— 418 erschossen worden war; er fand ihn aber nicht mehr, da die Feinde seine Leiche ein Stück weit mit- genommen hatten. Wesch, welcher die Gegend nicht kannte und nicht wußte, daß die Kompagnie in- zwischen in Groß-Aub angelangt war, kehrte nach Franzfontein zurück, wo er vollständig erschöpft an- langte.“ An 8. Dezember hatte die Kompagnie Tsaub erreicht und verblieb dort bis zum 11. Dezember. Während dieser Zeit traf das nach Gaus entsendete Kommando wieder ein, sowie der Lieutenant Eggers, welcher am Waterberg im Hererolande abkommandirt gewesen war. Sehr unangenehm wurde der Umstand empfunden, daß weder in Ehobib, noch Aub, noch jetzt in Tsaub genügend Wasser vorhanden war, um Pferde und Ochsen der Kompagnie satt zu tränken. Am 12. Dezember marschirte diese daher nach Otji- tambi, und nachdem sie sich aus zwei von Otio kommenden Wagen verproviantirt hatte, brach sie am 17. Dezember nach Khauas-Okara auf. Es geschah dies in der Absicht, unter Umgehung des Gebirges nach dem Grootberge zu gelangen, wo man die Hauptwerft der Aufrührer vermuthete. Der kürzere Marsch durch das Gebirge war der Kompagnie ver- schlossen, welche eine Proviantkolonne mit sich führen mußte. Die Kompagnie, 70 Köpfe stark, war be- gleitet von 29 Hottentotten. Sie führte ein Geschütz, einen Wagen und eine Karre mit sich. Da sie nur über 16 Pferde und 25 Esel verfügte, mußte ein Theil der Mannschaft zu Fuß marschiren. Drei Wagen mit denjenigen Sachen, welche die Kompagnie nicht mit sich führen wollte, und nur schwach be- laden, gingen nach Franzfontein. Ueber die weiteren Ereignisse giebt der vom Hauptmann v. Estorff unter dem 23. Dezember 1897 aus Franzfontein erstattete Bericht, welcher im Wort- laut folgt, Aufschluß. „Am 17. Dezember abends wurden die beiden aus Otjo gekommenen Wagen unter Bedeckung des Unteroffiziers Weigt, Gefreiten Stock und Reiters Nosper über Tsaub (Simons-Werft) zurück nach Franzfontein geschickt. Der Feind war durch seine Kundschafter (in den Bergen sitzende Klippkaffern) genau von meinen Bewegungen unterrichtet worden. Eine feindliche Abtheilung unter Führung von Joel Swartbooi hatte in meinem Rücken Tsaub erreicht, und es gelang ihr am 18. Dezember, die beiden Wagen zu überfallen. Unteroffizier Weigt und Gefreiter Stock fielen, Reiter Nosper wurde durch mehrere Schüsse schwer verwundet. Ein Theil des Proviants, acht Gewehre NM/88 und eine Kiste Pa- tronen 3/71 ward von ihm fortgeschafft, 24 Treck- ochsen abgetrieben. Dem Boeren Mac Douval und der Wwe. Smith wurde mit einem Wagen gestattet, nach Franzfontein weiterzugehen; diese retteten auch den Reiter Nosper. Inzwischen war die Kompagnie am 19. De- zember nach Gaus gelangt. Hier wurde eine Hottentottenwerft ansgehoben und in Erfahrung .m—-—-—·— gebracht, daß ein Hottentotten = Kommando in der Richtung auf Franzfontein an der Kompagnie vorbeigezogen sei. Da dieser Platz nur sehr schwach besetzt war und auch von den Herero von Omburo aus Gefahr zu drohen schien, ging ich auf sehr schwierigem Gebirgsmarsch sofort auf Groß-Omarurn zurück und erreichte am 22. Dezember Tsanb, am 23. Franzfontein. Während die Kompagnie noch in Otjitambi ge- standen hatte, war am 14. Dezember Lieutenant Bensen mit 20 Reitern aus Omaruru in Franz-= fontein eingetroffen; er erfuhr hier am 16. Dezember, daß Tsaub vom Feinde stark besetzt sei, und brach am 17. Dezember auf, um auf einem Umwege westlich durch das Gebirge die Kompagnie zu er- reichen. Dieser kühne Ritt wurde durch einen vollen Erfolg belohnt. Am 19. Dezember erreichte er bei der Wasser- stelle Anabis das mit seiner Beute zurückgekehrte Kommando des Joel Swartbooi. In einem kurzen Gesecht am 20. Dezember brachte er dem Feinde einen empfindlichen Verlust bei, zerstörte dessen er- beuteten Proviant und trieb 15 Treckochsen nach Franzfontein ab. Der Umklammerung durch die feindliche Uebermacht entzog er sich durch einen ge- schickten Rückzug. Gefreiter Milde wurde leicht verwundet. In Franzfontein sind jetzt vereinigt 16 Unter- offizieret, 72 Mannschaften, 12 eingeborene Reiter, 20 Hottentotten des Kapitäns Lazarus, 76 Pferde und Esel. Pferde und Esel befinden sich bis auf einen geringen Bruchtheil in unbrauchbarem Zustande.“ Ueber den erwähnten Ritt von Franzfontein nach Anabis und zurück vom 17. bis 21. Dezember 1897 berichtet Lieutenant Bensen, wie folgt: „Am 16. d. Mts. nachmittags wurde von Eingeborenen gemeldet, daß Tsaub von den Hotten- totten unter Joel Swartbooi stark besetzt sei, ferner die Hottentotten einen Ueberfall auf die Truppen- wagen bei Otjitambi planten. Da ich annahm, daß Hauptmann v. Estorff hiervon nichts wußte, ein Bote nicht zu bekommen war, so ritt ich am 17. nachmittags mit 14 Unteroffizieren und Reitem, 3 eingeborenen Soldaten und einem sicheren Führer von hier ab. Ich nahm den Weg westlich von Tsaub und Aub über Klein= und Groß-Achas, Anabis, um von dort nach Otjitambi zu kommen und Haupt- mann v. Estorff aufzusuchen. Am 19. mit Sonnenuntergang, als ich mich der Wasserstelle Anabis näherte, sah ich in der Schlucht Ochsen stehen. Ich ritt mit meinen Leuten bis auf etwa 1000 m an die Wasserstelle heran und sah ungefähr 25 bis 30 Hottentotten mit Pferden, welche eine Schlucht herunter ans Wasser kamen. Da es mittlerweile dunkel geworden war, zog ich mich un- gefähr 3000 m zurück und sattelte dort ab. Die Hottentotten mußten uns nicht bemerkt haben, denn abends um 10 Uhr versuchten sie, das Vieh im Revier an unserer Stellung vorbeizutreiben.