511 — Flusses wohnenden Bangandustamm auf einer Insel Dörfer drei bis vier Tagemärsche südlich, also zweifel- angebaut hat. Hier sei man völlig sicher, wurde mir gesagt, die Bangandu hätten keine Kanus und fürchteten das Wasser. Etwa 1 km oberhalb von Kodiu ist eine sehr starke Schnelle von etwa 400m Länge, dieselbe ist mit beladenen Kanus nicht zu passiven, es mußten daher die Lasten ausgeladen und zu Lande transportirt und dann die leeren Boote durch die Schnellen gezogen werden. Am 3. Mai erreichte ich das letzte Misangadorf, Dan- golo, am rechten Ufer; ihm gegenüber liegt je eine Faktorei der Société Anonyme Belge und des Holländischen Hauses. Der farbige Clerk der ersteren schloß sich mir bei der Weiterfahrt an, und nach drei Stunden erreichte ich das Dorf Tsimburi am linken Ufer, das etwa 70 bis 80 Einwohner zählen mag. Ich kam bei völliger Dunkelheit an und die Bevölkerung war anfangs ängstlich, doch ließ sie sich leicht beruhigen, half meinen Leuten beim Ausladen der Lasten und brachte Lebensmittel in solchen Mengen, daß ich sie bei der Weiterfahrt kaum in den Kanus unterbringen konnte. Am nächsten Tage besuchte ich den auf der rechten Seite des Flusses, etwa eine Stunde vom Ufer entfernt sitzenden Kunabembestamm, der in einem größeren und fünf kleineren Dörfern wohnt und 500 bis 600 Seelen zählen mag. Da man mir gesagt hatte, daß die Leute sehr kriegerisch und streitlustig wären, nahm ich 10 Soldaten mit und ging mit Vorsichtsmaß- regeln in das Hauptdorf; doch war die Aufnahme eine außerordentlich freundliche und entgegenkommende, es fehlte auch die ängstliche Scheu, mit der mir die anderen Dörfer anfangs entgegenkamen. Gleich am folgenden Tage besuchte mich eine Anzahl Kunabembe- leute in Tsimburi und brachte Hühner und Bananen zum Geschenk. Am 4. Mai fuhr ich mit nur einem Kanu den Bumba weiter hinauf, um die großen Schnellen desselben zu erreichen, die 5 bis 6 Stunden oberhalb von Tsimburi liegen sollen. Die Fahrt ging der starken Strömung wegen nur sehr langsam von Statten, und bereits nach 2½" Stunden mußte ich vor einem Katarakt Halt machen, der mit Rudern nicht zu nehmen war. Das Kanu am Lande herum zu transportiren, fehlten mir Leute und Zeit, und so kehrte ich um, die genaue Erforschung des oberen Bumbalaufes für eine spätere Expedition aufsparend. Der nördlichste am Bumba erreichte Punkt dürfte etwa = 2 30°, 4= 14° 30“ liegen. Die Thal- fahrt ging sehr schnell von Statten und am Mit- tage des 5. erreichte ich die Mündung. Von hier fuhr ich am 6. den Dscha hinauf und erreichte in 3 Stunden Dschama, ein Dors, dessen etwa 40 Häuser auf zwei großen Inseln und am Ufer zerstreut liegen; es ist die letzte Misanga-Ansiedelung am Dscha. Von hier ging es zwei Tage durch unbe- wohntes Gebiet. Am 8. erreichte ich Bomedali und Lobilo, am 9. Balla und Jamay. Alle vier Dörfer sind klein, sie werden von Angehörigen des Boma- bassastammes bewohnt, der zahlreiche und große los auf französischem Gebiet, hat. In Bomedali ist eine. Faktorei des Holländischen Hauses, in Lobilo eine der Société Anonyme Belge unter schwarzen Angestellten. Das Verhalten der Eingeborenen gegen mich war, bis auf das Dorf Jamay, durchaus freundlich und entgegenkommend, man brachte Lebens- mittel in Massen. Im letzteren Dorfe war die Bevölkerung sehr mißtrauisch und ließ sich nur schwer und unvollkommen beruhigen. Man hatte mir von großen Fällen des Dscha oberhalb Jamay erzählt, und bis dorthin beschloß ich die Expedition auszudehnen. Ich brach am 10. von Jamay auf und fuhr vier Tage lang (die Hauptrichtung war von der Station Westnordwest) durch unbewohntes Gebiet. Das Terrain wurde mehr und mehr bergig. Alles Kuppen und Höhen- rücken bis zu 700 m relativer Höhe, mit dichtem Urwald bedeckt, durch die sich der Fluß in vielen Windungen schlängelt. Die Ufer sind zum Theil landschaftlich sehr schön. Am 14. Mai gelangten wir an eine etwa 300 m im Durchmesser haltende, rings von Bergen eingeschlossene, seenartige Ver- breiterung des Flusses, in die sich, aus einer schmalen Felsschlucht reißend hervorbrechend, der Dscha er- gießt; er ist an der Durchbruchsstelle kaum 50 m breit. Wenn man von „Fällen“ hier auch nicht sprechen kann, so ist doch zweifellos, daß die Schiff- barkeit hier zu Ende ist. Die Gegend ist schön. Das weite Becken mit einer vorgelagerten Insel, alles von hohen Urwaldbergen eingeschlossen, das schäumende, brausende Wasser des Dscha, dessen Bett an der Durchbruchsstelle mit großen Felsblöcken be- deckt ist, alles bildet eine angenehme Abwechslung in dem Einerlei der afrikanischen Flußlandschaft. Schwärme von grauen Papageien kommen hier vor, deren Geschrei gegen Abend selbst das bekannte Konzert der Cikaden übertönt. Am 15. ging ich zu Fuß eine Strecke stromauf und durchschritt die Schlucht, ich fand noch drei weitere Katarakte. Oberhalb der- selben verbreiterte sich der Strom wieder bis zu etw 150 m. Ein Ziehen der leeren Kanus über die Schnellen wäre wohl möglich, wenn man ge- nügend Zeit und Leute hat, doch würde dies nur lohnen, wenn man die Schiffbarkeit des Flusses oberhalb auf weitere Strecken festgestellt hat. Da ich gar keine Träger mithatte, so hätte sich für mich eine weitere Fortsetzung der Expedition von selbst verboten, auch wenn ich meine Abwesenheit von der Station nicht von vornherein nur auf kurze Zeit bemessen hätte. Ich kehrte deshalb am 16. um und erreichte am 19. nach im Ganzen 25 stündigem starken Rudern wieder die Station. Was das Ergebniß der dreiwöchentlichen Reise betrifft, so dürfte vor allem die Konstatirung der Schiffbarkeit des Dscha auf eine so große Strecke von Interesse sein. Ich habe von der Station bis zu den Schnellen mit gut bemannten, nicht über-