Kandetefluß in der Nähe des durch Bergassessor Bornhardt aufgefundenen Kohlenflötzes C. Ich begab mich alsbald in Begleitung des Feldwebels Benkewitz und unter Führung zweier Askaris, welche Bergossessor Bornhardt auf seinen Reisen begleitet hatten, auf den Weg zur Kohlensundstelle. Da in- zwischen jedoch die früheren Wege dorthin vollständig verwachsen waren, gelang es uns nicht, bis zum Eintritt der Dunkelheit die Kohlen aufzufinden. Am nächsten Tage ließ ich Feldwebel Benkewitz mit vier Askaris, den nöthigen Trägern und den von Häuptling Maisura gestellten dreizehn Arbeitern zurück, um nochmals nach der Kohlenfundstelle zu suchen und einige Lasten Kohlen nach Maisuras Dorf am Kiwira zu schaffen. Ich selbst wollte auf dem Rück- wege eventuell weitere Kohlen je nach dem Eintreffen der zu dem Kiwira bestellten Einbäume fortschaffen. Auf der ganzen Reise habe ich die erfreuliche Wahrnehmung gemacht, daß sowohl die Wakonde der Niederung als auch Bundali und Unyka-Leute jetzt durchaus friedfertig sind und Vertrauen zu der deutschen Regierung haben. In jedem Ort, in dem ich Lager aufschlug, wurde sofort in bereitwilligster Weise und reichlich Verpflegung für Askari und Träger gewährt; jeder Wunsch wurde sofort nach Möglichkeit erfüllt. In Bundali kamen die einzelnen Häuptlinge mir schon weit entgegen und gaben mir bis über ihr Gebiet hinaus das Geleit. Bundali ist überaus zahlreich bevölkert. Un- unterbrochen reiht sich Hütte an Hütte, Dorf an Dorf. Es giebt kein Thal und keinen Berg, bei welchem nicht auch bewohnte Hütten zu finden wären. Die Leute, welche von Ackerbau und Viehzucht leben, sind von außerordentlicher Sauberkeit. Jedes Fleckchen vor dem Hause ist reingefegt, und jegliches Unkrant davor ist entfernt. Selbst das Innere der Viehställe ist von jedem Unrath gesäubert. Ich mußte staunen über die außerordentliche Fruchtbarkeit des ganzen von mir bereisten Gebietes. Ueberall steht das Land unter Kultur und gewährt seinen Bewohnern mühelos reichliche Nahrung. Sämmtliche Dörfer liegen inmitten von Bananen- hainen. Die Felder sind so regelmäßig angeordnet und so sauber gehalten. daß man glauben könnte, europäische Landwirthe hätten hier mit Pflug und Egge gearbeitet. Nach meiner Ansicht würde sich Bundali, welches selbst das als fruchtbar gerühmte Kondeniederland an Ertragsfähigkeit übertrifft, sowohl für Anlage von Kaffeeplantagen als auch für den Anbau euro- päischer Getreidearten sehr wohl eignen. Auch in klimatischer Beziehung hat Bundali, welches sich in einer Höhe zwischen 800 und 1300 m über dem Meeresspiegel befindet, günstige Bedingungen auf- zuweisen, wenigstens nach dem hier wohnenden ge- sunden Menschenschlage zu urtheilen. Man sieht durchweg gut gewachsene, hübsche Leute. Ich glaube in dieser reinen und frischen Gebirgsluft mich nicht 698 im tropischen Afrika, sondern in heimathlichen Ge- filden zu befinden. Weniger fruchtbar als Bundali ist Unyka. Ueber- schreitet man den Bergrücken, der diese beiden Land- schaften von einander trennt, so ist man erstaunt über das veränderte Landschaftsbild, das sich nun nach kurzer Wegstrecke (3 km) darbietet. Nur ver- einzelt sieht man hier Schamben an den Berghängen und meistens nur in der nächsten Nähe von Wasser- läufen. Das in Bundali noch frische Gras ist hier bereits vollständig vertrocknet. Am 11. Juli schlug ich wieder am Kandetefluß mein Lager auf und suchte die Kohlenfundstelle — dieses Mal mit besserem Erfolge — auf. Die Kohlen sind von einem kleinen Nebenfluß des Kandete freigespült und liegen an mehreren Stellen offen zu Tage. Weiterhin sind sie zunächst nur mit geringen Erdschichten bedeckt, so daß eine Gewinnung der- selben in Tagesbauten für die nächste Zeit keine Schwierigkeiten bieten dürfte. Am Nachmittag trafen die mir durch Feldwebel Benkewitz entgegengeschickten 116 Wakonde= und Wakisi-Träger in meinem Lager ein, und schon am nächsten Morgen stellte ich die Leute unter Aussicht von drei Askari zum Kohlen= schlagen an. Trotz des unzureichenden Arbeitszeugs —. 3 Brechstangen, 2 Beilpiken, 2 Spaten und 1 Axt — ging die Arbeit doch so leicht von der Hand, daß bereits nachmittags sämmtliche Träger mit ihren in Gras verpackten Kohlenlasten in dem 4¼ Stunden entfernten Dorse Maisuras am Kiwira eintrafen. Die Lasten wurden sodann sofort in die bereit stehenden 15 Einbäume verladen und nach der Mündung des Kiwira gesandt, wo sie am 13. srüh eintrafen. Ich selbst marschirte am nächsten Morgen weiter und traf nachmittags an der Kiwira- mündung ein. Am 14. Juli kehrte ich sodann mit dem großen Stahlboot nach Langenburg zurück. Der Kiwira ist zu dieser Jahreszeit, zu welcher das Wasser schon bedeutend gefallen ist, selbst für Mtumbis nicht über Maisuras Dorf hinaus schiffbar und bietet auch in seinem unteren Lauf manches Hinderniß durch Sandbänke. Insgesammt sind bei dieser Expedition 129 Lasten Kohlen nach Langenburg geschafft worden, und zwar bis Maisuras Dorf durch Träger und von da ab in Einbäumen. Das Nettogewicht beträgt 45 Ceniner. Der Preis stellt sich dieses Mal unverhältnißmäßig hoch, da die Leute mit Rücksicht darauf, daß sie nur für diese eine Tour angenommen waren, auch höher bezahlt wurden, als wenn sie in Monatslohn ständen. Sobald jedoch die Leute in Monatslohn ständen, würde sich die Rechnung etwa, wie folgt, stellen: 100 Leute im Durchschnittslohn von 5 Rupien könnten monatlich 2000 Lasten à 40 Pfund deutsch bis nach Maisuras Dorf schaffen, welche wieder durch 20 Einbäume à 20 Rupien monatlich nach der Kiwiramündung befördert werden könnten. Diese 800 Centner würden sonach an der Mündung des Kiwira, ohne die Kosten der Aufsicht durch einen