Standpunkte nicht geltend machen, sofern nicht andere Gründe, wie Entfernung von der Küste und deswegen schwere Erreichbarkeit dagegen sprechen. Nur möchte ich noch darauf aufmerksam machen, daß man bezüglich des Sanatoriums eine Illusion, welche bisher allgemein und auch von mir selbst gehegt wurde, ausgeben muß. Man nimmt nänmlich an, daß in einem hoch= und noch dazu in malaria- freier Gegend gelegenen Sanatorium die Malaria einen milderen Verlauf nehme, sehr hartnäckige Fälle leicht geheilt werden, Recidive nicht erfolgen sollen. Leider ist dies nicht der Fall. Meine Unter- suchungen über Malaria in Westusambara haben gezeigt, daß sich die Malaria im Hochgebirge in Bezug auf ihren Charakter nicht im Mindesten ändert, die Anfälle sind ebenso intensiv wie an der Küste und können im Gebirge ebenso tödlich werden wie dort. Recidive sind im Hochgebirgsklima gerade so häufig wie in der Ebene. Auch die Rekonvaleszenz geht im Gebirge nicht schneller vor sich als an der Küste. Mit Rücksicht auf Malaria hat es demnach keinen Vortheil, ein Sanatorium im Hochgebirgsklima zu begründen. Wenn die Besiedelung des Gebirges unter den jetigen Verhältnissen gelingen soll, dann müssen aller- dings noch gewisse Bedingungen erfüllt werden. Vuor allen Dingen müssen die Einwanderer so ins Gebirge befördert werden, daß sie weder beim nothwendigen Aufenthalt an der Küste, noch auf dem Wege zum Gebirge mit Malaria infizirt werden. Deß dies möglich ist, beweist meine eigene Expedition. Bei derselben befanden sich vier Europäer, und nur einer erkrankte, aber auch dieser höchstwahrscheinlich an einem Rezidiv und nicht an frischer Malaria. Kur vorher und gleich nachher waren dagegen fünf Trappisten denselben Weg gegangen und sämmtlich erkrankt. Ferner muß den Ansiedlern im Gebirge aus- reichende ärztliche Hülfe zur Verfügung gestellt werden, damit, wenn trotz aller Vorsicht Jemand nach seiner Ankunft an Malaria erkrankt, die Krankheit schnell und sicher beseitigt wird. Sollte man diese Vorsichtsmaßregeln unterlassen und die Einwanderung auf gut Glück hin vor sich 237 gehen lassen, dann könnte man Zustände und Kata- strophen erleben, wie ich sie von der Missionsstation Gare mitgetheilt habe. Allem Anscheine nach giebt es in Deutsch-Ostafrika noch ausgedehnte Gebiete, welche dem Usambara= gebirge analoge Verhältnisse darbieten und geeignet sein dürften, einen Theil des Auswanderungsstromes, welcher alljährlich von Deutschland ins Ausland ab- fließt und für das Mutterland jetzt dauernd verloren geht, aufzunehmen. Es wäre sehr zweckmäßig, wenn bei Zeiten diese Landstriche auf ihre gesundheitlichen Verhältnisse ähnlich wie Westusambara untersucht würden. Bericht über eine Reise des Bezirkshauptmanns Jobannes nach Kiboscho. Bezirkshauptmann Johannes berichtet aus Moschi unter dem 15. Februar d. Is. über eine Reise nach der katholischen Missionsstation Kiboscho (südlich des Kilimandjaro, vergl. Kol. Bl. 1897, S.659), wie folgt: Am 12. d. Mts. marschirte ich mit Premierlieu= tenant Merker nach Kiboscho, einer Einladung des zur Zeit dort weilenden Bischofs Herrn Allgeyer folgend. Unterwegs traf ich eine Gesandtschaft aus Groß-Aruscha mit den Häuptlingen Ndessekoi und Merai, die zur Bezeugung ihrer Unterwürfigkeit mit Geschenken kamen. Aus demselben Grunde kam mit ihnen eine Gesandtschaft derjenigen Massais aus Ngorongoro, die, meinen Anordnungen gehorchend, sich im Weidegebiet von Ngare Moton und Kisbugo niedergelassen hatten (der Ngare Motonbach liegt eine Stunde, der Kisbugobach sechs bis sieben Stun- den westlich von Groß-Aruscha). Bis vor Kurzem befanden sich bereits gegen 60 Massaikraale dort; nun aber ist in den letzten Tagen noch eine große Anzahl der unter dem Häuptling Tolito stehenden Massais dahin gezogen. Ein Neffe desselben, Cen- deo, sitzt noch auf der Hochebene in der Gegend von Serengeti. Eine Horde seiner Krieger hat vor Kurzem ohne sein Wissen und Willen einen Raubzug gegen die bei Groß-Aruscha sitzenden Massais unter- nommen und dabei etwas Vieh erbeutet. Als Cendeo davon erfuhr, ließ er sofort das Vieh zurückgeben, da er sonst eine Bestrafung fürchtete. Am 13. wohnten wir dem Gottesdienst auf der Mission bei, während welchem der Herr Bischof etwa 100 schwarzen Christen die Firmung ertheilte. Der Erfolg der Mission ist in den letzten Monaten ein außerordentlich günstiger gewesen. Die Kirche ist immer voll (so waren z. B. heute 400 bis 500 Menschen da), und die von Pater Luxg geleitete Schule in der Boma des Häuptlings Mlelia ist so- wohl vor= wie nachmittags sehr gut besucht. Auch die andere Arbeit schreitet schnell vorwärts. P. Rohmer hat die zum Bau einer neuen Kirche nöthigen Steine gebrochen und das erforderliche Bau- holz geschlagen, so daß voraussichtlich noch vor Ende