Einem Briefe des Bischofs Couppé in den „Marien-Monatsheften“ der Mission vom heiligen Herzen Jesu entnehmen wir Folgendes: Paparatava oder St. Josephsthal befindet sich in einer herrlichen Lage. Von dem Hause aus kann der Blick auf weite Entfernung hin nach allen Rich- tungen schweifen und sich der schönsten Aussicht er- freuen. Im Norden erblickt man die Weiße Bucht, den St. Georgs-Kanal und die Küste von Neumecklen- burg in einer Länge von 70 bis 80 Meilen. Im Westen erspäht man den ganzen Weberhafen, die Nordküste und die endlose Fläche des Oceans; auch im Osten erblickt man das Meer, jenseits einer grü- nenden Fläche, die eine Ausdehnung von 20 Meilen besitzt; im Süden dehnt sich die Kette der malerischen Bainingerberge aus, welche die Gazellehalbinsel von Osten nach Westen in ihrem breitesten Theile durch- zieht. Die Station thront auf einem Hügel, welcher durch einen gleichhohen Erddamm mit dem nächst- liegenden Hügel verbunden ist; auf allen Seiten senkt sich der Boden schroff zu zwei Engthälern hinab, welche zwei Bäche durchfließen, denen naheliegende Quellen das Wasser zuführen. Von dem Gipfel des Hügels bis zur Thalmulde mögen es an die 100 m sein. Es ist dies also, was das gemäßigte Klima anbetrifft, ein angenehmer Aufenthalt, wo fast den ganzen Tag ein frisches Lüftchen weht und wo die Kühle der Nacht sich bedeutend mehr als in den Stationen an der Küste fühlbar macht. Der Pater Schmitz befindet sich seit drei Wochen auf seiner Stelle. St. Otto ist bereits von Bruder Karl Pfeiffer bewohnt, der daselbst Alles eingerichtet hat und die Ankunft des Paters Eberlein erwartet, welchen das Fieber augenblicklich noch hier zurückhält. In einigen Tagen wird sich der Pater auf seinen Posten begeben. Auch die Station Vunatoro wird unter seiner Ver- waltung stehen. Es befinden sich daselbst schon an die 60 Neubekehrte, welche zu Villa-Maria (Takubar) unterrichtet und getauft worden sind. Auch diese Gegend ist sehr bewohnt, und die Einwohner scheinen in günstiger Stimmung, den Glauben anzunehmen. Nolu)dup oder St. Peter, welches wir früher Beridni (vom englischen Brittani) nannten, wird in drei bis vier Tagen von Pater Viegen besetzt werden. Morgen werden sich Bruder Andreas Reichmeyer, welcher daselbst sein Gefährte sein soll, und Bruder Thomas Geboers dorthin begeben, um Thüren und Fenster in das Haus einzusetzen und Alles für die Ankunft des Paters in Ordnung zu bringen. Außerdem wird dem Pater die Sorge für die Nebenstation Korere obliegen, welches sich in einer Entfernung von 1¼ Stunden von Nocn)dup befindet und auf dem Seewege erreicht wird. Daselbst be- finden sich noch an die 200 bis 300 Eingeborene, welche zur katholischen Religion übertreten wollen. St. Franziskus = Kaverius oder Vunakamkalm)bi ist auf unserem Grundbesitz an der Talelebucht ge- legen. Dort befindet sich eine Handelsniederlassung 316 des Herrn Dupré, welche die Mission sammt den übrigen Ländereien dieses Herrn, welche eine Fläche von 500 ha ausmachen, angekauft hat. Das Handels- haus haben wir einem Weißen verpachtet und in der Nähe desselben die Station errichtet. An diesem Orte wird alle drei Tage der besuchteste Markt der ganzen Gazellehalbinsel abgehalten, ausgenommen vielleicht der Markt von Karavia an der Weißen Bucht. Dem Pater Nollen ist diese Station über- tragen, und Bruder Franz Müller wird ihn dorthin begleiten. An Arbeit wird es nicht mangeln. Es befinden sich daselbst schon 500 Neubekehrte, welche zu Malaguna, und 500 andere, welche zu Wlawolo getauft worden sind; über 1000 andere Eingeborene haben die heilige Taufe noch nicht empfangen, ver- langen aber sehnlichst danach. Den „Blüthen und Früchten“, Berichten der Missionsgesellschaft der deutschen Baptisten, entneh- men wir Folgendes: Die Mission hat 1898 in Kamerun kein Mitglied verloren. Gleich im Anfange des Jahres erhielten wir durch die Schwester Steffens die Nachricht, daß Br. Süvern derart leidend sei, daß man einen bedenklichen Ausgang erwarte. Er wurde tele- graphisch benachrichtigt, seine Reise nach Deutschland sobald als möglich anzutreten. Er traf am 28. März in Hamburg ein. Mit ihm kam auch Schwester Steffens, die von Hamburg aus direkt nach Amerika fuhr. Am 28. Mai feierte er in Cincinnati O. (Amerika) mit Schwester Steffens seine Hochzeit. Die letzten Nachrichten, die wir von ihm aus Amerika erhalten haben, sind nicht erfreulicher Art, und es liegt die Befürchtung nahe, daß er einstweilen nicht wieder zurück nach Kamerun reisen kann. Seine Absicht ist, einen Katechismus, Glaubenslehre und Liederbuch in Dualla für unser Missionsfeld heraus- zugeben. Freunde in Amerika haben bereits die er- forderlichen Ausgaben gedeckt. Als Bruder Süvern und Schwester Steffens Kamerun verlassen hatten, waren nur noch Bruder Schwarz und Br. Dr. Schaufler als Vertreter aus Deutschland auf dem Missionsfelde. Br. Schwarz hatte seine volle Arbeit im Missionsgeschäft, und da Br. Schaufler der Sprache und des Missionswerkes noch unkundig war, so trat eine recht schwere Zeit für die Mission ein. Am 8. März fand in Berlin, im Kreise der Diakonissen, die Aussendungsfeier unserer Schwester Emilie Buchmann statt, der ersten Diakonissin für Afrika aus unserer Anstalt. Am 7. April kam sie nach einer 27 tägigen Fahrt glücklich in Kamerun an. Am 3. Januar d. Is. meldete sie: „Für die Mädchenschule haben sich schon 50 Mädchen gemeldet. Aber lieber Vater Scheve, wir müssen unbedingt zwei Schwestern noch hier haben, wenn etwas soll gemacht werden. Es liegen genügend Beweise vor, daß die Frauenmission in Afrika nicht allein dringend nothwendig, sondern auch reif zur Ernte ist.“