— 102 deutsche Flagge fünf Tage nach unserer Abreise, da alsdann anzunehmen war, daß die Uebergabe erfolgt sein würde, zu hissen. Die Kenntniß deutscher Münzen wurde den Ein- geborenen thunlichst beigebracht, auch versprach die Mission, darauf hinzuwirken, daß in erster Linie nur deutsches Geld als Zahlungsmittel verwendet und fremdes Silber allmählich abgestoßen würde. Kussaie ist nur einmal von einem spanischen Kriegsschiff besucht worden. Im Uebrigen ist die spanische Herrschaft an dieser Insel fast ganz spurlos vorübergegangen. Am 9. wurde die Reise nach Ponape fortgesetzt, und am 11. morgens lief die „Kudat“ kurz nach dem „Jaguar" in den nördlichen äußeren Hafen (Santiago- Hafen) von Ponope ein. Hier lag bereits der von den Spaniern gecharterte amerikanische, auf den Philippinen beheimathete Transportdampfer „Uranus“ und im Innenhafen das spanische Kriegsschiff „Ge- neral Alawa“. Der Hafen von Ponape ist, wie alle Häfen der Südsee, stark mit Riffen durchsetzt und für die Navi- ation wegen des trüben Wassers und der fehlenden 1 8 feh wegen seiner Größe, seiner unpraktischen Einrichtungen Betonnung zur Zeit recht schwierig. Für größeren Verkehr dürfte deswegen der Hafen als nicht be- sonders geeignet zu bezeichnen sein. Es wird daher eventuell für später die Verlegung des Sitzes des Bezirksamtes nach dem weit besseren Metalanimhafen in Aussicht zu nehmen sein. Wird Ponape als Sitz der Verwaltung beibehalten, so wird eine eingehende Betonnung und Bebakung des Santiago- Hafens erforderlich werden. Kurz nach unserer Ankunft fuhr ich mit Kor- vettenkapitän Kinderling, Vicegouverneur Dr. Hahl und Bezirksamtmann Fritz an Land. An der Lan- dungsbrücke wurden wir von dem derzeitigen Gouver= neur Don Ricardo de Castro y Gandara und dem zur Uebergabe des Inselgebietes entsandten spanischen Spezialkommissar, Oberstleutnant Christobal de Aquilar, empfangen und zu einem Rundgange in dem Orte Ponape, der fast ganz aus wande von Zeit und Mühe unschwer herstellen lassen. 1 Don den Fluß hinauf. Auch die Festungsmauer, von der man nur wünschen kann, daß sie recht bald stürzt, damit die Eingeborenen sehen, daß wir Deutsche ihnen gegenüber keiner Festungs- wälle bedürfen, wird gutes Baumaterial ergeben. Von Weitem macht der Ort Ponape mit seinem im tro- pischen Grün glänzenden, weißgrauen Wellblechdächern, seinen an sanft ansteigender Höhe sich hinziehenden Mauern und seinen durch steile, hoch bewaldete Bergkuppen mit den ruinenartigen Felsgebilden von Jokoits gegebenen Hintergrund einen sehr reizvollen Eindruck. Nachdem wegen der am folgenden Tage vorzu- nehmenden feierlichen Uebergabe und Flaggenhissung mit den Vertretern der spanischen Regierung Alles verabredet war, kehrten wir an Bord zurück. Noch dem Vorschlage des spanischen Kommissars, dem ich zustimmte, sollten in Ponape die Ost= in Yap, die Westkarolinen und in Saipan die Marianen gesondert übergeben werden. Im Laufe des Morgens wurde noch von mir und Kapitän Kinderling der „General Alawa“ besichtigt, um uns behufs eventuellen An- kaufes desselben für das Schutzgebiet Deutsch-Neu- Guinea ein Urtheil zu bilden. Das Schiff mußte und seiner theueren Indienststellungs= und Unter- haltungskosten für den bezeichneten Zweck für un- brauchbar erklärt werden. Nachmittags unternahm ich in Begleitung des Kapitäns Kinderling und des Bezirksamtmanns Fritz einen Ausflug den östlich des Hafens münden- Als Führer diente uns ein Ein- geborener der Insel Langar, den uns der dortige Häuptling durch freundliche Vermittelung des Vor- stehers der auf dieser Insel erbauten Station der Jaluit-Gesellschaft zur Verfügung gestellt hatte. Die Flußufer und die von uns einem kleineren Nebenflusse entlang durchwanderte Landstrecke war von einem wunderbaren tropischen Pflanzenwuchse, in dem als besonders charakteristisch die Elsenbeinnußpalme und der Brotfruchtbaum hervortraten, bedeckt. Der Boden Regierungsgebäuden besteht, begleitet. Innerhalb der das Fort umschließenden mächtigen Steinmauern befinden sich außerdem nur noch die Niederlassung der katho- lischen Mission (spanische Franziskaner) und die Häuser einiger kleinerer Händler und Gastwirthe. Die Mauern sind gegen Eingeborenenangriffe sicherlich stark genug, und jedes Thor derselben war unter spanischer Herr- schaft Tag und Nacht von einem Posten mit scharf geladenem Gewehre bewacht. Die Besatzung bestand zuletzt aus 130 Mann europäischer Truppen. Ein- geborene der Karolinen wurden nicht mehr als Sol- daten verwendet. Die sehr weitläufig angelegten Ge- bäude sind heute durchweg baufällig und verwahrlost. Aber aus den vielen vorhandenen Häusern werden sich die für die deutsche, außerordentlich einfachere Verwaltung erforderlichen Gebäude mit einigem Auf- schien, abgesehen von einigen eingestreuten steinigen Stellen, sehr fruchtbar zu sein. Die Eingeborenen, mit denen wir in Berührung kamen, waren sehr freundlich und zutraulich. Die Rückfahrt den schweig- samen, dunkelbeschatteten Fluß hinab bei prachtvollem Abendhimmel der untergehenden Sonne entgegen war zauberhaft. Am 13. morgens zwischen 9 und 10 Uhr fand die feierliche Uebergabe der Ostkarolinen in Ponape statt. Die deutschen und spanischen Offiziere und Beamten waren dazu vollzählig in großer Uniform erschienen. Der in Ponape wohnende Pater der katholischen Mission wohnte der Feier bei, während die evangelische Mission leider verhindert war, sich vertreten zu lassen. Außerdem hatte sich eine statt- liche Anzahl Europäer und Eingeborene als Zuschauer eingefunden. Im großen Hofe hinter dem Gonver=