schaften, leidenschaftlich dem Alkoholgenuß (in Gestalt von Pombe) und narlotischen Genüssen (Tabak) er- geben. Tabak erhalten sie von den Karawanen und machen daraus durch Beimengung von feingeriebenen Mtamastengeln und Schensisalz auch einen beißenden Schnupftabak. Seine kunstvoll aus Holz geschnitzte Schnupftabaksdose trägt fast ein Jeder an einer Schnur um den Hals, die Tabakpfeife geht am Lagerfeuer im Kreise herum und wird, trotzdem ihr Qualm furchtbar auf der Zunge und in die Augen beizt, mit sichtlichem Wohlbehagen geraucht. Bei den Wagogo möchte ich noch erwähnen, daß, wie sie überhaupt manche von den übrigen Wilden verschmähte Fleisch- sorten essen, sie vor Allem Ratten, die es hier zahllos giebt, für einen großen Leckerbissen halten und sie in kunstvoll geflochtenen, langen engen Röhren, an deren Ende Hirse gestreut ist, fangen. Im Flechten sind sie überhaupt Meister; ihre verschiedenartigen, schön gemusterten geflochtenen Körbe und Gefäße verdienen alle Anerkennung. Auch sonst zeigen sie in diesen wohlhabenderen Gegenden Kunstsinn, bemalen ihre Zimmerwände mit Figuren (Menschen, Leoparden, Vögeln 2c.) und schnitzen in Holz auch ganz kunst- volle Fignren und Arabesken und auch die bekannten niedrigen Holzschemel. Meine Bewunderung aber erregten die ausge- zeichneten Waffen, die die hiesigen Wagogo in der Gegend von Konghonda verfertigen. Dieses besitzt, wie viele andere große Orte dieser Gegend, einen eigenen Schmiedfundi, und ihre Speere stehen an Größe und Schönheit kaum den berühmten Massai- speeren nach, sie haben jedoch gewöhnlich ein kürzeres und breiteres Blatt, während die Massailanzen eine lange schmale Klinge haben; ihre Pfeile be- siten eine Durchschlagskraft, daß sie noch durch mein Zelt hindurch einen Menschen tödlich verwunden können, und haben eiserne, sorgfältig und kunstvoll gearbeitete Eisenspitzen mit vielartigen scharfen und spitzigen Widerhaken, welche ganz unangenehme Wunden erzeugen müssen, sie werden in schönen ledernen Köchern über der Schulter getragen. Nicht wenig verwundert war ich, als meine schönen, baum- langen Massaikrieger, die ich auf meinem Zuge mit hatte, in ihrem ganzen, stolzen Kriegsschmuck — dem riesigen Speer, Büffelschild und hochwehender weißer Pfauenfeder auf dem Haupte — in Matambulu vor den Wagogo Reißaus nahmen und sich zu mir hin flüchteten; ich drückte ihnen meinen Spott auch ziemlich deutlich aus, was sie aber weder sichtlich beschämte, noch zur Umkehr bewog. Als ich am Abend in Matambulu mir eine Ngoma mit Kriegstänzen vorführen ließ, verfiel der eine Massaihäuptling, wie es oft zu ge- schehen pflegt und was als besonderes Zeichen von Tapferkeit bewundert wird, in Raserei, so daß ihm der Schaum vor dem Munde stand, er wie ein wildes Thier brüllte und von seinen Genossen nur mit Mühe gehalten werden konnte. Als ich herantrat, warnten mich die Askari und sagten „anataka vita“ (er verlangt nach Krieg), worauf ich spottend meinte: 647 — „Heute morgen war ja Krieg, da ist er aber aus- gerissen!“ Und jetzt kam auch ihnen das Komödien- hafte der Scene zum Bewußtsein, und sie lachten über die Raserei, während sonst solche Dinge auf alle Schwarzen großen Eindruck machen, worauf sie ja auch berechnet sind. Aehnlich schien mir auch eine andere Scene in Tschikombo, wo beim Schlachten eines Ochsen die Massai mich baten, das Blut trinken zu dürfen, und sich dann der Länge nach auf den Boden legten und das frische dampfende Blut in langen Zügen aus dem Leibe des Thieres tranken oder es in beiden hohlen Händen herausschöpften, mehr darauf berechnet, den Eindruck der Wildheit und dadurch Entsetzen und Furcht bei den Zuschauern hervorzurufen, als selbst ein wirkliches Zeichen der- selben zu sein. Einen größeren Gegensatz wie zwischen Massai und Wagogo kann man sich kaum denken, erstere sind baumlang, hoch aufgeschossen und schmal in Schulter und Gesicht und mit schmaler, oft fast jüdisch gebogener Nase, letztere sind untersetzt, mus- kulös und breitschulterig, fast stiernackig, auch haben sie meist eine platte Nase. Nach den hier vorliegen- den Erfahrungen sind die Wagogo im langsamen stetigen Vordringen gegen das Land der Massai begriffen und verdrängen sie, da sie feste Temben vorschieben, während die Massai ohne feste Wohnsitze auch keinen sesten Widerstand leisten können. In den Grenz- gebieten findet auch eine Vermischung beider Stämme statt, man sieht schon viele Wahumba-Massai, die viel untersetzter und breitschultriger sind als ihre nörd- lichen langen Vettern. Im Allgemeinen vertragen sich beide Stämme trotz ihrer Verschiedenartigkeit auffallend gut, und Kämpfe und Streitigkeiten kommen kaum vor, vielleicht ist es gegenseitige Angst. Wissenschaftliche Lammlungen. Dem Königlichen Museum für Naturkunde in Berlin hat der Premierlieutenant v. der Marwitz am 16. Mai d. Is. eine von ihm an den Pangani- sällen zusammengebrachte Sammlung zgoologischer Objekte überwiesen. Die Sammlung enthielt: 4 Säugethiere in Alkohol, 5 Schlangen, 8 Fische, 4 Krebse und Bandwürmer aus einer Ziege. Die Konservirung der Thiere ist durchweg gut, ihr wissenschaftlicher Werth bedeutend. Namentlich war das Vorkommen einiger Säugethiere, Epomo- phorus minor in einem männlichen Exemplar mit Schultertaschen, noch nicht bekannt und sein Vor- kommen in Uhehe überraschend; ebenso ist Hipposi- deros commersoni Geoffr. in Ostafrika so weit südlich noch nicht nachgewiesen worden. Die Krebse bildeten gleichfalls eine willkommene Bereicherung unserer Sammlung, weil aus Ostafrika bisher nur wenig Stücke von Pagurus und Palaemon vorhanden sind.