— 332 mittelungen nicht stattgefunden. Da die Aussicht, durch ein Vorgehen auf Neu-Hannover der Schul- digen habhaft zu werden, sehr ungewiß schien, be- gnügte ich mich damit, auf die Einlieferung der Mörder und des Gewehrs Belohnungen auszusetzen. Einer der Mörder ist inzwischen bereits von den Zoi-Eingeborenen gefangen und durch Vermittelung des Händlers Ruge auf Nusaum in das Gefängniß in Herbertshöhe abgeliefert worden. Am Nachmittag des 27. Januar wurde Nusaum erreicht. Hier wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers festlich begangen. Am 28. Januar wurde Kabien nochmals an- gelaufen. Da nach den Angaben des alsbald an Bord kommenden Händlers Schneider keine Be- fürchtungen wegen seiner Sicherheit zu hegen waren, wurde nach kurzem Aufenthalt die Weiterfahrt nach Nusa durch den Albatroskanal angetreten. Nachdem unterwegs die kleine Insel Lisseno, Station des Händlers Pagels, angelaufen war, wurde um 3 Uhr nachmittags Nusa (Station der Firma Hernsheim & Co.) erreicht. Auf Nusa war vor einigen Mo- naten einer der größten Häuptlinge der Gegend, Morongai von Nowara, aus Blutrache von dem Bruder eines Mädchens, das er umgebracht hatte, ermordet worden. Einige Zeit darauf waren aus anderer Veranlassung Unruhen unter den Nusa- Eingeborenen entstanden. Ein Theil derselben hatte mit Hülfe von einigen auf Neu-Mecklenburg belegenen Ortschaften einen anderen Theil der auf Nusa wohnenden Eingeborenen angegriffen, deren Hütten niedergebrannt und mehrere Männer verwundet. Die Angegriffenen waren auf den Nusa gegenüber- liegenden Theil Neu-Mecklenburgs geflüchtet. Ich ließ die Häuptlinge bezw. angesehene Männer der betheiligten Ortschaften an Bord der Mascotter laden, wo dieselben auch erschienen. Nach Verhand- lung der Sache legte ich den schuldigen Ortschaften eine Buße in Tapsoka (Muschelgeld) auf und ordnete die Auslieferung von zwei im Besitz der Ein- geborenen befindlichen Gewehren an, von welchen bei den Unruhen Gebrauch gemacht war. Bis zur Zahlung der Bußen und Auslieferung der Gewehre behielt ich je einen angesehenen Mann der drei schuldig befundenen Ortschaften an Bord. In der Nacht ließ ich den Mörder des Häuptlings Morongai verhaften. Den Stammesgenossen des Ersteren, welche bei der Ausführung der Mordthat Beihülfe geleistet hatten, legte ich zur Sühnung der That nach Landes- sitte eine an den Bruder des Ermordeten zu zahlende Buße in Tapsoka auf. Am Morgen wurden sämmt- liche Bußen bezahlt und die beiden Gewehre aus- geliefert, worauf die drei Geiseln entlassen wurden. Am 29. Januar fuhr die = Mascottes von Nusa ab. Am Abend wurde Kapfu, Station des Händlers Petersen (Firma Hernsheim & Co.), erreicht, am folgenden Morgen Lanau, Station des Händlers Schlüter (Firma E. E. Forsayth) angelaufen. Zwischen den Eingeborenen dieses Platzes und der umliegenden Dörfer Nonapei und Livitur einerseits und den weiter südlich wohnenden Eingeborenen von Fangesogen und Lamechot andererseits hatten vor Kurzem Kämpfe stattgefunden, in welchen auf beiden Seiten von Gewehren Gebrauch gemacht war. Wie die Vernehmungen ergaben, waren im Besitz der Lanau= und Liviturleute zwei Gewehre, außer- dem aber hatte der Händler Schlüter an die Ein- geborenen vorübergehend einige Gewehre gegeben, angeblich um damit seine durch die Unruhen ge- fährdete Station zu bewachen. Thatsächlich hatten die Eingeborenen die Gewehre bei einem Kriegszug nach Fangefogen mitgenommen. Durch Festnahme einiger Häuptlinge wurde die Auslieferung der beiden den Eingeborenen gehörigen Gewehre erzwungen. Die Gewehre rührten, wie auch die sonst bei dieser Expedition mir ausgelieferten Gewehre, von früher ermordeten Händlern her. Gegen den Händler Schlüter ist das Strafverfahren eingeleitet worden. Bei der weiteren Fahrt wurde die Händlerstation Tovarneling (Firma Monton & Co.) angelaufen. Am 31. Januar wurde die Händlerstation Fassana der Neu-Guinea-Kompagnie angelaufen. Am 4. Fe- bruar traf die-Mascottes wieder in Herbertshöhe ein.“ Hamva. Flaggenhbissung. Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouver- neurs zu Apia ist am 1. März d. Is. dort die deutsche Flagge in Anwesenheit der Konsuln, der Kommandanten der Kriegsschiffe, der Leiter der Missionen sowie von 125 samoanischen Häuptlingen und mehr als 5000 Samoanern feierlich gehißt worden. Aussichten für Ansiedler auf Samoa. In Nr. 8 des „Deutschen Kolonialblattes“ vom 15. April d. Is. wurde ein Artikel des Herrn v. Bülow auf Saval aus der „Hannov. Post“ ab- gedruckt, in dem die Aussichten für Ansiedler auf den deutschen Samoa-Inseln erörtert werden und prak- tische Winke für Ankauf von Land, Ausrüstung 2c. enthalten sind. Dieser Aufsatz, der von der Redak- tion des Kolonialblattes bereits als „vielleicht zum Theil etwas optimistisch“ bezeichnet wurde, enthält einige Angaben, die zum Mindesten nicht mehr den heutigen Verhältnissen entsprechen und geeignet sind, zu irrthümlichen Vorstellungen und Ansichten zu ver- leiten. Das gilt ganz besonders für die Preise von Pflanzungsländereien. Der Verfasser legt denselben und seinen Kalku- lationen als Maßstab eine Schätzung zu Grunde, die s. Zt. gelegentlich eines Rechtsstreites von einem „Experten“ vom obersten Gerichtshof Berücksichtigung gefunden hat. Jene Taxwerthe beziehen sich auf bereits kultivirtes und noch unkultivirtes Land in