wochenlang an dem Mkata liegen bleiben müssen. Die Station wird den Versuch machen, an der Brücke eine Neuansiedelung zu begründen. Der Boden in der unmittelbaren Nähe des Mükata ist fruchtbar. Auf der Station ward an der Fertigstellung des sogenannten Griechenhauses gearbeitet. In der unteren Etage ist die Wohnung und der Laden eines griechischen Händlers, der für dieselben eine monat- liche Miethe an die Stationskasse entrichtet. In der oberen Etage sind zwei einstweilen von Unteroffizieren bezogene Europäerwohnungen. Das Griechenhaus ist sehr praktisch und luftig aus gutem Material erbaut worden. Die Viehwirthschaft der Station ist als geradezu ausgezeichnet zu bezeichnen. Krankheiten scheinen gar nicht unter dem Rindvieh zu herrschen. Jedenfalls sind Erscheinungen, welche auf Texasfieber oder Surra (Tsetse-Krankheit) schließen lassen könnten, bisher nicht beobachtet. Nur die Schweinezucht will nicht recht gedeihen. Die Schweine sterben häufig an einer Krankheit, über deren Natur man sich völlig unklar ist. Am 9. trat ich mit dem Stationschef Brosig gemeinsam die Reise nach Mpapua an. Brosig wollte wegen Grenzfragen und Wegebau in Mpapua- persönlich Rücksprache nehmen. Der zweitägige Marsch von Kilossa bis zum Gombo-See führt bergauf, bergab durch steppenartig bewachsenes Hügelland. Zu umgehen sind die hier quer vorgelagerten Usagara- berge, die äußerst steinig sind, nicht. Diese Strecke wird daher nur mit erheblichen Kosten in eine Fahr- straße verwandelt werden können. Zur Zeit ist hier das Fahren durchweg ausgeschlossen und der Weg zum Theil selbst für Träger kaum passirbar. Das Gebiet ist vollständig verödet, da es fortwährenden Berwüstungen durch die Wahehe jahrelang ausgesetzt war. Bei Muini Sagara besuchte ich die Trümmer der ersten Ansiedelung der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft (Peters) und ließ mir von den Einge- borenen den Platz zeigen, an welchem seinerzeit der Arzt Arning nach dem Tode des Lieutenants Brüning mit wenigen Askaris Tausende von Wahehe geschlagen hat. Zwischen Muini Sagara und dem Gombo-See liegt auf dieser Strecke in der fruchtbaren Umgebung des Kidetebaches, der einer großen festen Brücke be- darf, die nach Verabredung der beiden Stationen die Station Mpapua über diesen Grenzfluß schlagen wird, die einzige größere geschlossene Negersiedelung. Der Gombo-See liegt wildromantisch am Fuß steiniger mit Sansivieren, Kandelaber-Euphorbien und Akazien bewachsenen Berge. Seine Umgebung ist der Tummelplatz von Elefanten, Nilpferden, Nas- hörnern und kleinerem Wilde aller Art. Vom Gombo-See ab wurde Mpapua mit elf- stündigem Marsche am 11. Dezember erreicht. Der Weg führt durch ziemlich ebene unbewohnte, wasser- leere Baumsteppe. Diese Strecke würde ohne be- sondere Schwierigkeiten in fahrbaren Zustand gebracht 240 werden können. Der Weg war durch Askaris unter Hülfe von Eingeborenen reichlich breit ausgeschlagen. Die Strecke vom Gombo-See bis Mpapua muß durch Anlegung eines Halteplatzes mit Brunnen in zwei Tagemärsche getheilt werden. Es sind in der Steppe Punkte zu finden, deren etwas fruchtbarerer Boden die Begründung einer Ansiedelung von Far- bigen ermöglicht und die ihrem Aussehen nach das leichte Auffinden von Wasser durch Bohrung ver- muthen lassen. Die in weiter, wenn auch wenig fruchtbarer Ebene auf sanfter Höhe gelegene Station Mpapua macht äußerlich einen sehr stattlichen Eindruck. Der Innen- bau ist anscheinend gut und haltbar. Der augen- blickliche Stationschef., Hauptmann Matting, hat durch einen kleinen Umbau eine hübsche geräumige Messe geschaffen. Die fünf Europäer der Station waren gesund, wie denn auch die ganze Umgebung von Mpapua vermuthen läßt, daß dieselbe für para- sitische Krankheiten kein guter Nährboden sein wird. Auch Mpapua besitzt eine große Viehherde. Für Gartenbau und Anlage von Getreidefeldern für die Stationsbesatzung geschieht in Mpapua sehr viel. Auch besitzt die Station einen guten Getreidespeicher, welcher namhafte Vorräthe von Mtama, Uwele und Erdnüssen zur Zeit aufweist. Der Verkehr der Station mit den umwohnenden Farbigen, meistens Wagogo und Massai, ist ein sehr lebhafter. Seitens der Station wird täglich Schauri abgehalten und dieses von Dutzenden von Leuten besucht. Als ein Denkmal der ersten Entwickelungsgeschichte Deutsch-Ostafrikas ragen eine Viertelstunde von der Station an steilem Bergabhange die Trümmer der Niederlassung der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft empor, auf welcher in der Aufstandszeit der Kaufmann Nielsen im Kampf gegen die Eingeborenen fiel. Am 17. ward auf dem Rückmarsch Kilossa wie- derum über den Gombo-See und Muini Sagara gegen 9 Uhr morgens erreicht. Am 19. Dezember ward die Weiterreise nach Kisaki angetreten über Kwa Ngombo, den Mkatafluß, Some, Mgota, Kwa Mgunda, Kirengwe. Am 26. morgens ward Kisaki erreicht. Soweit dieser Weg durch Steppe führte, waren vielfach sehr schöne Be- stände an Eisenholz (Acacia nigrescens) festzustellen. Im fruchtbaren Flußgebiete des Sonne, welches bis vor kurzer Zeit durch die ewigen Einfälle der Mafiti und Wahehe vollkommen verödet war, stößt man hier und da auf Neuansiedelungen. Um Kwa Mgunda scheint der Boden zum Theil außerordentlich fruchtbar zu sein, ebenso wie rechts und links von dem als Fußpfad dienenden alten Flußbett des Kikundi. Hier in diesem Gebiete werden unzweifelhaft zur Anlage von größeren Kaffee= oder auch Tabakplantagen ge- eignete Bodenstrecken zu finden sein. Hingegen sind die Rufutoberge zum großen Theil steinig und un- fruchtbar. Früher sollen dieselben von großen Herden von Büffeln, Elenantilopen, Elefanten belebt gewesen sein. Büffel und Elenantilopen fielen der großen