— 68 In Okemue ist eine mit zwei Offizieren und 60 Mann besetzte Militärstation errichtet worden. Aufbebung der Ropal Liger Company. Durch Ordre vom 28. Dezember 1899 hat die Königin von Großbritannten und Irland die Royal Charter der Royal Niger Company vom 10. Juli 1886 aufgehoben. Perschicdene Witttzeilungen. Die Botanische Centralstelle in Berlin entwickelte im laufenden Jahre eine Thätigkeit, welche die der früheren Jahre um ein Bedeutendes über- trifft. Wie im vorigen Bericht gehofft wurde, konnte man jetzt infolge der erhöhten Fonds endlich daran gehen, größere Mengen von den in den Kultur- häusern des Botanischen Gartens zu Berlin ge- zogenen Nutzpflanzen mittelst Wardscher Kasten nach den Kolonien zu senden. Obgleich diese Ueber- führung lebender Pflanzen nach tropischen Ge- bieten große Kosten und Mühen verutsacht, ist ihr doch viel mehr Werth beizulegen als dem Ueberweisen von Sämereien; denn Saatgut kommt ersahrungs- gemäß sehr häufig in verdorbenem Zustande in den Kolonien an und gelangt nur in äußerst geringem Prozentsatz zum Keimen. Abgesandt wurden acht Wardsche Kasten mit 437 Exemplaren junger Pflanzen in 242 Arten, welche einen Werih von etwa 2185 Mk. repräsentiren. Die größte Sendung von fünf Kasten ging an den Versuchsgarten zu Lome in Togo. Sie enthielt außer zahlreichen Nutzpflanzen, Obst liefernden Ge- wächsen, wichtigen australischen Baumarten, Encalypten, Zierpflanzen 2c. hauptsächlich Kautschuk liefernde Ge- wächte, wie Mascarenhasia elastica K. Sch., Ca- stilloa elastica Cerv., Ficus- Arten, Landolphia- Arien u. A., von welchen anzunehmen ist, daß sie im den verschiedenen, klimatisch so sehr voneinander ab- weichenden Gebieten Togos ihr Fortkommen finden werden. Ebenfalls hauptsächlich Kautschuk liefernde Pflanzen enthielt em Wardscher Kasten, welcher dem Botanischen Garten in Victoria (Kamerun) zuging. Besonders reichlich konnten in demselben überführt werden junge, aber sehr schön stehende Exemplare der wichiigsten Kautschulpflanze, Hevea brasiliensis Müll. Arg., von der der Parä-Kantschuk abnammt und von welcher anzunehmen ist, daß sie in dem sehr feuchten Klima Kameruns gut gedeihen wird. Auch Castilloa elastica Cerv. und Mascarenhasia elastica K. Sch. wurden in zahlreichen Exemplaren der Sendung bei- gefügt, welche außer den ange führten Kautschulpflanzen auch Rame, Nutzhölzer, besonders Mahagoni, Myristica fragraus Houtt., die Muskatnuß, Medi- zinalpflanzen, wie Strophanthus u. A. m., enthielt. Zwei Wardsche Kasten gingen ferner an Privat- gesellschoften ab, der eine an die Douglas. Gesellschaft in Togo, der andere an die Perrot-Plantage in Lindi, Deutsch Ostafrika. Während ersterer Kasten in erster Lmie Kautschukpflanzen enthielt, führte letzterer besonders Palmen und Obstpflanzen. Berde Privatgesellschaften übernahmen die Verpflichtung, alle der Centralstelle aus khren Sendungen er- wachsenden Kosten zu tragen und spärer die Kasten, gesüllt mit wichtigen Pflanzen ihrer Gebiete, wieder an den Botanischen Garten zu Berlin zurückzusenden. Es soll auch sernerhin versucht werden, den Wünschen Privater Rechnung zu tragen, falls dieselben obige Verpflichtungen übernehmen. An Sämereien wurden 455 Portionen der ver- schiedensten Arten von Nutzpflanzen im Werthe von mehr als 1000 Mk. abgejandt. Davon ging weit- aus der größte Theil an Stationen unserer Schutz- gebiete, Weniges auch an solche tropischen, nicht- deutschen Gärten, von denen die Centralstelle im Aus- tausch Samen wichtiger Kulturpflanzen erhalten hat. Besonders reichlich konnte vertheilt werden eine größere, von Herrn Hedde aus Dar-es-Saläm ein- gesandte Portion von Samen der wichtigen, neu- entdeckten Kautschulpflanze Ostafrilas, Mascarenhasia elastica K. Sch. Es ist dies ein Baum, der einen ganz vorzüglichen Kautschuk liesert und für Gebeete mit verhältnißmäßig geringen Niederschlägen wohl denselben Werth besitztt wie der westafrikanische, sehr seuchtigkeitsliebende Kautschukbaum Kickxia elastica Preuss. Ferner gelang es, durch Vermittelung des Heirn Professor Schweinfurth eine größere Por- tion Daltelsamen zu erhalten, von einer Sorte, welche in dem eiwas feuchten Nilthal gedeiht und Früchte von ausgezeichnetem Geschmack liesert. Es ist zu er- warten, daß dieser Sorte das Klima Togos und Deutsch-Ostafrikas zusagt, wohin die Dattelkerne ver- theilt wurden. Die gewöhnliche, die Sahara und die Libysche Wüste bewohnende Dattel würde zweifellos in diesen Kolonien ihr Fortkommen nicht finden, da sie an zu extreme Lufttrockenheit angepaßt ist. Wie im vorigen Jahre, flossen auch im laufenden die Samensendungen in erster Linie denjenigen Plätzen unserer Kolonien zu, an denen staatliche botanische und Versuchsgärten unterhalten werden, also besonders Victoria, Dar-es-Soläm und Kwai; aber auch kleinere Stationen, wie Lome, Kete-Kratschi, Kilosso, Dabaga, Jringa, Windhvek, ferner auch einige Private konnten bedocht werden. Bei der Auswahl der Samen wurde eineiseits den geäußerten Wünschen möglichst Rechnung geiragen, andererseits waren die klimatischen Verhältnisse des jeweiligen Bestimmungsortes und damit die Möglichkeit eines Kulturerfolges zu berücksichtigen. Um einige Berispiele anzuführen, gingen fast sämmtliche zur Verfügung stehende Samensorten nach Vicloria; nach Dar-zes-Saläm wurden gesandt Samen von Faserpflanzen, Nutzhölzern, Medizinal- pflanzen, Palmen, nach Kwai besonders solche von