Dem 74. Jahresberichte der Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden (Berlin III) entnehmen wir folgende auf die Missionen in Deutsch-Ostafrika be- zügliche Ausführungen, betreffend das Jahr 1897: Am Ende des letzten Jahres standen sieben Missionare mit fünf Frauen und zwei Handwerkern in der Arbeit; es waren aber drei neu ausgesendete Missionare, die Brüder Gröschel, Neuberg und Priebusch damals bereits auf der Reise von der Küste nach dem Kondeland. Mit ihnen und den in der Heimath weilenden Brüdern ist die Zahl unserer ostafrikanischen Missionare auf zwölf gewachsen. Die politischen Verhältnisse des Kondelandes erscheinen leider getrübt. In der zweiten Hälfte des Jahres ist es mehrmals zu bewaffneten Zusammen- stößen der Eingeborenen mit der aus Schwarzen bestehenden deutschen Schutztruppe in Langenburg gekommen. Freilich ist das Leben unserer Brüder niemals bedroht worden. In Ikombe wurde nach der Abreise des Kon- ferenzvorstehers, Missionars Nauhaus, die Arbeit von Missionar Bunk übernommen und mit Hülfe der jungen Missionare Källner und Maaß fort- geführt. Bruder Bunk sowohl als Bruder Källner und der Zimmermann Thiele mußten aber im Laufe des Jahres zeitweilig Erholung auf den Gebirgs- stationen suchen, und die Höhenluft bewährte sich aufs Neue als bestes Heilmittel gegen das Fieber und seine Nachwehen. Das Fieber herrschte zu Zeiten auch unter den schwarzen Bewohnern der Halbinsel. Für unsere Brüder war es günstig, daß im März endlich der Bau des großen Wohnhauses vollendet war, in dem sie hoffen dürfen, weniger von der Landeskrankheit zu leiden als in dem alten Bambushause. Dieses Haus ist das beste Wohnhaus om ganzen See. Der Hausboden ist gedielt und kann somit als Lagerraum dienen, und das Dach ist mit gebrannten Dachziegeln gedeckt, die an Ort und Stelle hergestellt worden sind. Später sind die Brüder auch darangegangen, einen gangbaren breiten Weg über die Halbinsel zu führen, was wieder neue Mühe und Arbeit gab. Gepredigt wurde auf der Station regelmäßig; auch Missionar Källner konnte schon vom Januar d. Is. an sich an dieser eigentlichsten Missionsarbeit betheiligen. Wenn auch meist nur die Arbeiter regel- mäßiger zum Gottesdienst kamen, so war es doch erfreulich, daß von Zeit zu Zeit auch andere Heiden sich fleißiger daran betheiligten, weil, wie sie sagten, sie fürchteten, die Missionare könnten den Platz ver- lassen, wenn ihnen die Bevölkerung nicht in diesem Stück entgegenkäme. Nachdem am Weihnachtsfest des Jahres 1896 die Erstlinge des Volkes getauft worden. waren, empfingen am 2. Mai (Misericord. Domini) wieder vier Täuflinge das Sakrament. Von der Regierung ist unseren Missionaren ein gewisses Maß von polizeilicher Oberhoheit über die Bewohner der Landzunge Ikombe verliehen worden. Die Besuche 430 auf den am See gelegenen Außenplätzen Kanda und Isanga konnten nicht regelmäßig ausgeführt werden. Der „Paulus"“ aber hat den Brüdern beständig die werthvollsten Dienste geleistet. Er hat sich auch beim schlimmsten Wetter und daraus folgendem hohen See- gang trefflich bewährt. Statistik: 7 Getaufte, 14 Katechumenen. Auf der Station Manow finden wir in Bezug auf Klima und Gesundheit ganz andere Verhältnisse als am See. Es ist wohlthuend, zu hören, daß hier während des ganzen Jahres keine Fiebererkran- kung stattgefunden hat. Die Station war deshalb auch das Ziel vieler Besucher; beim Osterfest hatten Missionar Jauer und Frau sieben Europäer zu Gast, unter ihnen waren drei Beamte der Station Langen- burg. Missionar Jauer errichtete deshalb ein 17 m langes Bambushaus für Gäste. Der Bambus er- möglicht, leicht, schnell und billig ein reinliches Ob- dach zu errichten, freilich haben die Gebäude, die man aus ihm herstellt, keinen langen Bestand. Da die Hügel in der Umgebung der Gebäude baumlos sind, wurden Hunderte von Bäumen, Euka- lypten, Ukaspalmen und Cedern gepflanzt. Sehr erfreulich ist es, daß der Kirchenbesuch ein recht guter war. Unter hundert sank die Zahl der Hörer nie. Schule konnte mit 23 Kindern gehalten werden. Statistik: 13 Getaufte, 10 Katechumenen und 23 Schulkinder. Auch auf Muakareri ist ein entschiedener Fort- schritt zu verzeichnen. Hier herrscht noch weniger Fieber als in Manow, da die fast 5000 Fuß hoch liegende Station rings von Gebirgen eingeschlossen ist. Die abgelegene Gegend ist auch von Kriegs- stürmen verschont geblieben. Auch das Erscheinen von Heuschrecken wird dort nicht besonders gefürchtet; die Fruchtbarkeit der Aecker ist so groß, daß diese Feinde afrikanischen Wohlstandes den Reichthum an Feldfrüchten nicht aufzehren können. Es muthet einen fremdartig an, wenn hier von Afrika her be- richtet wird, daß die befürchteten Spätregen aus- blieben, und die Leute deshalb auf eine gute Hirse- ernte hofften. Dem Missionar Schüler kam das Ausbleiben auch zu statten, da er nun das Ziegel- streichen und Ziegelbrennen, mit dem er beschäftigt war, vollenden konnte. Der Besuch der Gottesdienste hat sich auch hier gehoben. Statistik: 23 Getaufte, 19 Katechumenen, 9 Schullinder. Auch im benachbarten Kingalande ist es unseren Brüdern in der kurzen Zeit, welche sie dort arbeiten, gelungen, das Vertrauen des dort wohnenden, ver- schüchterten Völkleins in bemerkbarem Maße zu er- werben. Als der in Bulongoa arbeitende Bruder Hübner am 16. Mai von der Reise zurückkehrte, die er mit Missionar Bunk nach Iringa, der Haupt- stadt des Hehelandes, unternommen hatte, bezeugten ihm die Leute ihre lebhafte Befriedigung über seine Rückkehr, indem sie ihm allerlei Geschenke brachten. Bis zum 24. Mai hatten die Missionare Wolff und