Guiné. Portugiesisch Guiné ist diejenige überseeische Provinz, die wirthschaftlich am weitesten zurück und finanziell in der schwierigsten Lage ist. Es wird nicht leicht sein, den Grund dieses wenig schmeichel- haften Zustandes zu erklären, wenn man nur die geographischen und geologischen Verhältnisse Guinés betrachtet und nicht nach den verschiedenen Ursachen sucht, die dem Mutterlande so schwere Opfer auferlegt haben und noch auferlegen. Der Pflanzenwuchs ist reich und üppig, die Be- wässerung durch ein wahres Netz von Flüssen hervor- ragend gut, der Boden für die mannigfaltigsten Tropenerzeugnisse geeignet, die Bevölkerung der Arbeit im Allgemeinen nicht abhold; so könnte Guinéê in gedeihlicher Entwickelung sein, und die aufgewandten Kapitalien und die zur Ausbeute verwandte Mühe könnte sich lohnen. Aber der Hauptnachtheil ist das ungesunde Klima, da der Wasserreichthum stellenweis Sümpfe entstehen läßt. Ein fernerer Nachtheil ist die Ver- schiedenheit der Bewohner, die fortgesetzt in Streit miteinander leben. Durch das mit mehr oder weniger Recht als nöthig erachtete Eingreifen der Regierung entstehen Ausgaben, denen als Entschädi- gung keinerlei Verbesserung der dortigen Verhältnisse gegenübersteht. « Abgesehen aber von diesen Ursachen, die die Kolonisation und Civilisation Guinés erschweren, besteht unter den Kennern der Gegend keine Mei- nungsverschiedenheit über die Ausbeutefähigkeit der Provinz besonders als Handelsniederlassung. Zwischen Französisch-Senegambien gelegen, umfaßt Guiné, nach dem portugiesisch-französischen Abkommen vom 12. Mai 1866, eine Oberfläche von etwa 11 384 qkm. Zwar bedeutend kleiner als unser dortiger Besitz in früherer Zeit, ist es doch noch ausgedehnt genug, um dem privaten Unternehmungs- geist Gelegenheit zur Hebung der dortigen Reich- thümer zu geben. Es war nöthig, diese Betrachtungen vorauszu- schiken, um denen entgegenzutreten, die jeden erneuten Versuch zur Entwickelung Guinés verdammen. Freilich sind die Zahlen des Haushalts für Guins 1897/98 nicht ermuthigend. Die Einnahme war 70 880,000 Doll., Ausgabe 176 105,359 mithin der Fehlbetrag 105 225,359= — 315 '000 Mk. nn Die Einnahme besteht fast ausschließlich in in- irekten Abgaben, nämlich 45 400,000 Doll. Diese siiin bilden hier mehr als in anderen Be- cathen die Grundlage? der Schätzung der wirth- nur nicen Lage, denn wir üben dort eine sozusagen wichn elbare Thätigkeit aus, haben einige militärisch roner Punkte besetzt; Europäer können sich, als cn den, domt schwer niederlassen und beschränken 3 4run Güteraustausch, daher entstehen unsere nnahmen eben aus dem Handel. 473 Dieser war 1897: Einfuhr. Ausfuhr. Dollar Dollar Bolama 186 065,741 31 672,789 Bissau. 192 973,680 113 011,319 Cacheu. 4 064,300 1 121,839 333 103,721 145 805,947 etwa 999 000 Mk. 338 000 Mk. Aus der Vergleichung dieser Zahlen mit denen von 1871/72 zeigt sich keine Zunahme der Handels- bewegung, denn Ein= und Ausfuhr in Bolama be- trugen damals zusammen 410 600,344 Doll., und die Zollabgaben in Bissau, Bolama und Cacheu 41 108,508 Doll. Durch den Zolltarif vom 16. April 1892 wurde in Guiné Einfuhrfreiheit bewilligt, um das Ablenken des Handels auf andere Wege zu vermeiden und den Ortshandel zu beleben. Das war schon früher, aber nicht nachhaltig genug versucht worden. That- sächlich hob sich der Handel etwas, wie aus dem folgenden Vergleich zwischen 1891 und 1893 hervorgeht. Einfuhr. Ausfuhr. Dollar Dollar 1891: Bolama 165 163,998 142 700,355 Bissau 71 619,861 48 950,503 Cacheur 30 339,755 21 301.875 267 123,614 212 952,733 Einfuhr. Ausfuhr. Dollar Dollar 1893: (schon unter dem neuen Zolltarif) Bolama 216 468,120 125 369,289 Bissau 243 535,980 118 475,297 Cacheu 26 787,001 9534,765 486 591,701 253 379,351 Diese Steigerung hat aber nicht angehalten, und die Handelsbewegung war 1897 sogar geringer. Dieser Hinweis soll nicht die Abschaffung des Tarifs von 1892 bezwecken, erschien nur nöthig, um auf die Opfer aufmerksam zu machen, die diese Pro- vinz dem Mutterlande beständig auferlegt. Die Hauptausfuhrartikel Guinés waren 1895 folgende: Im Zellamte von: Bolama. Bissau. Cacheu. Dollar Dollar Dollar (mit einer Ge- sammtausfuhr von) 83 435.258 154 055,680 1217.,749 — 249000 Mk.— 462000 Mk.— 3651Mk. Palmkerne 44 148,025 28 479,440 350,000 Mancarra 16 175,700 — — Kautschuk 7 912,630 81 658,190 717,000 Wachs 9 002,440 31 141,200 — Leder. 1273,200 83381,960 —- Oel....1010,000 — —