— 236 jungen Momobesse, Ambuley und Boyma. Die übrigen entkamen. Leuschner bewaffnete die Togo- leute der Station und ließ durch diese die Wachen besetzen, bis die Ablösung eintraf. Auf die Kunde von den Ereignissen hatte sich der stellvertretende Gouverneur Dr. Seitz ebenfalls nach BuLa begeben und war am 2. Februar daselbst eingetroffen. Es hatten sich zu dieser Zeit berens zwei der geflüchteten Soldaten, der in die Schulter geschossene Weyjunge Mbla und der Unteroffizier Johnson, in Victoria bei dem Polizeimeister Brückner wieder gestellt und im Laufe der nächsten Tage kamen auch sämmtliche übrigen Flüchtlinge bis auf drei, welche sich vermuthlich nach dem Mungoflusse gewandt haben, wieder zurück. Bei der Untersuchung des Vorfalles hat der stellvertretende Gouverneur die Ueberzeugung ge- wonnen, daß es sich nicht um einen bestimmten Plan der Weyjungen handelte, daß vielmehr der schwarze Unteroffizier Johnson die Agitation nur angezettelt hatte, um die sämmtlichen Soldaten schwören zu lassen, alle Palaver vor ihn und nicht vor Leusch- ner zu bringen und sich somit einc nie versiegende Geldquelle zu verschaffen. Bei der seitens des stellvertretenden Gouverneurs sofort eingeleiteten Untersuchung wurden, nachdem die Rädelsführer bei dem Fluchtversuche gefallen waren, die sämmtlichen übrigen Betheiligten zu längeren Freiheitestrafen verurtheilt und aus der Polizeitruppe ausgestoßen. Die Angelegenheit ist jedenfalls als erledigt zu betrachten und sind Weiterungen nicht zu befürchten. Deutsch-Züdwestafrika. Aufbebung einer Grenzsperre. Nachdem die Kapkolonie die mit Rücksicht auf die Rinderpest verfügte Sperrung des Oranjeflusses als Nordgrenze nach dem deutsch-südwestafrikanischen Schutzgebiete wieder aufgehoben hat und auch nach den vorliegenden Umständen aus der Wiederaufhebung dieser Sperrung dem Schutzgebiete keine Seuchengefahr mehr droht, hat der Kaiserliche Gouverneur die Wiedereröffnung des Verkehrs über den Oranjefluß gestattet. Für den Fall des Hervortretens von Miß- ständen, namentlich in Bezug auf etwaige Versuche, zwecks Hinterziehung des bestehenden Ausfuhrzolles, Vieh zu Verbrauchszwecken über die Grenze nach der Kapkolonie zu schmuggeln, ist sofortige Wiedersperrung der Grenze angeordnet worden. Aus dem Berriche der Wissionen und der Antisklaverei-Bewegung. Die diesjährige Generalversammlung der evan- gelischen Missionsgesellschaft für Deutsch- Ostafrika (Berlin 1III) wurde Zeitungsnachrichten zufolge am 21. März unter Vorsitz des Geheimen Oberregierungsraths Grafen Bernstorff abgehalten. Die Gesellschaft unterhält 7 Stationen und 14 Pre- digtplätze in Deutsch-Ostafrika, wo 11 Missionare, darunter 7 verheirathete, 2 Diakonen und 13 einge- borene Gehülfen arbeiten. Im Laufe des Jahres wurden 40 Heiden getauft, seit Beginn der Thätigkeit betrug die Zahl der Getauften 186. Es stehen noch 90 Katechumenen und 356 Schüler im Unterricht. Die Zahl der eingeborenen Christen beträgt 130, wovon 35 noch nicht abendmahlsberechtigt sind. In den Vorstand traten neu ein Major Marth-Char- lottenburg, Superintendent Fraedrich und Pastor Döring. Das Inspektorat ging auf den Pastor Lic. Trittelvitz über. Infolge des Defizits waren die Stationen in Deutsch-Ostafrika nicht immer voll besetzt. Die dort herrschende Theuerung hat die Ausgaben außerordentlich gesteigert. Der Schatz- meister Francke erstattete den Kassenbericht. Ein Defizit von 33 227 Mk. mußte schon von 1897 mit in die Jahresrechnung genommen werden. Es hat sich bis zum letzten Dezember 1898 auf 54 402 Mk. vergrößert. Die Einnahmen betrugen 84 306 Mk., wovon über 80 000 Mk. in der Heimath aufgebracht wurden. Der „Missionsfreund“ giebt folgende Schilderung von der Ausbreitung der Mission Berlin I in Uhehe: Vor den Thoren des Hehelandes standen seit Jahren unsere im Kondelande am Nyassasee arbeiten- den Missionare. Sie hatten aber hier und auf dem angrenzenden Gebirge im Kingalande noch alle Hände voll Arbeit. Endlich war im Jahre 1896 die Sta- tion Tandala an der Grenze des Hehelandes ange- legt. Anfang v. Is. sandte der kleine Stamm der Bena eine Gesandtschaft zu unserem Missionar Bunk, der ein Jahr zuvor eine Untersuchungsreise in das Heheland gemacht hatte, und ließ ihn bitten, er möge doch kommen und sich bei ihnen niederlassen. Bald nachdem diese Boten wieder in ihre Heimath zurück- gekehrt waren, kamen andere mit derselben Bitte. Sie brachten Grüße von vier Häupklingen und vier Schafe als Geschenk. Da die Regenzeit noch nicht vorüber war und Missionar Bunk sich krank, schwach und elend fühlte, mußten auch sie wieder auf kom- mende Zeit vertröstet werden. Endlich aber trafen 143 Benaleute in Ikombe ein, welche von ihren Häuptlingen den Auftrag hatten, die Missionare mit- zubringen und auf ihrer Reise ihnen als Träger zu dienen. Einem solchen Nöthigen konnten die Brüder nicht widerstehen. Am 1. Juli brach Missionar Bunk mit den drei jungen Brüdern von der genannten Station Jkombe am Nyassa auf. Gleich der Anfang der Reise war sehr beschwerlich. Vom See aus führt der schmale, ungebahnte Weg nach der Kinga- station Bulongoa steil bergan. Von den Mühsalen, die man bei Reisen in diesem Theile Afrikas zu überwinden hat, giebt uns der Bericht des jungen Missionars Gröschel ein anschauliches Bild. Schon