— 569 denjenigen Schnecken, welche ihre Schalen mit einem hornigen oder kalkigen Deckel verschließen, steche man mit einer spitzen dünnen Nadel vorsichtig zwischen Deckel und Mündungsrand ein; der Deckel bleibt beim Herausziehen an den Weichtheilen (dem Fuße) sitzen; man löse ihn ab, ohne ihn zu zer- brechen, und bringe ihn in die Mündung zurück, wo# er mit Baumwolle oder Papier festgemacht wird. Zweischalige Muscheln öffnen sich in der Regel beim Absterben, und die Weichtheile sind dann leicht zu entfernen, nur die Schließmuskeln haften fester an der Innenfläche der Schale, sind aber auch oft schon mit dem Daumennagel, sonst mit dem Messer abzu- lösen. Beim Trocknen bleiben die Muscheln von selbst geöffnet, wodurch sie mehr Naum einnehmen und leichter zerbrechen; man schneidet daher das beide Hälften verbindende Band durch oder man bindet sie, so lange dieses noch feucht ist, mit einem Faden fest zusammen. Die aus acht Schalenstücken bestehenden Käferschnecken (Chiton) legen sich lebend flach an fremde Gegenstände an, rollen sich aber beim Absterben wie Kellerasseln zusammen; es ist daher gut, sie lebend auf glatte Stückchen Holz, Steinchen, Pappstücke oder dergleichen kriechen zu lassen, sie so mit einem Faden festzubinden und dann erst in kochendes Wasser oder Spiritus zu werfen, um sie in natürlicher Stellung zu erhalten. Land- schnecken, die man in der trockenen Jahreszeit sammelt und von denen man nicht weiß, ob sie noch leben oder nicht, kann man wie trockene Schalen ohne weitere Behandlung verpacken, ebenso gedeckelte Süßwasserschnecken aus eingetrockneten Sümpfen oder lleinere gedeckelte Meerschnecken; sie kriechen nur bei Befeuchtung wieder hervor, sterben entweder und trocknen ein, oder halten sich unter Umständen selbst mehrere Jahre eingezogen lebendig, so daß im Aus- land gesammelte Schnecken in Europa wieder kriechen, wenn sie in Wasser gebracht werden. Alle in Salz- wasser gesammelten Conchylien müssen, ehe sie trocken verpackt werden, einige Stunden in süßem Wasser liegen, damit das anhängende Salz später nicht Feuchtigkeit anzieht. Wenn man viele Exemplare von einer Art bekommen kann, so bewahre man einen Theil mit den Thieren in Spiritus, die von den Thieren gereinigten Schalen trocken auf. In gutem Spiritus ausbewahrte Exemplare, deren Weichtheile noch zergliederungsfähig sind, haben größeren wissen- schaftlichen Werth als trockene, dagegen leidet die Oberfläche der Schale stets bei längerem Verweilen in Spiritus, namentlich bei glänzenden Conchylien. Die gute Erhaltung der Weichtheile größerer Schnecken kann man dadurch befördern, daß man die Schale mit einem Schraubstock oder Hammer sprengt, ehe man sie in Spiritus setzt. Sehr große Weichthiere trennt man möglichst schonend von ihren Schalen, um sie in Spiritusgläsern besonders konserviren zu können. Kleine Conchylien versendet man in kleinen Röhren- gläsern oder Zündholzschachteln mit Angaben über Fundorte, Farbe und Lebensweise. 9. Brachiopoden von E. v. Martens. Brachiopoden oder Armfüßler finden sich im Meere meist nur in größeren Tiefen, so daß sie nur durch das Schleppnetz zu erhalten sind, doch einzelne Arten in der südlichen gemäßigten Zone (Australien, Chile) auch in der Nähe der Küste an Steinen fest- geheftet. Wenn die eine Schale an einem Steine festsitzt (Crania, Discina), nimmt man den Stein mit; wenn sie durch einen kurzen Stiel befestigt ist (Terebratula). so löst man diesen vorsichtig von dem Ansatzkörper ab. Nur die grüne Lingula mit wurm- förmigem langen Stiel lebt frei auf Sand= und Schlammboden, wo sie sich wie ein Wurm einbohrt. Alle Brachiopoden sind in Spiritus aufzubewahren. Vor dem Einsetzen sind die Schalen womöglich vor- sichtig zu öffnen und durch ein zwischengestecktes Holz= oder Korkstückchen offen zu erhalten, um dem Spiritus Zutritt in den Innenraum zu gestatten, wo auch das zarte, leicht verletzliche aber für die Syste- matik wichtige Armgerüst sich befindet. (Schluß folgt.) — — — —— Zammlung der Reiseberichte des Geh. Medizinalraths Drofessor Dr. Roch. Im Verlage von Julius Springer ist eine Sammlung der Reiseberichte des Geh. Medizinal- raths Professor Dr. R. Koch über Rinderpest, Bubonenpest in Indien und Afrika, Tsetse= oder Surrakrankheit, Texasfieber, tropische Malaria, Schwarzwasserfieber, erschienen. Von besonderem wirthschaftlichen Interesse sind die Berichte über Tsetse= oder Surrakrankheit, Texas- fieber und Rinderpest. Welchen Erfolg die von Professor Koch entdeckte Gallenimpfung auch in Südafrika gehabt hat, geht aus dem Nachtrag zu den Berichten über Rinderpest, welcher folgenden Wortlaut hat, hervor: Ueber die weitere Entwickelung der von mir entdeckten beiden Immunisirungsverfahren gegen Rinderpest habe ich noch Folgendes mitzutheilen. In Bezug auf die Immunisirung mit Galle hat sich später herausgestellt, daß der Impfschutz nur drei bis fünf Monate dauert. Für eine planmäßige Bekämpfung der Rinderpest würde dies vollkommen ausreichend sein, da der Infektionsstoff der Rinderpest sehr schnell abstirbt, wie die Austrocknungsversuche gezeigt haben. Eine Dauerform des Rinderpestvirus giebt es nicht. Wo aber die Gallenimpfung zeitlich und örtlich ungleichmäßig ausgeführt wird, da kann es nicht ausbleiben, daß die geimpften Thiere theil- weise wieder iufizirt werden, nachdem der Impfschutz erloschen ist. Letzterer verschwindet aber nicht plöt- lich, sondern nur allmählich, und so kommt es, daß die mit Galle vorgeimpften und später infizirten Thiere mehr oder weniger leicht erkranken und meistens mit dem Leben davon kommen, dann aber auch däuernd geschützt sind.