gänge, die in engem Zusammenhange mit dem schon früher berichteten siegreichen Zuge gegen Ngila stehen: Die politische und wirthschaftliche Lage des Yaundegebietes ist die denkbar beste. Ruhe und Ordnung herrschen im Lande, das ausschließlich dem Handel lebt. Fast die ganze männliche Bevölkerung des Yaundelandes handelt für die hiesigen Faktoreien im Ntoni-, Mwelle-, Batschenga-, Bati= und Man- gidhagebiet, oft sechs bis acht Tage von der Station entfernt, dank der Achtung, deren die starke Station sich ringsum bei genannten Völkerstämmen erfreut, oder steht als Träger im Dienst der Regierung und Kaufmannschaft. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Station dem Wegebau, der Hauptweg im Gebiet der Station ist in gutem Zustand. Große Straßen sind von der Station zum Sanaga (Kule-Batschenga), nach Osten zu Dandugu Anschluß an die Sanagastraße bei Kule und Simekoa im Mwellegebiet — Anschluß an die Sanagastraße kurz vor Elandi —, nach Westen in der Richtung auf Ngutte bis mitten in das Mangidhagebiet hinein geschlagen. Die dem Häuptling Nna, den Bemiata= und Ntumleuten auferlegten Strafen sind bis auf die der Letzteren gezahlt. Die Ntumleute, ein sehr armes Bergvolk, werden, anstatt zwei Elfenbeinzähne zu zahlen, 30 Arbeiter stellen, welche ich nach Victoria gelangen lassen werde, da hier nach wie vor Arbeiter kaum noch zu haben sind. Als ich am 15. Juni das Balingagebiet betrat, fiel mir sofort die Unsicherheit sämmtlicher mit der Expedition in Verkehr tretenden Eingeborenen auf, namentlich wußte der Häuptling selbst kaum etwas zu sagen. Auffallend bestürzt aber war er, als er erfuhr, daß ich auch den Wutehäuptling Ngutte wieder aufsuchen wollte. Als ich an demselben Tage auf Watavé marschirte, sandte ich den kleinen Sohn Nguttes und zwei Haussas zu Ngutte, um diesen über mein Vorgehen gegen Watavé aufzuklären. Am 19. Juni kamen meine Boten mit mehreren Großen Nguttes und dem Haussaältesten der dortigen Han- delsniederlassung im Lager der Expedition wieder an und meldeten, daß drei Haussahändler und drei Leute Aguttes, die im Mai in Yaunde gewesen waren und große Posten Elfenbein in den Faktoreien verkauft hatten, von dem Balingahäuptling, bis zu dem ich sie von sechs Soldaten hatte geleiten lassen, weil es die erste große Karawane Nguttes war, und ich den Mangissas an der Straße noch nicht recht traute, gefangen, all ihrer Habe beraubt, geschlachtet und verzehrt worden wären. Balinga war seit dem Ein- treffen der Ngutteleute unsichtbar. Durch einen Sklaven erfuhr ich sein Versteck, eine Insel im Mbam, und es gelang mir noch in derselben Nacht, seiner habhaft zu werden. Balinga war geständig, er und sein Bruder Edange hätten die Leute schlachten lassen, ein großes Volksfest veranstaltet, bei dem sämmtliche sechs Mann bis auf die Knochen verzehrt worden 652 wären. Dieser Fall von Kannibalismus ist um so auffallender, weil Balinga selbst, wie alle seine An- gehörigen, englisch spricht und durch den langen Verkehr mit der ehemaligen Station recht kultivirt erschien. Auf dem Schauplatz des grausigen Mahles ließen sich noch fast sämmliche Knochen der unglück- lichen Opfer, die weithin verstreut lagen, zusammen- finden, und die Haussas hielten eine große Begräbniß- feier ab, bei der ich Balinga sein Todesurtheil verkündete. Ich sandte ihn am 21. Juni mit zwölf Soldaten über Ndemwe zu Ngutte, damit dieser und die Haussas sähen, wie Händler, die unter dem Schutze der Regierung reisen, nicht ungestraft er- mordet werden dürften. Am 26. Juni traf ich in der Wutestadt Ndemwe die vorausgesandten zwölf Soldaten mit vielen Ngutteleuten wieder. Balinga war unterwegs von einem Soldaten erschossen worden, da er einen Flucht- versuch gemacht hatte; sein Kopf war zu Ngutte ge- bracht worden, der mich bat, nicht in seine Stadt zu kommen, da die ganze große Haussaniederlassung gedroht hatte, beim Eintreffen der Expedition sofort das Wutegebiet zu verlassen. Der Sultan von Tibati hätte sämmtlichen Haussas bei Todesstrafe verboten, mit den Deutschen in Verbindung zu treten, so daß jedem Haussa, der dennoch mit nach Süden ginge, die Heimkehr zu Lande über Tibatt verschlossen sei. So marschirte ich am 28. Juni ab, ordnete die Balinga-Angelegenheit und traf am 8. Juli wieder in Yaünde ein. Diebzucht in Ramerun. Mit dem Dampfer am 11. September wurden zwei Bullen und acht Kühe Allgäuer Schlages nach Kamerun verschifft, um dort am Gebirge in Busa eine Vieh= und milchwirthschaftliche Station zu be- gründen. Zur Wartung der Thiere sind zwei Schweizer mit ausgefahren, und Grassämereien sowie Kraftfuttermittel sind zur Sicherung des Viehstandes mit nach Kamerun ausgesandt. Hoffentlich gelingt der Versuch, welcher für die ganze Kolonie von der höchsten Bedeutung ist. (Tropenpflanzer.) Trauerfeier. Auf die am 2. August in Kamerun eingetroffene amtliche Nachricht vom Tode des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck wurde von S. M. S. „Habicht“ ein Trauersalut gefeuert, und die Regierungsgebäude und alle im Hafen liegenden Schiffe flaggten holl- mast. Am folgenden Sonntag fand auf Anordnung des Kaiserlichen Gouvernements in der Kapelle der Baseler Mission eine Trauerfeier statt.