— 693 Meine Ansicht, daß Dabagga sehr zweckmäßig gewählt ist, fand ich durch meinen letzten Besuch dort wieder bestätigt. Die Thätigkeit des Försters Ockel war durch den früheren Kriegszustand, durch Mangel an Lebensmitteln in Uzungwe und Mangel an klima- festen Arbeitern sehr erschwert, zumal bei Beginn der eigentlichen landwirthschaftlichen Arbeiten, die dieses Jahr sehr schwache Regenzeit fast zu Ende war. Ueber die Resultate ließ sich bis zu meinem letzten Besuche nichts Sicheres sagen. Jetzt ist festzustellen, daß auf dem dunklen Boden auf dem weiten Land- rücken zwischen Gebirgs= und Savannenzone eine zweimalige Ernte in Dabagga angenommen werden arf. Von dem im März gesäten hat sich Abruzzener und vierreihiger Hafer bis zu 25 fach, weißer zwei- reihiger Hafer bis zu 100 fach verstaudet, und zwar — laut Ockel — ist dies letztere günstige Resultat darauf zurückzuführen, daß der Samen untergehackt, während der andere Samen nur geeggt war. Auf die Pflanzweise ist es vielleicht zurückzuführen, daß die Saaten sehr ungleichmäßig stehen. Bei der Ueber- nahme durch Landwirth Hierl waren etwa 4 Morgen Feld zur Saat fertig und 20 bis 25 Morgen Wald- und Buschland fast fertig gerodet. Merkwürdigerweise ist festzustellen, daß in dem Thale bei Dabagga auf dessen Thalsohle der Humus anscheinend metertief liegt und die üppigste Vegetation vorherrscht, nichts gedeihen will; der Samen schießt üppig auf, verkümmert aber sehr bald vollständig. Die Eingeborenen behaupten, daß sie auf solchen Thalsohlen überhaupt nichts pflanzen, weil nichts gedeihen wolle. Der neue Landwirth konnte gleich tüchtig an die Pflugarbeit gehen, und dürfen von der nächsten Regenzeit entschiedene Resultate erwartet werden. Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, daß ein großer Theil des in Frage kommenden Gebiets rothen Grasboden aufweist, und daß auch auf solchem Versuche erwünscht sind. Die Straße weist zwei Brücken über den Mtitu und eine sehr gute Brücke über den Ruaha dicht unterhalb Iringa auf. Bericht über die Reise des Regierungsraths Dr. Stuhlmann nach Mohorro. Regierungsrath Dr. Stuhlmann berichtet über seine Besichtigungsreise in dem Küstenstrich zwischen Dar-es-Saläm und Kilwa an das Kaiserliche Gou- vernement, wie folgt: Dar-es-Salüm, den 6. September 1898. Auf von früher mir bekanntem Wege ging es am 22. August direkt nach Süden. Bis Mtoni sind auf sandigem, mit leichtem Busch bestandenem Boden ausgedehnte Manyokfelder angelegt, von denen ein großer Theil der Benediktiner Mission gehört. Aehn- liches, nur leicht welliges, sandiges Land ist südlich von Mtoni; beim Orte Mwandala stehen viele Mangobäume. Ueberall fiel mir der Mangel junger Kokospalmen auf, ein Zeichen dafür, wie lässig die Leute im Neuanpflanzen sind. Das Land wird bis Vikindo, wo gelagert wird, ziemlich wellig, Thäler, in denen Wasseradern trotz der Trockenheit noch hier und dort zu finden sind, schneiden ziemlich tief ein. Vikindo ist ein recht bevölkerter Distrikt, der ziemlich viel Reis produzirt. Dieses Jahr ist aller- dings Alles durch Regenmangel vertrocknet, man hilft sich, so gut es geht, mit Manyok. Südlich von Vikindo gelangt man durch weniger dichten Buschwald in den Distrikt Vilansi, dessen jetzt noch fließende, tief eingeschnittene Bäche dem Möbesi zugehen. Sie sind fast alle von breiterem Sumpf- rand begleitet, in dem Farrenkräuter verschiedener Arten und stellenweise sehr schöne Gruppen von Schraubenpalmen (Pandanus sp.) auffallen. Von Vikindo an bis etwa nach dem Dorfe Mbaffu findet man in diesen feuchten Stellen einen Kautschukbaum, der bis jetzt noch ganz unbekannt ist. Er strebt mit einem sich meist früh verzweigenden Stamm bis zu 10 m in die Höhe; die ganzrandigen Blätter sind lederartig hart, die Früchte stehen sich zu zweien gegenüber und bilden längliche Spindeln, die mit einem Sprunge der Länge nach aufreißen und einen mit langer Seide behangenen Samen entlassen. Blüthen und ausgereifte Früchte sah ich nicht, doch läßt Alles darauf schließen, daß die Pflanze zur Familie der Apocynaceen gehört. Die hellgraue Rinde des Baumes ist fast stets mit den Hiebnarben der Kautschuksammler versehen. Ich glaube, daß dieser Baum für uns von großer Wichtigkeit werden kann, denn es ist vielleicht möglich, ihn zu kultiviren. Aus diesem Baume werden die großen Belle Kautschuk gewonnen, die im Zanzibar-Handel unter dem Namen Mgoa bekannt sind und die viel Un- reinigkeit enthalten, hervorgerusen durch Beimischung von Rindenpartikeln, die sich bei der Gewinnung ablösen. Der Name des Baumes ist Mgoa oder Muywe maddi. Ganz besonders beim Dorse Mssolo finden sich viele der Kautschukbäume und außerdem viel Raphia- palmen „Mwalo“ der Eingeborenen, die ganz be- sonders 1¼ Stunde südlich von Mssolo, dann am Mbaffubache und an vielen Punkten des Gebietes vom Mbesibache, vom Mkamba 2c. auftreten. Es wäre zu wünschen, daß die Kaufleute sich einmal mit dieser wichtigen Palme beschäftigten. Die nahe verwandte Raphia vinilera in Madagaskar liefert bekanntlich aus den Blättern den weißen Bast, den unsere Gärtner zum Blumenanbinden benutzen, und die Blattscheiden bilden die werthvolle Raphia Piassava, die in Westafrika eine große Rolle spielt. An offenen, nur mit spärlichem Baumwuchs be- deckten Stellen findet man fast immer die Löcher der Kopalgräber. In sehr leichtem Sandboden und in solchem offenen Gebiet soll man hier in ½ bis 1 m Tiefe fast überall Kopal finden, d. h. das halbfossile