e bleibt. Die Insel Balhalla zeigt auf der Südost- seite eine steile rothbraune Wand, die von vielen kleinen Oeffnungen durchbrochen ist. Dies sollen Höhlen mit eßbaren Vogelnestern sein. Auf dem Gipfel und auf der nördlichen Seite ist die Insel dicht mit dunkelgrünem Laubholz und Gebüsch be- wachsen, wie die Hügel auf beiden Ufern der Bai. Diese selbst erweitert sich gleich nach der Einfahrt allmählich bis zu einer Breite von 5 Seemeilen und bietet domit einen prachtvollen Hafen von mächtiger Ausdehnung. In der Mitte der Bai (deren Haupt- richtung nach Südwesten geht) etwa 5 Meilen süd- lich von der Insel Balhalla liegt die kleine Insel Buy. Diese bildet den Abschluß des eigentlichen Hafens, denn wenn die Bai sich auch noch fast zehn Meilen weiter landeinwärts erstreckt und noch ferner erweitert, so ist sie doch stellenweise seicht und so mit kleineren und größeren Inseln besetzt, daß sie nur noch für kleinere Schiffe benutzbar ist. Der Theil nordöstlich von Pulo Buy ist daher der eigentliche Hafen von Sandakan. An ihm liegt auf dem nördlichen Ufer, etwa zwei Meilen von der Einfahrt die Stadt Sandakan, der Hauptort und Sitz der Regierung von Britisch Nord-Borneo. Die Stadt, früher Elopura, die schöne, genannt, erinnert durch ihre Lage an den sanft ansteigenden Abhängen zweier sich nach dem Hintergrunde zu vereinigender Hügel, welche bis zu 600 Fuß aufsteigen, während die Thalsohle zwischen ihnen auch von Hügeln bis zu 300 Fuß Höhe theilweise ausgefüllt wird, an ita- lienische Orte, etwa in der Bucht von Neapel. Auch vom Lande aus ist der Blick über die weite Wasser- fläche mit den vielen Inseln und den fernen Hügeln sehr anmuthig. Natürlich bringt die hügelige Lage mancherlei Nachtheile mit sich, so z. B. daß Fuhr- werk fast gar nicht gebraucht werden kann; indessen entstehen daraus keine ernstlichen Schwierigkeiten. Zur Personenbeförderung ist in ganz Nord-Borneo der Gebrauch der Ponys so üblich, daß man das Bedürfniß anderer Mittel (z. B. Tragsessel) wenig empfindet. Der kleine Sulu-Pony ist trotz seiner Kleinheit ein zähes, ausdauerndes und kräftiges Thier. In Sandakan besteht ein Rennplatz, und auch in der Nähe von Kudat haben einige Pflanzer neuerdings einen Rennplatz angelegt, auf welchem sie schon mit Erfolg ein oder zwei Rennen dieser kleinen Thiere veranstaltet haben. Da diese Ponys in Borneo für 25 bis 50 Dollars zu haben sind ist der Besitz eines solchen Thieres, daß sich haupt- sächlich von Gras nährt, jedem Europäer möglich. Bezüglich der Lage der Stadt muß übrigens hervor- gehoben werden, daß Sandakan reichliches und gutes Trinkwasser hat. Es gilt daher auch für einen für tropische Verhältnisse sehr gesunden Ort. Die Lan- dung erfolgt an einer ziemlich großen in die See hinausgebauten hölzernen Brücke, an welcher ein größerer der hier verkehrenden Dampfer und ein kleiner Küstendampfer gleichzeitig anlegen und löschen können. Außerdem liegen noch eine Anzahl Segel- 553 boote von Eingeborenen zu beiden Seiten. Am Landende der Brücke befindet sich auch hier das Zollbüreau und gleich dahinter das zum Theil auf der See abgewonnenem Boden, zum Theil auf Pfählen über dem bei Ebbe trockenen, zur Fluthzeit überspültem Strande aufgebaute Eingeborenenwiertel der Hafenstadt, das sehr eigenartig und interessant ist. Hier wohnen Chinesen, Malaien, Dayaks, Du-- suns, Suluaner und andere Asiaten zu Tausenden auf einem Raume zusammen, der wenig größer ist als eine viertel englische Quadratmeile, und haben ihre Waaren zum Trocknen, zum Verladen in Leich- tern und zum Verkauf vor den Häusern auf den als Straßen dienenden Brückengängen ansgebreitet. Da sieht man Rotang (Stuhlrohr), Kokosnüsse (Kopra), Fische, Obst und Gemüse r2c. und auch lebende Thiere, wie Affen, Bären, junge Rhinozerosse und allerhand buntes Federvieh, das aus dem Innern herbeigeschafft ist. Für die Fische ist eine eigene Zubereitungs- anstalt vor dem Häuserblock angebracht, die aber demnächst eingehen wird, da an anderer Stelle ein soliderer Bau errichtet worden ist. Hinter dem schmalen Küstenstreifen beginnt die europäische Stadt auf Hügeln aufzusteigen. Nach einigen Minuten beginnt man den aus einem Thongestein bestehenden Hügel auf einem herausgeschuittenen Wege hinauf- zusteigen und ist bald auf der Höhe, wo das von einem hübschen Garten mit Tennis= und anderen Spielplätzen umgebene Wohnhaus des Gorverneurs steht. Wie fast alle Gebäude in Nord-Borneo ist auch dieses in leichtester Bauart, anscheinend nur für den Zweck des Schutzes vor Sonne und Regen und der Zufuhr der größtmöglichen Menge frischer Luft errichtet. Auf einem hölzernen Unterbau erhebt sich, durch zwei Holztreppen erreichbar, das Wohnhaus. Der Raum, in den man auf einer der beiden ein- ander gegenüberliegenden Treppen zunächst gelangt, ist von sehr großer Dimension; man übersieht die ganze Länge des Hauses. Das Empfangszimmer und die vordere Veranda bilden einen Raum, an den sich der Speisesaal, nur durch Holzschirme vom Empfangssaal getrennt, anschließt. Ueber diesem Raum erhebt sich das nach beiden Seiten schräg abfallende, in der Mitte 40 Fuß hohe Attappdach; zu beiden Seiten, durch Wände von leichtem Fach- werk, das mit einer Art Palmenblätter (Kadjang) ausgefüllt ist, bis zur Höhe von 20 Fuß abgetrennt, liegen große Schlafzimmer, die unter sich durch gleichartige Fachwerkwände getrennt sind. Von der Vorderveranda aus hat man einen herrlichen Aus- blick über Stadt und Bucht von Sandakan, und es läßt sich in diesem Hause, wie ich durch eigene Er- fahrung während einer Woche erprobte, sehr angenehm leben. Hinter dem Hügel des Government House erhebt sich ein anderer, etwa gleich hoher (200 bis 300 Fuß über dem Meeresspiegel), auf dem eine Steinkirche im Bau begriffen ist. Da die Mittel für diese Kirche durch fre#willige Schenkungen ausge- bracht werden, so rückt der Bau nur langsam Schritt