Fürst Philipp zu Eulenburg, der Kaiserlich Deutsche Botschafter am Hofe zu Wien, übergiebt soeben im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn in Berlin ein Werk der Oeffentlichkeit, das allgemeine Beachtung bean- spruchen darf, nicht allein, weil es werthvolle Mit- theilungen aus dem Leben eines in politischer wie menschlicher Beziehung hervorragenden Mannes in seinen eigenen mustergültigen brieflichen Aufzeichnungen darbietet, sondern vor Allem, weil es eine Epoche preußischer Handelspolitik in ihren Einzelheiten vor Augen führt, die gerade jetzt erhöhte Bedeutung ge- winnt. Das Werk führt den Titel: „Ost-Asien 1860 bis 1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulen- burg“, der 1859 als Königlicher Gesandter an die Spitze der nach den asiatischen Gewässern bestimmten preußischen Expedition trat, um Freundschafts-, Han- dels= und Schifffahrtsverträge mit Japan, China und Siam abzuschließen. Trotz großer Schwierigkeiten kam der Vertrag mit Japan bereits am 24. Januar 1861, sowie der mit China am 2. September 1861“ zu Stande. Bekonntlich veranlaßte gerade die Um- sicht und Thatkraft, die er bei dieser Gelegenheit gezeigt hatte, seine Ernennung zum Minister des Innern, auf welchem Posten er bis 1878 wirkte. — Die Briefe aus Ost-Asien sollten zunächst nur den nächsten Angehörigen und Freunden ein getreues Bild der Erlebnisse und Beobachtungen geben, die den Verfasser während seines Aufenthaltes in Ost-Asien in den Jahren 1860 bis 1862 bewegten. Aber das Interesse, das nach der Erschließung von Kiautschon das deutsche Volk Ost-Asien zuwendet, veranlaßte den Fürsten Philipp zu Eulenburg, mit der Veröffent- lichung nicht mehr zurückzuhalten. Denn die ersten Bestrebungen der preußischen Regierung unter den Auspicien des großen Kaisers — damals Prinzregent von Preußen — im fernen Osten deutschem Handel und deutscher Industrie ein Absatzgebiet zu eröffnen, sowie die preußische Flagge und den preußischen Namen an fernen Gestaden in eindrucksvoller Weise zu zeigen, gewinnen für die Geschichte des Vater- 120 landes eine erhöhte Bedentung, seitdem die weitaus- blickende Politik Kaiser Wilhelms II. Kolonisation und ostasiatischen Handel zu einem Zielpunkte deutscher Volkswirthschaft machte. Die lebensvollen und frischen Schilderungen aus der Feder des ersten bedeutenden Vorkämpsfers deutscher Interessen in Ost-Asien werden jedem Deutschen, der dem Aufblühen unseres Handels im Weltverkehr mit Aufmerksamkeit folgt, ein lebhaftes Interesse ab- gewinnen, wie auch die unter dem unmittelbaren ostasiatische Eindruck des Tages niedergeschriebene Darstellung der ersten offiziellen Entfaltung der preußischen Flagge in den europäischer Kultur fast noch ver- schlossenen Gebieten und die Schilderung der Schick- sale des bescheidenen, kleinen preußischen Geschwaders dem Leser ein getreues und anschauliches Bild von der Verfassung unserer Flotte in ihren ersten An- sängen geben. Die unter dem Eindrucke der Tages- ÔÒ e . ereignisse entstandenen Briefe sind genau in der ur- sprünglichen Form wiedergegeben, so daß der Reiz der Unmittelbarkeit überall gewahrt und der eigen- artig anziehenden, so bedeutenden menschlichen Per- sönlichkeit des Grafen Fritz zu Eulenburg mit dieser Publikation ein würdiges Denkmal gesetzt wird. H. Semler: Die nopische 2 Agrikultur. Ein Hand- buch für Pflanzer und Kaufleute. Zweite Auflage. Unter Mitlwirkung von Prof. Dr. Warburg und M. Busemann bearbeitet und herausgegeben von Dr. R. Hindorf. Wismar 1900. Hinstorssche Hofbuchhandlung. Zur Freude nicht nur aller Kolonialinteressenten, sondern der gesammten mit überseeischen Geschäften besaßten Welt liegt nun auch Band I des bekannten Semlerschen Werkes in neuer Bearbeilung vor. Es werden in ihm die Südfrüchte, die Gewürze, Oele, Farb= und Gerbstoffe, Kautschuk= und Guttapercha sowie die Wurzeln behandelt. Zahlreiche Abbildungen erleichtern die Benutzung des Buches. Schon ein flüchtiger Blick lehrt, daß die gegenwärtigen Bearbeiter mit großer Sorgfalt alle neuen Beobachtungen und Entdeckungen verfolgt und Semlers Darstellung überall, wo es irgend nöthig war, ergänzt und be- richtigt haben. Hoffentlich gelingt es ihrem Fleiße, recht bald auch den Rest des Werkes in ebenso ver- vollkommneter Form wie die zwei ersten Bände den Interessenten zugänglich zu machen. Im Verlag von Dietrich Reimer, Berlin, ist soeben eine neue Karte des südafrikanischen Kriegsschauplatzes mit Berücksichtigung der neuesten Ereignisse erschienen. Justus Perthes' Alldeutscher Atlas. 5 Karten mit 20 Nebenkarten der Hauptgebiete deutschen Lebens auf der Erde. Mit Begleitworten: Statistik der Deutschen. Unter Förderung des Alldeutschen Verbandes bearbeitet von Paul Langhans. Gotha 1900. Justus Perthes. Der rühmlich bekannte Verfasser bictet hier zum Preise von 1 Mk. ein überaus schätzenswerthes Kartenwerk. Der Verbreitung der Deutschen über die Erde und dem Antheil des Deutschthums an der Bevölkerung derselben ist die erste Weltkarte gewidmet, die auch das fortwährend in Erweiterung begriffenc Neß deutscher Dampferlinien, die deutschen Kirchen- gemeinden und Zeitungen u. a. m. enthält. Die Stellung des Deutschthums in Europa und im Morgenlande stell: die zweite Karte dar im Rahmen eines farbenprächtigen ethnographischen Bildes; Neben- karten des Antheils der europäischen Staaten an der Volkszahl der Deutschen und des Deutschen Reiches einst und jetzt ergänzen die Angaben der Hauptkarte (auch die neukonzessionirte deutsche Bagdadbahn ist bereits eingetragen). „Deutsche und Undeutsche im Deutschen Reiche“ neunt sich das dritte Blatt des Atlas, das die Deutschen und fremden Volksstämme