Die Chakosaua-Bevölkerung, welche entschieden bemittelt genannt werden darf, hält viele Pferde, besonders auch Stuten. Während ihnen jedoch das Verständniß für Reiten im Gegensatz zu den Gurmas abgeht, ist ihnen dasselbe in Bezug auf Behandlung der Pferde nicht abzusprechen. Eine rationelle Pferdezucht hat bislang nicht stattgefunden. Dagomba wird fast ausschließlich von hier mit Pferden versorgt. Einen Zuwachs an Bevölkerung hat der Bezirk durch die Einwanderung der Gurmas aus Pama erhalten, welche schon über tausend Köpfe zählen und unter denen sich einige hundert Wangaras be- finden, welche zu Handelszwecken bereits bis Kratschi gegangen sind. Der Gesundheitszustand ist in der Trockenzeit kein schlechter, dagegen setzt jedes Jahr mit der Regenzeit eine Ruhrepidemie ein, welche in Mangu und auch auf der Station Opfer verlangte. Da ich das Manguwasser des Oti als die Ursache zu er- kennen glaubte, habe ich auch für die Stadtbewohner das Trinken des Flußwassers verboten und eine Quelle am Fuße des Gamadji Hügels ausgehoben, welche während der kommenden Trockenzeit ausgebaut werden soll. Es bleibt zu erwähnen, daß die Küsten- bevölkerung den Gefahren des hiesigen Klimas auf- fällig mehr unterworfen ist. Die Stationsgebäude werden aus Lehmhäusern mit Strohdeckung hergestellt. Es bedarf bereits zweitägiger bis viertägiger Arbeit, um das geeignete harte Holz zu Stützen und Dachbalken (ndju-, sagbe-, keregade-, bagga-) und Bambus herbeizuschaffen. Auch bedarf es einer jährlichen Erneuerung sämmtlicher Dächer. Ich halte indeß diese Bauart, bei der aller- dings die oft orkanartigen (Windstärke 10) Stürme sehr berücksichtigt werden müssen, vorläufig für aus- reichend, zumal die Eingeborenen kostenlos zu den Arbeiten herangezogen werden. Wenn auch noch manche Ausgaben der Bezirks- verwaltung ungelöst sind, so hat doch das Gebiet eine vortheilhafte Veränderung erfahren. Die neu- ernannten Distrikthäuptlinge finden sich des Oefteren in Mangu auf der Station ein oder werden zwecks Erledigung von Angelegenheiten ihrer Gegend be- ordert; die Chakosaua haben sich sehr schnell in den nothwendigen Verzicht ihrer Kleinmacht gefunden und wenden sich mit Eifer dem Handel zu, indem sie die beruhigten Gebiete aufsuchen. Der Handel hat stete Steigerung erfahren und sind in den letzten Monaten die Besucher von auswärts bis auf 450 und mehr gestiegen. Ein lebhafter Zuzug von Mossi ist zu verzeichnen. Daß das Gebiet bei den kriegerisch nothwendigen Maßnahmen nach Mög- lichkeit geschont worden ist, dürfte daraus zu ersehen sein, daß im Gegensatz zu den Nachbarländern Da- gomba, Gurma und Mamprussi diesseits keinerlei Mangel an Lebensmitteln eingetreten ist, ja das Gebiet im Stande war, den genannten Gebieten ausgedehnt käuflich Erzeugnisse abzugeben. 17 — Deutsch-Südwestafrika. Bericht des Gouverneurs Leutwein über seinen öSug nach dem Süden des Schutzgebietes. Der Gouverneur Leutwein berichtet über seinen jüngsten Zug nach dem Süden des Schutzebietes unter dem 28. Oktober 1898 aus Keetmanshoop, wie folgt: Der Zweck der nach dem Süden unternommenen Expedition ist erreicht und der Frieden in diesem Theile des Schutzgebietes wieder hergestellt worden. Die beiden schuldigen Kapitäne sind vor ein Gericht der nichtbetheiligten übrigen Kapitäne des Nama- landes gestellt und von diesem zur Tragung der Kosten der Expedition zu gleichen Theilen, der Kapi- tän von Bethanien außerdem zur Abtretung eines Stück Landes verurtheilt worden. Die Größe des Letzteren sollte der Gouverneur im Verein mit den vier als Richter fungirenden Kapitänen bestimmen. Die Richter bestanden aus den Kopitänen: 1. Hendrik Witbooi von Gibeon, 2. Christian Goliath von Berseba, 3. Simon Cooper von Gokhas, 4. Hans Hendrik von den Veldschoendragern. Den Vorsitz führte Regierungsrath v. Lin dequist, und hatte ich diese Zusammensetzung des Gerichts aus politischen Gründen gewählt. Im Verlauf der Untersuchung hatte sich ergeben, daß doch der Kapitän Paul Fredriks von Bethanien der Schuldigere gewesen war, daher die härtere Strafe für diesen. Die auf Verletzung der Schutz- verträge lautende Anklage wurde einstimmig bejaht. Die Kapitäne waren sehr eifrig bei der Sache, und machte die Stellung ihrer Standesgenossen vor das Gericht der Kapitäne auf die Letzteren sichtlich den besten Eindruck; eine gute Grundlage für Schlichtung von Streitigkeiten in der Zukunft. Nach gefälltem Urtheil wurde in einer öffentlichen Versammlung, in welcher etwa 700 Eingeborene mit allen Kapitänen des Namalandes theilnahmen, die nunmehr geschaffene Sachlage auseinandergesetzt sowie das Verhälmiß zwischen Schutzmacht und den Emgeborenen genau klargelegt. Nach diesen Darlegungen, welche von meiner Seite gegeben worden waren, nahm Kapitän Witbool zu einer Ansprache das Wort, welche im Allgemeinen sich meinen Ausführungen anschloß, dem Dank für die Wiederherstellung des Friedens Aus- druck gab und die Anwesenden ermahnte, stets der Obrigkeit gehorsam zu sein, hinzufügend, daß unter Letzterer der Stammeskapitän und die gemeinsame Regierung zu verstehen seien. Schließlich treunte sich Alles in Frieden und Freundschaft. Die Frage der Stempelung der Gewehre ist dadurch erledigt worden, daß die beiden aufsässigen Kapitäne mit der Stem- pelung bereits begonnen haben. Angesichts der nunmehr ganz veränderten Sach- lage habe ich, mit Rücksicht auf Schonung von Zug- und Reitthieren, meine ursprüngliche Absicht, von