clendron), dessen Milch als Erfrischungs- und Nahrungsmittel getrunken wird, ferner zahlreiche Palmen, Baumfarne und ein Heer epiphytischer Orchideen, Bromeliaceen, Aroideen 2c. 856 Die ein- geschnittenen Thäler, die sich nach der See hin öffnen, sind sehr wasserreich und ungemein fruchtbar. Sie liefern den bekannten Kakao de la Costa, den besten Kakao Venezuelas. An den Abhängen liegen die Plantagen von arabischem Kaffee bis zu einer Höhe von 1700 m hinauf, deren Produkt ein sehr gutes ist. In den Kakaopflanzungen findet man hier und dort Castilloa elastica, von welcher man sich sehr viel verspricht und welche z. B. in Okumare ganz vorzüglich gedeiht. Achtjährige Bäume haben dort eine Höhe von mehr als 20 m. Auch in den schon genannten Kaffeeplantagen Curamata und Cataure sind bei etwa 800 m Höhe kleine Pflanzungen von Castillog angelegt. Die jungen Bäunchen sehen vorläufig kräftig und gut entwickelt aus, ob sie aber dauernd in diesem Klima gedeihen werden, bleibt abzuwarten. Kolanuß. Ferner findet man überall die Kola- nuß angepflanzt. In Patanehmo giebt es sogar schon ältere, fruchttragende Bäume. Auch von dieser Kultur erhofft man sehr viel, meiner Meinung nach zu viel. Muskatnuß. Auf einer Pflanzung in Bor- burata wird auch die Muskatnuß kultivirt, welche jedoch in dem Küstenklima nicht zu ihrer besten Entwickelung gelangen dürfte. Tonkabohne. Sehr interessant war es mir, auf derselben Pflanzung die Tonkabohne in Kultur zu sehen. Die Bäume (Diptery#K odorata = „Zir- rapia“ oder „Sarapia“) sind ziemlich groß, haben eine schöne, volle Krone und prachtvolles dunkel- grünes Laub. Aus den vieoletten Schmetterlings- blüthen entwickeln sich längliche Früchte, welche die Größe mittlerer Mangofrüchte erreichen, denen sie auch in der Gestalt ähnlich sehen. Das gelbe, etwas widerlich riechende Fruchtfleisch umfaßt eine sehr starkfaserige, harte Samenschale, in welcher der bräunlichviolette, lange, flache Samen, die „Tonka- bohne“, liegt, welche in Europa zu Parsümerie= zwecken benutzt wird. Man sagte mir, daß ein aus- gewachsener Baum bis 100 Pfund Bohnen geben könne. Dies scheint mir jedoch übertrieben zu sein. Die Dipteryr braucht zu ihrem Gedeihen, wie es scheint, dieselben Lebensbedingungen wie der Kakao, zwischen den sie auch gleichsam als Schattenbaum gepflanzt war, jedoch sagte der Pflanzer, sie wachse auch gut auf den trockeneren Bergen. Sie wird meines Wissens sonst nirgendwo in der Welt kultivirt, scheint mir aber außerordentlich der Beachtung werth zu sein. In einer der letzten Nummern des „Tropenpflanzer“ fanden sich, meiner Erinnerung nach, Tonkabohnen mit 200 bis 750 Mark notirt.?) *) Im Januar gingen die Preise sogar bis 1100 Mark für 100 kg herauf. – — — –. Ich habe einige Samen an die botanischen Gärten nach Berlin und Kamerun gesandt. Die Reife der- selben findet etwa im August statt, jedoch scheint sie sich über eine lange Zeit des Jahres auszudehnen, denn ich sammelte gleichzeitig auch Blüthen. Das Holz der DipterrX odorata wird als Nutzholz sehr geschätzt. Mais. Als wichtigstes Produkt der Ackerwirth schaft ist der Mais zu nennen. Er wird sowohl im Tieflande als auch in den Bergen bis zu 2000 m Höhe angebaut, und zwar in mehreren Varietäten. Der Maisbau ist ein sehr lohnender. Auf gutem Boden erhält man bis 3800 kg pro Hektar. Dennoch produzirt Venezuela oft nicht einmal genug für seinen eigenen Gebrauch, denn der Bedarf ist ein sehr großer, da das Maisbrot, „Aprepa“, bei keiner Mahlzeit fehlen darf. In Kaffeepflanzungen wird der Mais meist als Vorfiucht gewonnen. Da dieses aber auch an sehr steilen Hängen und drei= bis viermal hintereinander gethan wird, so wird der Boden gleichzeitig sehr ausgesogen und abgewaschen, zum Schaden der Kaffeepflanzen. Bohnen. In großem Maßstabe werden ferner Bohnen kultivirt und zwar ein Dutzend verschiedene Varietäten bezw. Arten. Die einen wachsen besser im Tieflande; hierzu gehören drei Varietäten von „Frijoles“, ferner die sogenannten „Papiramos? und „Gueracaros“, die anderen werden nur im Hochlande kultivirt, und hierzu gehören die schwarzen Bohnen, „Caraoatas negras“, die beliebteste Art von allen, welche die fast alltägliche Speise der Landbevölkerung ist, ferner die „Caraotas rosadas“, eine rosafarbene Varietät, die gleichfalls sehr wohl- schmeckend ist. Samen von Caraotas negras und rosadas habe ich nach Kamerun gesandt. — In Okumare wird versuchsweise die richtige Sojabohne, Glrcine hispida, angebaut. Zuckerrohr. Das Zuckerrohr nimmt unter den Kulturpflanzen Venezuelas eine der ersten Stellen ein. Die Emfuhr von Zucker aus dem Auslande ist durch riesenhafte Einfuhrzölle unmöglich gemacht, deshalb deckt Venezuela seinen ganzen Bedarf durch eigene Produktion. Jedoch giebt es keine guten Raffinerien, und es wird als reinstes Produkt eine Art bräunlich-weißen Zuckers in unregelmäßig ge- formten kleinen Stücken und ein ebenso gefärbter Streuzucker hergestellt. Weit mehr Zucker kommt aber als sogenannter „Papelon", eine braune, in kegelförmige Formen von Thon oder Holz gegossene Zuckermasse, zum Verbrauch. Aus dem Papelon wird mit Wasser ein beliebtes, erfrischendes Getränk, „Guarazo“, hergestellt. — Außer dem Zucker und Papelon werden auch Aguardiente und Rum aus Zuckerrohr hergestellt. Das in Venezuela kultivirte Zuckerrohr soll aus Otaheiti stammen. Es braucht 16 bis 18 Monate und im Hochlande noch längere Zeit zur Reife. Von einem Hektar soll man etwa 15 000 Stück im Gewicht von 60 000 kg schneiden können, und diese