den Wutes verwandter Riperestamm. Ihre Häupt- linge, Wutschaba auf dem rechten, Dumba auf dem linken Ufer, sind feindliche Brüder. Nun hat Freund Wutschaba mich gegen Dumba losgeschickt, und da mich Leute Wutschabas begleiteten, so glaubte Dumba, ich wolle ihn bekriegen. Da ich nicht die geringste Absicht hatte, etwas gegen Dumba vorzunehmen, zog ich die Expedition auf das rechte Ufer zurück. Am 16. Oktober traf Unteroffizier Staadt mit 22 Soldaten ohne jeglichen Unfall bei mir ein. Er hatte dieselbe Route eingeschlagen und war allerwegs in friedliebender Weise ausgenommen. Um die Bevölkerung des südlichen Flußufers nicht noch mehr zu beunruhigen, und da ich zudem hörte, daß sich auch im Nordosten Händler befinden sollten, so schlug ich die Richtung Nordost ein; deutsches Gebiet zu erforschen gab es überall. Durch vorausgeschickte Boten wurde ich in den Ortschaften angemeldet, und nirgends hatte ich mit politischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Wege waren zugewachsen; stundenlang durch Sumpf, tage- lang durch ununterbrochenen Urwald zog die kleine Schaar, begleitet von den verschiedenen großen und lleineren Häuptlingen und ihrem Troß in Richtung Nordost. Der Grenzplatz Kunde war mir als französische Station angegeben worden und dieser daher mein Ziel. Bis nach Adamaua hinein ist die Wutesprache die Landes-, die Haussa die Handelssprache. Am 23. erreichten wir den Häuptling Mge- Wegire, setzten nach zwei Ruhetagen über den Pannaga und erreichten am 28. Oktober den in jenen Gebieten angesehensten Häuptling Zenkbe. Zenkbe, ein etwa 2 m großer, starker Mann, empfing die Expedition mit besonderer Aufmerksam- leit, Tanz, Gesang, Essen und Trinken erheiterten v0 durch den nicht enden wollenden Regen ermatteten eute. Aber die Strapazen sollten erst kommen. Unser liebenswürdiger Gastgeber hatte mir seine Begleilung und Unterstützung fest zugesagt und sein Wort redlich gehalten. Hatte ich auch die feste Ueberzeugung, daß man mich nicht immer den direktesten Weg geführt hat, so konnte es mir ein- gedenk des Befehls „auf friedlichem Wege“ auf etwas mehr oder weniger Zeit nicht ankommen, zudem war Verpflegung für die Karawane vollauf vorhanden. Mober selbst die beste Pflege konnte den Trägern über die Strapazen im herrlichen Adamauagebiet nicht hinweghelfen. Bergauf, bergab ging es täglich, steiniger Boden verursachte Wunden und Schmerzen, und zum Schluß die grimmige Kälte, die selbst uns Beiße veranlaßte, Feuer nachts und morgens in unseren Hütten zu unterhalten. Während der ersten Stunden des Morgenmarsches glich die Karawane einem Fackelzuge, ein jeder Schwarze trug ein Linene Stück Holz in der Hand, um sich zu amen. 355 — Der südliche Theil der durchwanderten Landschaft war ungemein wildreich, der nördliche hingegen, ganz besonders was die Elephanten anbetrifft, hat sehr unter den jagenden Haussas und Fullanis zu leiden; fast täglich fand ich verlassene Lagerplätze dieser unsere Kolonie schädigenden Jäger an. Am 15. November, nach manchen Tagen Umher- irrens, erreichte ich eine Farm des Sultans von Ngaundere. Nun hieß es, eingedenk der Morgen- und v. Stettenschen Erfahrungen: „Bis hierher und nicht weiter, sonst sehe ich zum zweiten Male den Niger und nicht den Kongo". Marsch Südost hieß der Befehl; irgendwo mußte der Weg Ngaundere— Kunde getroffen werden. Die Führer hatten längst versagt. Leider thaten dies auch meine Leute, die abgemagert und am ganzen Körper zerschunden waren; auch meiner Stütze, dem jungen Unteroffizier Staadt, der sich während der ganzen Expedition, sowohl was die Disziplin der ihm unterstellten Soldaten anbetraf, wie im Verkehr mit den Eingeborenen, tadellos benommen hat, waren diese Anstrengungen an die Leber ge- gangen. Kurz vor dem erhofften Ziel gebot der Zustand der Expedition ein Halt! Leider aber fand ich die Station Kunde ver- lassen, und erst nach 10 anstrengenden Marschtagen ge- lang es mir, Carnotville am Membere zu erreichen. Ueber die Schiffbarkeit des Mungoflusses hat der Hafenbaumeister Klein unter dem 23. April d. Is. folgenden Bericht erstattet: In der Zeit vom 14. bis 21. d. Mts. bin ich in einem Kanu den Mungofluß aufwärts und wieder abwärts gefahren, um ihn in Bezug auf seine Schiff- barkeit, unter besonderer Berücksichtigung des Fluß- dampfers „Mungo“, zu untersuchen. Ich bin zu der Ueberzeugung gekommen, daß Dampfer „Mungo“ den gleichnamigen Fluß bis Mundame befahren kann, wenn folgende Vorbedingungen erfüllt sind: Der Dampfer muß mindestens so gut steuern wie Dampfer „Soden“, was noch nicht festgestellt, aber sehr wahrscheinlich ist. — Der Steuerer muß die Steuereigenschaften des Schiffes genau kennen und auszunutzen verstehen; er muß das Schiff in der Hand haben, wie z. B. Njea den Dampfer „Soden" in der Hand hat. — Der Steuerer muß mit den lokalen Verhältnissen auf dem Fluß ge- nau vertraut sein. Er muß namentlich beim Abwärtsfahren von jeder einzelnen Biegung genau wissen, welche es ist und wie der Flußlauf sich unterhalb derselben gestaltet, um rechtzeitig die richtige Ruderlage vornehmen zu können. Die Steinbarre und die einzelnen Steine in der Mitte des Flusses bieten keine Gefahr, weil sie auf gerader Strecke liegen. Die Krümmungen sind freilich theilweise kurz, haben aber alle nur an einer Seite, und zwar stets