— 328 gegangen waren, die Fahrt nach Alim (Elisabeth-— Insel) angetreten. Die Insel Alim ist unbewohnt und wurde bisher nur zeitweilig von den Mok- Mandrianleuten, den Mördern des Händlers Maetzke, besucht, die nach Angabe der Seppessaleute ab und zu zwecks Bereitung von Kokosnußöl dorthin kamen. Da wir vor der Einfahrt in den Hafen von Alim den größten Theil der Insel umfahren und dabei keine Spur der Anwesenheit von Menschen entdeckt hatten, begab ich mich in Begleitung der Herren Frings, Molde und Rebstock unter Mitnahme einiger Polizeisoldaten auf die Jusel. Nachdem wir etwa 3¾ Stunden umhergestreift waren, hörten wir plötzlich Schüsse, gleichzeitig erschien eine Anzahl Polizeisoldaten mit der Meldung, daß zwei große Kanus der Mok-Mandrianleute am Strande versteckt lägen, daß sie selbst auf einige Molkleute gestoßen seien. Ich ließ zunächst die beiden Kanus in Sicher- heit bringen und sodann die inzwischen sämmtlich gelandeten Polizeisoldaten eine Reihe bilden, mit denen ich die an dieser Stelle schmale Insel absuchte. Einige Moklente besanden sich vor der Linie und flüchteten in die in das Wasser hinausragenden Mangrove- dickichte, sich durch vereinzelte Gewehrschüsse verthei- digend. Als wir auch in die Mangroven vordrangen, flüchteten die Eingeborenen, vier an Zahl, ins Wasser und schwammen weit hinaus, siets untertauchend und nur auf Augenblicke an die Oberfläche kommend. Da auf dieser Seite der Insel kein Boot oder Kann vorhanden war und die Dunkelheit schnell hereinbrach, befahl ich den Rückzug. In der Nacht wurde die Insel durch ein Schiffs- boot und die beiden erbeuteten Kanus, sämmtlich mit Polizeisoldaten besetzt und unter abwechselnder Auf- sicht eines Europäers umfahren, um eine nächtliche Flucht der Mokleute per Floß zu verhindern. Am 18., 19. und 20. Januar bis zur Ankunft S. M. S. ? Seeadlers wurde die Insel in immer wiederholten Zügen der Polizeitruppe genau abgesucht. Da die Insel zum Theil sumpfig und mit Mangroven be- standen ist, bot dies große Schwierigkeiten. Hierbei wurden vier Eingeborene, die sich mit Spceren zur Wehr setzten, gelödtet; ein Mann, der sich draußen beim Riff im Wasser verborgen gehalten hatte, und ein Knabe, der in der Krone einer Kokospalme steckte, gefangen genommen sowie ein von dem ermordeten Händler Maectzke herrührendes Mausergewehr mit einigen Patronen gefunden. Wic die Vernehmung der Komuliarbeiter und der Seppessaleute ergab, waren sowohl die sämmtlichen getödteten Mokleute wie der gefangene Mann bei dem Ueberfall der Stlation betheiligt gewesen.“ Nach Ankunft S. M. S. „Seeadler“ am Nach- mittag des 20. Januar durchstreifte ich mit Dr. Schnee und der Polizeitruppe nochmals die Insel, auf der sich angeblich noch zwei Mok-Mandrianleute, Mörder des Händlers Mactzke, befinden sollten. Die Streife war ersolglos. Alim ist so dicht mit Kokosnüssen, die sich selbst — verjüngen, bestanden, daß auf dem größten Theile der Insel die übrige Vegetation unterdrückt ist. Nur an der Nordseite ist dichteres Gestrüpp und auch ein guter Bestand hochstämmiger Mangroven vorhanden. Unter den Palmen verfaulen die Nüsse zu Tausenden, da die Mok-Mandrianlente zu faul sind, regelmäßig Kopra zu machen. Eine gute wirthschaftliche Be- arbeitung des Eilandes setzt die Niederschlagung der überflüssigen Palmen voraus. Alsdann werden binnen Kurzem 40 bis 50 Tons Kopra pro Jahr geerntet werden können. Die Mok-Mandrianleute wurden von mir für ihre Schandthaten der Insel verlustig erklärt. Dieselbe ward für das Gouvernement in Besitz genommen und nach Schluß der Expedition dem Gesellschafter des ermordeten Maetzke, dem Händler Molde, als Ersatz für den beim Ueberfall der Han- delsstation Komuli erlittenen großen Vermögensverlust und als Belohnung für die Thatkraft und Schneidig- keit, mit welcher er dem Gouvernement bei dem Vorgehen gegen die räuberischen Eingeborenen auf Neumecklenburg sowohl wie in der Admiralitätsgruppe Dienste geleistet hatte, geschenkt. Molde wird Alim alsbald mit 20 Arbeitern zu regelrechter Kultur und Ausbeute in Angriff nehmen. Gegen 10 Uhr in der Nacht vom 20. auf den 21. fuhren wir nach Baluan (St. Patrik); dort hatten sich die Mok-Mandrianleute nach der Ermor- dung Maetzkes angesiedelt, um sich leichter einer drohenden Bestrafung durch Flucht in das Dickicht der großen Insel entziehen zu können. „Seeadler“ und „Mascotte"“ legten sich in Deckung hinter die Baluan vorgelagerten kleinen Inseln Mok-Lin, Mok- Mandrian, Pom-Lin, Pom-Mandrian (in der Manus- sprache bedeutet Lin = Klein, Mandrian = Groß) soweit ab, daß Aussicht vorhanden war, Schiffs- bewegungen und Einschiffung der Polizeitruppe, ohne von Baluan aus bemerkt zu werden, im nächtlichen Dunkel vornehmen zu können. Nur bei einer Ueber- raschung konnte eine gründliche Bestrafung der schul- digen Eingeborenen gelingen, im anderen Falle ver- schwanden sie kurz vor der Landung der Truppen jedenfalls so weit in dem undurchdringlichen Busch, daß für eine erfolgreiche Versolgung wenig Aussicht blieb. Um 4 Uhr morgens führt die Pinasse des „Seeadler“, die Polizei= und Hülfsmannschaft, 70 Mann stark, in fünf Booten nach sich schleppend, an Mok- Mandrian vorbei Mok-Lin gegenüber dem Strande von Baluan zu. Dort wird um 5 Uhr unter der Führung des Kaiserlichen Richters Dr. Schnee und von mir die Polizeitruppe ausgeschifft. Die Pinasse fährt mit allen Booten zurück, um die Mok-Mandrian- leute gegebenenfalls nicht davon abzuschrecken, in Kanus, die zweifellos dem „Seeadler“ in die Hände gefallen wären, die Flucht zu versuchen. Zu unserer Unterstützung hatten sich der Expedition die Herren Frings, Molde und Schlehan angeschlossen. Bis Tagesgrauen wartet die Truppe am Strande, dann wird auf einem schmalen Kanakerpfade unter Führung der Seppessaleute der Marsch in das Innere ange-