— 694 — Harz, das sich durch die sogenannte „Gänsehaut“ auszeichnet, eine Verwitterungskruste. Kopalbäume find verhältnißmäßig selten. Tradylobium verru- cosum wächst etwa wie eine Schirmakazie vielleicht 8 bis 12 m hoch mit kräftigem Stamm. Aus jeder Rindenverletzung, aus den Blättern und den mit kleinen Buckeln besetzten Schotenfrüchten quillt das frische Harz heraus, das aber viel weniger werth ist als das halbfossile. Der Kopalbaum steht ge- wöhnlich in der Nähe von Wasserläufen. Bei der großen Masse des fossilen Kopals und dem ver- hältnißmäßig seltenen Borkommen des Baumes muß man annehmen, daß früher hier große Bestände dieses Baumes existirten, und daß der Baum, wahr- scheinlich infolge von Klimaveränderungen, fast im Aussterben begriffen ist. Bei dem Orte Mbassu (Mpaffu) wurde gelagert. Der Name des Ortes eriunerte mich an einen Baum, den ich in Uganda sah, und der unter demselben Namen am Tanganikasee bekannt ist. Nachfragen ergaben, daß thatsächlich hier in der Nähe der Mpaffu-- baum vorkommt (Canarium sp.), das erste Mal, daß ich ihn hier fand. Aus der Rinde schwitzt ein erst hellgrünliches, an der Luft weißlich werdendes Harz aus, das ähnlich wie „Ubani“ (Harz von Boswelliaarten, das Gummi olihanum des Handels) riecht und das vielleicht hier auch noch einen Handels- artikel bilden kann. Leider gelang es mir nicht, Samen und Blüthen des Baumes zu erhalten. Mbaffu ist ein gut angebauter Distrikt mit vielen Kokos= und Mangobäumen. Von Mbaffu bis Kissidju marschirt man vielfach durch sandige Ebene, die mit Gestrüpp der Dhumpalme (HyFphaena) bestanden sind, hier und dort sind neben vielen verkrüppelten auch große verzweigte Exemplare zu sehen. An allen Bachläufen fehlt die wilde Dattelpalme (P'hoenix reclinata), Ukindo der Eingeborenen, natürlich nicht, aus deren Blättern die feinen Matten (Mkeka) ge- flochten werden, während man aus der Hyphaecna (Mioa oder Mkotsche) die groben, Damwi genannten Matten und die Bastsäcke (Kanda) herstellt. Nach Passiren einiger Mongrovecreeks kommt man in die sehr ausgedehnten Manyokfelder von Kissidgu, bis man das am gleichnamigen Bach ge- legene Dorf selbst erreicht, wo ich lagerte. Der dort eingesetzte Alida, ein Mann, der als Karawanen- führer bis zum Uclle gewesen ist, hat das Dorf und scheinbar auch seine Distrikte gut in Ordnung. Die Straßen sind rein und gerade, sogar Straßen- beleuchtung hat er eingeführt und ein großes Haus für Besuch von Europäern erbaut. Kautschuk (von Mkamba), Kopal, etwas Wachs rc. geht nach dem nahegelegenen Zollhaus auf der Insel Kwale. Die sehr ausgedehnten Reisfelder von Kissidju sind durch die Trockenheit fast ganz vertrocknet. Westlich des Dorfes ist ein Gebiet, wo an Stelle des sonst sandigen Bodens ein hellgrauer, leichter Thonboden mit starker Sandbeimischung zu Tage tritt, der sich vorzüglich für Reis eignet. Kokos, Mango, Manyok, etwas Mais und Strauchbohnen (Cajanus indicus) findet man außerdem noch. Um etwas von der Gegend zu sehen, vermied ich den gewöhnlichen Weg am Strande entlang über Kifumangao und Sindadyi und marschirte zunächst nach Westnordwesten an dem Kissidjubach entlang bis zu einem Ort, wo sich die Dörfer Mssambanya manye und Nassibugani gegenüberliegen. Das 1 bis 1½ km breite Bachthal hat hier thonigen Alluvial- boden, in dem Graslande find ganz bedeutende Be- stände von Borassuspalmen (Moumo der Eingeborenen). Diese in Indien Palmyra genannte Palme gehört dort bekanntlich zu den nützlichsten Bäumen, während sie bei uns noch fast ganz unbeachtet geblieben ist. Die Blätter sind sehr werthvoll, das Holz alter Bäume ist sehr hart und dauerhaft und schön braun gefärbt, aus den Blüthenstielen wird der beste Palm- wein (Toddy) abgczapft. Es stehen hier mehrere Hundert dieser prachtvollen Fächerpalme, deren hell- grauer Stamm im oberen Drittel leicht angeschwollen ist. Von Nassibugani aus ging es südlich zuerst durch die große Ansiedelung Mssonga. Auf den Feldern stehen viele der prachtvollen Mrulebäume mit sehr starkem, geraden Stamm und schwer belaubter, schirm- förmiger Krone. Er giebt das beste Nutzholz der Küstengegenden und wäre werth, ausgedehnt an- geforstet zu werden, besonders da er mit leichtem, sandigem und trockenem Boden vorlieb zu nehmen scheint und die Küstenebenen liebt. Nach dem Rufidfi zu soll es noch sehr viel dieser Bäume geben. Samen war jetzt nur ganz vereinzelt unter den Bäumen zu finden. Von Mssonga an beginnt das Land trockener zu werden, meist ist es nur mit niederem Buschwald bestanden, in den sich hier und dort weite, offenbar zeitweise überschwemmte Grasebenen einschieben. Die Kautschukliane, die Armdicke erreicht, kam überall im Busch vor. Zwei ganz nahe verwandte Landolphiaarten giebt es, die mit schmalen Blättern und von den Eingeborenen Muhanga genannte und zur Bereitung von Kautschuk verwandte Art, während man aus der breitblättrigen, Mbunga genannt, keinen Kautschuk gewinnen zu können behauptet. Man sagt, der Saft würde nicht fest, sondern bliebe llebrig. Es ist zu versuchen, ob durch Zusatz von Säuren oder Salzwosser kein guter Kautschuk zu erzielen ist. Bei dem Orte Dundungama, wo wir lagern, sah ich in dem niederen Busch einen halb rankenden Strauch, den ich nach seinen Blüthen für Strophantus halte. Die Leute nennen ihn Mbuba; von den etwa fingerhutgroßen, gelblich-rosa Blüthen hängen fünf lange feine Fäden herab. Samen sind jetzt nicht vorhanden. # In dieser Gegend sind Mango und Kokospalmen selten, während bisher alle Dörfer massenhaft damit bestanden waren. Südlich von Mkamba und Mbaffu hören die Wasaramo auf und fangen die Wandengereko an.