— 379 lizeisoldaten betheiligten. Da friedliche, auf die Aus- lieferung der Mörder bezügliche Verhandlungen er- folglos blieben, wurden vier Eingeborene, deren man habhaft werden konnte, gefangen genommen und zwei große Kanus als Beute beschlagnahmt. Die Einge- borenen selbst hatten sich in den Busch geflüchtet. Um 6 Uhr abends konnte die „Stettin“ mit dem Ablösungstransport die Heimreise antreten. Deutsche Malaria= Expedition. In der „Deutschen med. Wochenschrift“ werden Berichte über die Thätigkeit der von Robert Koch geleiteten deutschen Malaria-Expedition in Deutsch- Neu-Guinea veröffentlicht. Die Expedition, die am 26. Dezember v. J. Deutsch-Neu-Guinea erreichte, setzte sich in Stephansort fest, wo dank der Unter- stützung der Neu-Guinea-Kompagnie ergiebige Ge- legenheit zu Untersuchungen an Menschen gegeben war. In Stephansort konnten im Laufe von zwei Monaten 734 Personen untersucht werden. Als malariakrank erwiesen sich davon 157, gleich 21,4 v. H. Als Malariakranke wurden von Koch nur diejenigen gerechnet, in deren Blute Malariaparasiten nach- gewiesen werden konnten. Nun haben aber die Malariakranken nicht jederzeit die Malariaparasiten in dem zur Prüfung benutzten Fingerblute, sondern es treten sehr häufig Pausen ein, in denen nichts zu finden ist. Mit Rücksicht darauf ist nach Koch die Malariahäufigkeit in Stephansort mit mindestens 25 v. H. anzusetzen. Von den 734 untersuchten Menschen waren 21 Europäer, 240 Chinesen, 209 Malayen, 264 Melanesen. An Malaria litten von den Europäern 57,1 v. H., von den Chinesen 26,3 v. H., von den Malayen 25,3 v. H. und von den Me- lanesen 10,9 v. H. An die Untersuchungen in Stephansort wurden Forschungen über Malaria der Eingeborenen von Kaiser Wilhelmsland angeschlossen. Ausgenutzt wurden dafär die Orte Bogadjim, un- weit Stephansort, Bongu bei Konstantinhafen und die zu Berlinhafen gehörige Insel Tamara. Von Interesse sind die für Bongu und Bogadjim er- mittelten Zahlen der Malariakranken im Hinblicke auf die Altersscheidung. In Bongu waren von den untersuchten Kindern unter 2 Jahren 100 v. H. malariakrank, von den Kindern von 2 bis 5 Jahren 46.1 v. H., von den Kindern von 5 bis 10 Jahren 23,5 v. H. und von den Personen von 10 bis 45 Jahren 0 v. H. In Bogadjim waren malariakrank von den Kindern unter 2 Jahren 80 v. H., von den Kindern von 2 bis 5 Jahren 41,6 v. H. und von den Personen von 5 bis 55 Jahren 0 v. H. Aus diesen Feststellungen ergiebt sich, daß der Be- zirk der Astrolabebai keinem anderen Gebiete der Tropen in Betreff der Malaria etwas nachgiebt. In Friedrich Wilhelmshafen scheint es sich ebenso zu verhalten, und es liegen Andeutungen dafür vor, daß die gesammte Küste von Kaiser Wilhelmsland malariainfizirt ist. Dagegen scheinen die der Küste benachbarten Inseln zum Theil malariafrei zu sein. In den für Bogadjim und Bongu ermittelten Zahlen tritt das stetige und starke Herabgehen der Malaria- häufigkeit mit dem Aufsteigen des Alters hervor. Am häufigsten ist Malaria bei den Kindern unter zwei Jahren. Koch schließt daraus, daß die Be- wohner von tropischen Malariagegenden in wenigen Jahren eine natürliche Immunität gegen Malaria erwerben. Schon die Untersuchungen auf Java, sagt Koch, lassen die allmählich zunehmende Im- munisirung deutlich erkennen. „Aber geradezu klassische Beweisstücke für dieses Verhalten liefern die beiden Neu-Guineadörfer Bogadjim und Bongu. In Bogadjim findet sich unter den Einwohnern, die das fünfte Lebensjahr überschritten haben, kein ein- ziger mit Malaria; unter den kleinen Kindern ist sie dagegen um so zahlreicher zu finden. Bongu verhält sich ebenso, nur mit dem Unterschiede, daß die Malaria in vereinzelten Fällen bis zum zehnten Lebensjahre reicht, dann aber auch vollkommen ab- schneidet. Würde man sich bei einer derartigen Bevölkerung damit begnügen, die Erwachsenen oder selbst noch die Halberwachsenen und nicht die Kinder zu untersuchen, so würde man voraussichtlich keine Spur von Malaria finden und zu der ganz irrigen Meinung geführt werden, daß man es mit einer Bevölkerung zu thun habe, die überhaupt malaria- frei, d. h. immun gegen Malaria ist. Ich bin davon überzeugt, daß in anderen Malariagegenden ganz analoge Verhältnisse bestehen, und ich möchte durch diese Mittheilungen die Anregung dazu geben, daß ebensolche Untersuchungen sowohl in der Heimath als in anderen deutschen Kolonien, speziell in Ost- und Westafrika bei der eingeborenen Bevölkerung ausgeführt werden.“ Wie Koch annimmt, wurde die Malaria in Neu-Guinea vielleicht ursprünglich vom malayischen Archipel oder von den Molukken durch Händler eingeschleppt. „Die ersten Europäer, welche mit dieser Küste in Verkehr traten, hatten schwer durch Malaria zu leiden, noch mehr die ersten An- siedler. Aber allmählich wurde es besser, als die Eingewanderten mehr und mehr immun wurden. Dann fingen die ärztlichen Berichte an zu melden, daß infolge dieser oder jener sanitären Maßnahmen, oder der zunehmenden Bodenkultur rc. die Malaria im Schwinden begriffen sei. Aber plötzlich bricht sie wieder aus, und zwar nicht, wie in jenen Berichten angenommen wird, infolge besonderer Witterungs- verhältnisse, sondern jedesmal, wenn eine größere Anzahl von neuen und frisch empfänglichen Arbeitern eingeführt wird. Dieselben müssen ebenso wie die neugeborenen Kinder eines Malarialandes erst unter mehr oder weniger großen Opfern zu derjenigen Immunität gelangen, die sie befähigt, dauernd in einer Malariagegend leben zu können.“ Ueber die Bestrebungen der Expedition, die Malaria zu be- kämpfen, berichtet Koch, daß hauptsächlich planmäßige Anwendung des Chinins in Frage kommt. Es wird