187 und durch dieselben nach dem Bumba und Ngoko. Bayanga ist ein größeres, weitläuftig angelegtes Dorf, in dem sich je eine Faktorei der Société Anonyme Belge und der Niuve Afrikaansche Handels Venootschap befindet, welche letztere noch eine Faktorei in Salo, 1½⅛ Rudertage oberhalb, hat. Die Schiffbarkeit des Sanga für Dampfer ist hier zu Ende, und die Bergfahrt im Kanu von hier bis Carnot erfordert 10 bis 12 Tage. Die ganze Gegend bis weit nördlich von hier und östlich bis über den Oubangi hinaus wird gerade so wie die Umgegend des Ngoko von den Badgiri (Bayaka, Bakolo, Babenga), den wohnsitzlosen Elephantenjägern, über die ich bereits berichtet habe, durchstreift; sie liefern das Elfenbein; die seßhaften Stämme sind die Zwischenhändler und haben als solche den Handel völlig in der Hand, denn mit den Badgiri direkt in Handelsverbindung zu treten, ist den Europäern und ihren sarbigen Angestellten bisher nur in ganz vereinzelten Fällen gelungen. Ich bekam während der Reise eine Anzahl dieser Leute zu Ananas bepflanzter Weg führt vom Flusse zu ihm hin, und zu beiden Seiten war eine Fläche von etwa 1 Morgen freigeschlagen und mit Mais und Bananen bepflanzt. Ich empfahl die Anlage der Sorge des Clerks der Niuve Afrikaansche Handels Venootschap und fuhr am 25, den Sanga hinunter nach Ouesso zurück. Ich will mich, sobald ich hier wieder abkömmlich bin, mit dem Assistenten v. Lüdinghausen dieses Mal auf dem Landwege wieder nach Nzimu begeben und denselben dann für einige Wochen dort lassen, auf die Dauer will ich den Posten jedoch nur mit einer kleinen Patrouille besetzen und dieselbe nur von Zeit Gesicht, konnte mehrere photographiren und einige messen und auch etwas von ihrer Sprache, die von der aller übrigen Stämme gänzlich verschieden ist, aufnehmen. Was das Exterieur dieser Leute an- betrifft, die wirthschaftlich einen für diese Gegenden so ungemein wichtigen Faktor darstellen und auf die vielleicht noch bei der Ausnutzung der Bestände von Gummipflanzen zu rechnen sein wird, so unterscheidet sich dasselbe augenfällig von dem der Angehörigen der seßhaften Stämme: Die Stirn ist niedrig, der untere Gesichtstheil von der Nasenwurzel ab vor- geschoben, die Nase kolossal breit, plattgedrückt, mit gewaltigen, fleischigen Flügeln, der vorderste Theil stark gekrümmt, das Gesicht besonders um den Mund faltig, die Lippen bei vielen Individuen dünn. Relativ stark behaarter Oberlörper, die Farbe im Durchschnitt etwas heller als die der übrigen Stämme mit stumpfem, erdigem Ton, keine Tätowirung. Die Größe unter der durchschnittlichen Negergröße, doch nicht zwerg- haft, die vier von mir gemessenen Individuen maßen 151, 153, 155 und ein freilich besonders großer Mann sogar 165 cm. Der Gesichtsausdruck ist noch stupider als der der übrigen hiesigen Bevölkerung, dos Benehmen scheu und ängstlich. Die Kleidung besteht aus einer Schambinde, meist von europäischem Zeug; einige tragen aus Bast geflochtene Ringe an Lals und Füßen. Ihr Attribut, die Elephanten- lanze, deren lange, breite, stets haarscharf geschliffene Eisenklinge an einem rohen, starken Holzschaft mit einem aus Lianenfasern gedrehten Strick festgeschnürt ist, führen sie unzertrennlich mit sich. Am 21. trat „Major Cambier“ die Thalfahrt von Bayanga an, und am 22. gelangten wir nach Nimu zurück, wo Peter inzwischen die Arbeit tüchtig gefördert hatte. Das Stationshaus, in einer Entfernung von etwa 100 m vom Fluß auf einer kleinen Terrasse in Bambus aufgeführt, war bis auf das Dach fertig; ein 5 m breiter, mit Papaia und zu Zeit von hier aus kontrolliren lassen, bei welcher Gelegenheit dann auch die Zollformalitäten für das angesammelte Elfenbein sowie die eingeführten Tausch- waaren erledigt werden sollen, da die dauernde Stationirung eines Europäers sich nicht verlohnt. In Ouesso traf ich den „Fumettango“ der Niuve Afrikaansche Handels Venootschap, welcher am Tage zuvor mit einem großen Transport für die hiesige französische Verwaltung eingetroffen war. Es waren an Bord: der für Carnot bestimmte Admi- nistrator 1. Klasse Oberstleutnant Mouleur, Admi- nistrator Blom, ein Leutnant und drei Unteroffiziere, außerdem etwa 30 Senegalesen. Augenblicklich sind in Carnot anwesend der stell- vertretende Chef Leutnant Bonacier mit einem Unteroffizier. Von Carnot ressortirt der Chef des Postens in Berberati, de la Forêt, der Chef der zu errichtenden Posten in Ouesso und in Bonga sowie der Kapitän des „Tirier". Herr Mouleur, ein älterer Herr, der seit 30 Jahren im Kolonialdienst ist, übernimmt nun Carnot, Blom, der frühere Stationschef, führt ihn dort ein und kehrt dann wieder nach Frankreich zurück, um jedoch, wie mir gesagt wurde, nach Ablauf eines Jahres wieder zurückzukehren und dann Carnot de- finitv zu übernehmen. Das übrige Personal ist ebenfalls für den oberen Sanga bestimmt, dessen Gebiet intensiv bearbeitet werden soll. Es sind für das Gebiet des Sanga und Likuala Landkonzessionen an sieben französische Gesellschaften gegeben worden, und zur Abgrenzung der Konzessions- gebiete wird in Kurzem eine Kommission, aus einer Anzahl technisch vorgebildeter Offiziere bestehend, die bereits in Brazzaville sein soll, hier oben erwartet. Hoffentlich haben dieselben auch Instruktion, sich mit der Festlegung der deutsch-französischen Grenze zu befassen. Die französische Verwaltung für das Sanga- gebiet hat die Absicht, direkte Besteuerung der Em- geborenen allmählich einzuführen, womit in der Um- gegend von Carnot bereits mit Erfolg begonnen sein soll, als Zahlungsmittel dient Elsenbein. Dort sind auch bereits ansehnliche Haussaniederlassungen ge- gründet worden, während es bisher noch nicht ge- lungen ist, die Haussas weiter hinunterzuziehen. Sie kommen nur zuweilen in geringer Anzahl unter dem Schutze von Senegalesen auf den direkten Wunsch