Dandel Senegambiens im Jahre 1897.*) Der Schiffsverkehr (Ein- und Ausgang) in der Kolonie Senegambien war im Jahre 1897 folgender: Schiffe Reg.-Tons Dakrr. 275 417 000 Rufisque . 125 105 000 Gorse 00 113 000 Saint Louus 35 27 000 zusammen 505 662 000 dagegen 1896 455 580 000 An diesem Schiffsverkehr war Frankreich mit 550 000, Großbritannien mit 72 000, Deutschland mit 30 000 Reg.-Tons betheiligt. Ackerbau. Die Kolonie, die im Jahre 1896 unter Regenmangel zu leiden hatte, hat im letzten Winter durch Heuschrecken großen Schaden gehabt. Ungezählte Schwärme ließen sich auf die jungen Saaten nieder und zerstörten sie vollständig. Die Erdnüsse allein sind verschont geblieben, ihr Ertrag wird wenigstens etwas die Pflanzer entschädigen. Die Regierung ist unablässig bemüht, die Land- wirthschoft durch Schaffung von Mustergärten, durch Einführung von Pflügen und Verbesserung der hei- mischen Ackergeräthe zu fördern. Ein Kulturingenieur hat Versuche angestellt, bei denen dieselbe Fläche, die, von den Eingeborenen bestellt, 1000 bis 2500 kg Fruchtertrag gegeben hatte, mit dem Pflug bestellt, einen Ertrag von 6000 bis 10 000 kg gehabt hat. In Casamanca hat die Regierung Versuche mit Ceara-Kautschuk gemacht. Diese Sorte gedeiht dort gut. Erdnüsse. Die Ausfuhr im Jahre 1897 be- trug 73 866 Tonnen gegen 76 000 im Jahre 1896, der Preis schwankte zwischen 17,50 und 19 Franken für 1 dz. Später ist er auf 16 Franken herunter- gegangen, entsprechend dem Preise von 22 bis 23 Franken auf den europäischen Märkten. Ueberhaupt ist der Preis im Abnehmen begriffen infolge der starken Konkurrenz, die das Baumwollensaatöl dem Erdnußöl macht. Letzteres ist selbst in Senegambien, wo es bis vor wenigen Jahren ausschließlich ver- braucht wurde, jetzt durch Baumwollensaatöl ersetzt worden. Kautschuk. Von Rufisque ist im Jahre 1897 eine neue Sorte Kautschuk von einem Baum der Familie Ficus ausgeführt worden, dessen Saft die Eigenthümlichkeit hat, bei der Berührung mit der Luft auf natürlichem Wege ohne Anwendung von Salz- wasser oder Säure zu erstarren. Dieser Kautschuk ist weniger elastisch als der von anderen Pflanzen, sein Werth nähert sich dem des Kautschuks von Para. Im Jahre 1897 sind etwa 32 000 kg im Werthe von 100 000 Franken nach Liverpool ausgeführt worden. Bentamaré. Diese Frucht stammt von einem Strauch, der in mehreren Theilen Senegambiens in *) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1898, S. 281. 385 großer Menge wild wächst. Die Ausfuhr dieser Frucht könnte beträchtlich sein, wenn man für sie eine Verwendung fände. Bisher wird sie nur zur Vermischung mit Kaffee oder Schokolade benutzt, und zwar, da sie für die Gesundheit nachtheilig sein soll, in sehr geringer Menge. 50 000 kg sind von Ru- fisque und Dakar nach Marseille und Hamburg zum Preise von 16 Franken (frei Bord) für 1 dz ver- sendet worden. Die Gesammtausfuhr aller Erzeugnisse (Erdnüsse, Kautschuk rc.) betrug im Jahre 1897 etwa 150 000 Tonnen im Werthe von 12 Mill. Franken. Die Einfuhr (Wein, Alkohol, Biskuits, Mehl, Kurzwaaren, Gewebe 2c.) hatte einen Werth von etwa 25 Mill. Franken, wovon auf Rufisque 12 Mill., auf Saint Louis 10 Mill. und auf Dakar- Gorêe 3 Mill. Franken entfielen. Dandel Gabuns im Jahre 1897.) Das Jahr 1897 war für den Handel nicht günstig. In dem ersten Halbjahr erzielte Mahagoni noch recht gute Preise, so daß man auf eine Besse- rung rechnen konnte, doch hörte dies infolge der Ueberfüllung der europäischen Märkte mit afrika- nischem Mahagoni bald auf. Die Einführung einiger deutscher Waaren, wie Rum, Genever, Kümmel, Zucker, Parfümerien mit Alkoholgehalt und blanke Hauer (matchettes), ist durch den Differenzialzoll ganz unmöglich geworden. Zu verkaufen sind trotz des hohen Zolles deutsches Bier, Zündhölzer, Petroleum, Steinschloßgewehre, eiserne Grapen (eine mit Füßen versehene Art von Töpfen), Lampen, Laternen, Schuhe und Stiefel, Steingut, Messingwaaren, Eisen= und Stahl-Kurz= waaren, Drahtstifte, Handwerkszeuge, einige Provi- sionen, Cigarren, Farben und Farbenöl, Kalk, Cement, Nähmaschinen, Holz in Balken und Brettern. Ver- boten ist die Einfuhr von fremdem Pulver, gefüllten Patronen, Spielkarten, Saccharin und Geld, das in Frankreich nicht gesetzlichen Kurs hat. Im Ogowe leidet das Geschäft sehr durch die Ertheilung eines Handelsmonopols an die Socité du Haut Ogowé. Die Gesellschaft hat sogar noch 50 pCt. Zollermäßigung für ihr Monopolgebiet, wogegen ihr einige öffentliche Arbeiten aufsgelegt werden. Im Congo frangais ist im Allgemeinen der Handel schon seit mehreren Jahren stetig zurück- gegangen. Theilweise hat dies seinen Grund in den hohen Einfuhrzöllen, welche durch entsprechende Ver- kaufspreise nicht gedeckt werden konnten, theilweise auch in den niedrigen Marktpreisen der dortigen Er- zeugnisse in Europa. Schwer wurde es auch, die Erzeugnisse in großen Mengen anzuschaffen, da Vor- schuß nicht mehr so wie früher ausgegeben werden — — *) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1898, S. 293.