700 —. dessen tragisches Ende nunmehr festzustehen schien, mündliche Verständigung ist mit ihnen ausgeschlossen, wurden sichtbar. Daraufhin war ein energisches strafendes Vorgehen gegen die Inselbewohner ge- boten. Durch vorher verabredete Signale wird die „Möwe“ ersucht, auf die andere Seite der Insel zu fahren, um die Flucht der Eingeborenen in dieser Richtung zu verhindern und eventuell Kanus zu zerstören. Von uns wurden sieben große, an der . Booteinfahrt liegende Kanus zerstört und dann mit allen Vorsichtsmaßregeln der Marsch nach den Ein- geborenen-Dörfern angetreten. Die Dörser liegen verlassen. Von ihren Be- wohnern ist nichts zu sehen, auf angriffsweises Vor- gehen scheinen dieselben zu verzichten. Die Hütten werden durchsucht, werthvollere Gegenstände gerettet. Gegen 7 Uhr kehren wir bei strömendem Regen, dunklem Wetter und hohem Scegange mit den Booten zur „Möwe“, die mit von uns beantworteten Signalraketen ihren Standort kennzeichnet, zurück. Es wird beschlossen, gelegentlich des um 8 Uhr abends fortgesetzten Kurses nach Neumecklenburg auch noch die nördlich von Neuhannover gelegene Insel St. Matthias anzulaufen, um mit den Bewohnern dieser Insel, die sich bisher gegen jede Annäherung von Europäern ablehnend verhalten hatten, womöglich einen Verkehr anzubahnen. Bei Anfahrt der Insel wird festgestellt, daß die letzte offizielle Seekarte hier ganz unzutreffend ist. Zunächst handelt es sich nicht um eine Insel, sondern wir finden eine Inselgruppe, die eine große, durch bewaldete höhere Bergkuppen sich kennzeichnende Insel umrahmt. Ferner liegt diese Inselgruppe gegen die Seekarte etwa 20 Meilen weiter nordwärts. Am 3. mittags wird innerhalb des Inselmeeres Anker geworfen und, da sich nur ein Kanu von Weitem zcigt, an einer Insel, auf der einige Hütten bemerkbar sind, mit der Polizeitruppe gelandet. Die Bewohner der Hütten stehen speer- schwingend weiter ab im Busch. Ein Einzelner lommt etwas näher heran und legt in einer mit Taro angebauten Fläche einige Früchte nieder, um alsbald wieder im Busch zu verschwinden. Ich gehe hin, nehme die Früchte auf und lege als Erwiderung ein Stück rothes Tuch nieder. Aber hier nützt alles Zuwinken und Rufen nichts, die Eingeborenen sind allmählich ganz wieder verschwunden. Nun versuche ich mit Herrn Thiel, der einige Tauschwaaren trägt, in Begleitung einiger Polizei- soldaten die Insulaner weiter unten am Strande, wo das Landen eines Kanus bemerkt wurde, an- zutreffen. Dem geschickten Zuwinken und Bemühen Thiels, der zunächst einige Perlen und Eisenstückchen als Spende auf den Sand wirft, gelingt es, die Leute zur Annäherung zu veranlassen. Es sind schöne, hübsche Gestalten, völlig nackt, mit geschnitzten Holzspeeren in den Händen. Von Schmuck ist an ihnen gar nichts zu sehen. Nur ein junger Mann trägt einen aus geschwärzter Pflanzenfaser gebildeten Nasenring. Der Kopf mit ganz kurz geschorenem Haar ist noch nicht einmal mit Federn verziert. Eine da das die Südsee beherrschende, scheußliche, sprach- verwirrende Pitschin-Englisch nach hier noch nicht gedrungen ist. Aeußerst scheu weichen sie anfangs jeder körperlichen Berührung mit uns aus. Einige kühnere reichen uns aber dann vorsichtig die Hand und lassen sich freundschaftlich auf Brust und Arme klopfen. Ihre Speere geben sie auf Zureden uns in Tausch. Die Leute sind schließlich auch bereit, uns nach dem Platze zu folgen, wo der übrige Theil der Expedition sich befindet, und erbieten sich sogar, uns nach ihrem auf einer Nachbarinsel gelegenen Dorfe zu begleiten. Aber da giebt die „Möwe“ das Signal: „Alle Boote an Bord“, weil sie bei hohem Wasser und bei Tageslicht noch die an Riffen reiche Inselgruppe, deren Fahrwasser noch gänzlich unbekannt ist, verlassen muß, und unter freundschaft- lichem Abschiedswinken müssen wir schleunigst die eben zu freundschaftlichen Verkehr gewonnenen Insel- bewohner leider wieder verlassen. Es findet sich hoffentlich bald einmal Gelegenheit, die friedlichen Beziehungen zu den Bewohnern dieser Inselgruppe, die bisher überhaupt eine völlige terra incognita war, weiter auszugestalten. Am anderen Morgen gegen 9 Uhr erreichen wir die auf der Ostseite Neumecklenburgs gelegene Han- delsniederlassung Kapsu, Händler Petersen, zum Hause Hernsheim & Co. gehörig. Hier werden nur Kopra und Muscheln eingehandelt. Der Umsatz ist nicht besonders erheblich, da an der Ostküste Neu- mecklenburgs die Produktion an verhältnißmäßig dicht liegende Handelsstationen sich vertheilt. Ich ging mit Herrn Thiel zur Besichtigung des Handels- platzes an Land, und wir nahmen den Händler mit einigen Kapfu-Jungen an Bord, um mit Hülfe der- selben sicher den Ort Panakondo herauszufinden, wo im Februar d. Is. elf Buka-Jungen und ein Kapfu- Junge, im Dienste Petersens stehend, erschlagen und verzehrt waren. Im Laufe des Morgens kommen wir an der Handelsniederlassung des Händ- lers Schlüter (Firma Forsayth) vorbei. Hier stoppt die „Möwe“, und ich gehe zum kurzen Be- suche des Platzes an Land. Schlüter wird an Bord genommen, da er über den Sitz der schuldigen Eingeborenen genauen Bescheid zu geben weiß. Gegen Mittag kommt die Niederlassung des Händ- lers Wagenbrett (Neu-Guinea-Kompagnie) Fasana in Sicht. Um 3 Uhr wird eine vorspringende Landspitze mit einzelnen Kokospalmen und Hütten sichtbar und als der Wohnsitz der schuldigen Neumecklenburger festgestellt. Mit dem Fernglas kann man am Strande unruhig hin= und herlaufende Leute erkennen, die dem Nahen des Kriegsschiffes, an dessen von den Händlern ihnen angekündigtes Kommen sie nie ge- glaubt hatten, mit Mißtrauen zu begegnen scheinen. Nachdem die „Möwe“ eine halbe Stunde hin und her manövrirt hat und die Eingeborenen keinen Ver- such machen, mit Kanus längsseit zu kommen, viel-