— 423 — Einer Patrouille des Feldwebels Herz gelang es am Morgen des 25. Februar, zwei feindliche Spione aufzugreifen, von denen der eine (ein älterer Hotten- totl) bei einem Fluchtversuch erschossen, der andere nur verwundet wurde. Dieser sagte aus, daß die sämmtlichen Hottentottenführer und Kambatta mit ihren Leuten zwischen den Bergen stark verschanzt säßen. Daraufhin befahl ich: Lager am Grootberg, den 25. Februar 1898, 7 Uhr nachmittags. Detachementsbefehl. Truppen-Eintheilung: Avantgarde. Kommdr. Pr. Lt. Franke. Komp. Franke. 2 Offz., 36 Nltr., 2 Eingeb. Fuhrer. Gros #gleichzeitig Marschordnung). 1 Zug der Feldbatterie. 1 Offz., 23 Ntr., 7 Eingeb. Soldaten. Komp. Kaiser. 3 Ofsfz., 31 Rtr., 10 Bastards, 5 Ein- geb. Soldaten. 1. Die vereinigten Swartbooi= und Toop nar- Hottentotten unter ihren Führern Samuel und Joel Swartbooi und Jan Uichamab wie die Hereros unter Kambatta stehen in der un- gefähren Stärke von 200 bis 300 Mann am Gau-Wasser am Grootberge. 2. Das Detachement marschirt morgen in vor- stehender Truppen-Eintheilung auf Gau-Wasser. 3. Die Avantgarde tritt um 71.2 Uhr morgens aus dem Lager den Vormarsch an. Das Gros folgt mit 500 m Abstand. 4. Die Eselkarren mit Proviant für vier Tage solgen ihren Abtheilungen. Die Ochsenwagen und das Schlachtvieh bleiben unter Bedeckung eines Unteroffiziers und sieben Reiter der Komp. Kaiser im Lager. Der Unteroffiier richtet das Lager zur nachdrücklichen Ver- theidigung ein. 5. Ich befinde mich während des Marsches beim Haupttrupp der Avantgarde. Um 10½ Uhr vormittags meldete die Spitze auf den Höhen in westlicher Richtung einzelne feind- liche Hottentotten. Gleich darauf konnte ich selbst von einer Höhe aus sowohl südwestlich wie westlich und nordwestilich Wersten wahrnehmen, in denen reges Leben herrschte. Die Werften lagen so ent- sernt von einander und das ganze Gelände war durch Bedeckung mit dichtem Busch und niedrigen und höheren Erhebungen so unübersichtlich, daß eine vollständige Ueberraschung bezw. Umfassung des Feindes ausgeschlossen war. Ich suchte deshalb durch ein weites Ausholen nach Norden den Feind von der Straße nach Seßfontein abzuschneiden. Kompagnie Kaiser erhielt den Auftrag, gegen die Höhe westlich vorzugehen und die südwestlich und westlich gelegenen Werften abzusuchen. Haupt- mann Kaiser meldete um 10 /1 Uhr vormittags, daß die Werften soeben vollständig verlassen seien, aber zahlreiches Vieh und Maonschen sich auf den Sattel X in nordwestlicher Richtung zurückzögen. Ich hatte bereits dies selbst wahrgenommen und daraufhin dem Hauptmann Kaiser folgenden Befehl geschickt: -Beeilen Sie sich mit dem Absuchen der Werften und gehen Sie dann, südlich ansholend, gegen den über den Sattel zurückgehenden Feind vor.k Der Zug der Feldbatterie fuhr auf der Höhe A- auf und nahm um 10 Uhr vormittags das Feuer auf gegen Hottentotten, die aus der westlich ge- legenen Werft gegen eine durch die Kompagnie Franke inzwischen besetzte Höhe B vorgingen, dann aber in den Klippen verschwanden. Um ein weiteres Zurückgehen des Feindes über den Sattel zu verhindern, richtete der Zug der Feld- batterie sein Feuer gegen die auf den Sattel zu- strebenden Vieh= resp. Menschenkolonne, was diese zum Halten veranlaßte. Kompagnie Franke schoß von der Höhe B auf einzelne in den vorliegenden Klippen ab und zu sichtbare Hottentotten. Da das Feuer nicht er- widert wurde, erhielt Premierlieutenant Franke solgenden Befehl: „Gehen Sie in der Richtung auf den Sattel X gegen die Rückzugslinic des Fein- des vor, die Kompagnie Kaiser ist mit demselben Befehl auf meinem linken Flügel vorgegangen. Da von der Kompagnie Kaiser in dem vollständig unübersichtlichen Gelände nichts mehr zu sehen war, schloß sich Premierlientenant v. Heydebreck mit mir dem Vorgehen der beiden Kompagnien an. 150 m von dem Steinrücken entfernt erhielt der Zug der Feldbatterie heftiges Feuer aus den Klippen mit Gewehr 88. Premierlieutenant v. Heydebreck ließ sosort abprotzen und schoß anfänglich mit Kartätschen, dann mit Granaten in die dicht vor ihm liegenden be- setzten Klippen. Ich selbst ritt zur Kompagnie Franke und führte dieselbe in die linke Flanke des Feindes. Premierlieutenant Franke nahm drei hartnäckig ver- theidigte Schanzen; es fiel dabei Lazarethgehülfe Lehnberg (Schuß durch den Kopf). Der Hauptmann Kaiser bemerkte zunächst bei seinem Vorgehen auf weitere Entfernung in nord- westlicher Richtung Menschen und Vieh. Beim weiteren Vorgehen stieß er auf eine Abtheilung bewaffneter Hottentotten, die er, da sie vollständig in Truppencordanzüge gelleidet waren, und aus der Gegend, in der Premierlieutenant Franke zu ver- muthen war, kamen, erst als Feinde erkannte, als sie flüchteten. Hauptmann Kaiser verfolgte, konnte aber in dem vollständig mit Busch und Klippen bedeckten Gelände nur auf Augenblicke einzelne der- selben zu Gesicht beklommen. Der Feind setzte sich in ciner sehr starken über- höhenden Stellung fest und gelang es der Kom- pagnie Kaiser, denselben aus dieser durch eine Umgehung herauszutreiben, bei welcher Gelegenheit ein feindlicher Hottentott fiel.