vom Mungoflusse in Kamerun bekannt ist, so ist wohl anzunehmen, daß sie auch hier gedeihen wird, voraus- gesetzt, daß man sie in der von mir im Bericht 1 vorgeschlagenen Weise in den dort reichlich vorhan- denen Wäldern anpflanzt. Der Kakao sah mit Aus- nahme des oben beschriebenen Uebelstandes recht kräftig aus. Es scheint, als ob es hier in dem ver- hältnißmäßig trockenen Campo durchaus nöthig ist, reichlich Schattenbäume stehen zu lassen. Erdprobe Nr. 3. „Verwitterungsprodukt und Verwitterungsrinde von klrystallinischem Urgestein, welche leicht lateritisirt werden.“ Von diesem Boden ist dasselbe zu sagen wie von den beiden oben an- geführten. Erdprobe Nr. 4. „Krystallinischer Glimmer= schiefer, besonders reich an Lüotit“, das Gestein, aus welchem die drei anderen Bodenproben hervor- gegangen sind. Diese Plantage des Herrn Küder- ling fand ich von einigen, in der Regenzeit unter Wasser stehenden Sümpfen durchzogen. Ich rieth Herrn Mager, in diesen zeitweise auch ziemlich trockenen Sümpfen Versuche mit Hevcaarten zu machen. Auf dem französischen Ufer des Campoflusses besuchten wir auch eine von einem Franzosen ange- legte Plantage, in welcher hauptsächlich Vanille und Liberiakaffee gepflanzt waren. Der Kaffee war reich- lich mit Früchten beladen. Die Vanille jedoch stand, wie es bei der trockenen Atmosphäre wohl nicht anders zu erwarten war, recht schlecht. Auf der Rückfahrt von Campo nach Groß- Batanga, welche wir am 25. Februar unternahmen, hatten wir zum Segeln günstigen Wind und er- reichten daher schon um 4 Uhr nachmittags Groß- Batanga. Während ich hier auf eine Gelegenheit wartete, nach Kamerun zurückzufahren, ließ ich einige tausend Samen von Manihot Glaziovii, die ich dann später Herrn Stammler, dem Direktor der Molivepflanzung übergab. Am 27. Februar traf der Dampfer „Boma“ in Groß-Batanga ein. Auf demselben erreichte ich noch am Nachmittag Kamerun. Am 2. März traf ich hier unseren Verabredungen gemäß mit Herrn Geheimen Regierungsrath Wohlt- mann zusammen und fuhr mit ihm nach Victoria hinüber, wo ich mit den Vorbereitungen zu meiner Togoreise begann. Von dem am 3. März in Victoria in der Versammlung des Vereins Kameruner Pflanzer gehaltenen Vortrag, in welchem ich noch kurz meine in Kamerun gewonnenen Erfahrungen über Gummi- kultur und Gummipflanzen schilderte, haben Sie ja bereits Kenntniß erhalten. Den dort gehaltenen kurzen Vortrag füge ich diesem Bericht bei. Am 4. März verließ ich dann auf dem Dampfer „Helene Woermann“ Kamerun, um meine Togoreise von Lome aus anzutreten. 471 Vortrag im Verein Kameruner Pflanzer. Victoria, den 3. März 1900. Meine Herren! Auf Anregung des Herrn Geheimrath Wohlt- mann habe ich hier noch einmal die Hauptpunkte der Gummikultur sowie der Gewinnung des Gummis, soweit es bei den bisher gesammelten Erfahrungen möglich ist, zusammengefaßt. Zunächst ist es nothwendig, daß wir die ver- schiedenen Arten der Gummipflanzen mit besonderer Berücksichtigung ihrer rentabelen Anbaufähigleiten in unserer Kolonie Kamerun betrachten. Die Landolphien, die Gummilianen, sind, da sie erst im hohen Alter einen Ertrag liefern würden, wenig zu empfehlen. Doch würde ich anrathen, auf den Pflanzungen, wo dieselben bereits vorhanden sind, die Samen sammeln zu lassen und dann nach Aufziehen der kleinen Pflänzchen in Samenbeeten dieselben um die Schattenbäume herum anzupflanzen, etwa nachdem sie die ersten vier Blättchen entwickelt haben. Uebrigens sind auch sonst die Samen auf den Märkten der Baquiris, wo die Landolphiafrüchte unter dem Namen Manyongo in Mengen feilgeboten werden, leicht zu beschaffen. Manihot Glaziovii, der Ceara-Kautschuk, würde wohl mehr für die trockenen Südbezirke unserer Kolonie in Betracht kommen. Dort müßten die Samen, welche man, um ein schnelleres Keimen zu erzielen, am besten etwas anfeilt, an sonnigen Stellen ausgeworfen und dann sich selbst überlassen werden. In diesem verwilderten Zustande würden die dann emporwachsenden Manihotstämme in fünf bis sechs Jahren einen Ertrag liefsern. Die Menge des Saftes varüirt bedeutend an den verschiedenen Lokalitäten. Doch würde sich bei einer derartigen Kultur des Manihot das Anzapfen immerhin lohnen, da doch fast keine Unkosten damit verbunden sind. Man könnte auch eine derartige Anpflanzung in ein- zelne Parzellen theilen und dieselben zur Anbauung des Kautschuks an Eingeborene vermiethen. Ficus elastica giebt, soweit man das bisher beurtheilen kann, hier in Kamerun nur ein minder- werthiges Produkt, das außerdem sehr leicht und schnell oxydirt. Dieses Produkt, welches als Flake- rubber auch von einigen anderen an der Goldküste und in Lagos einheimischen Ficusarten gewonnen wird, variirt auf dem europäischen Markt im Preise zwischen 1 Mk. und 1,30 Mk. pro Kilo. Die Stämme der Hevea Brasiliensis (des Para-Kautschuks), welche hier in Victoria im bota- nischen Garten stehen, geben entschieden zu wenig Latex, als daß man zur Anpflanzung dieses Kaut- schukbaumes rathen würde. Bedenkt man jedoch, daß die Hevea im Ueberschwemmungsgebiet des Amazonenstromes zu Hause ist, wo die Stämme Monate hindurch von Wasser umgeben sind, so ist man wohl berechtigt anzunehmen, daß der geringe Ertrag der Stämme im botanischen Garten auf die Bodentrockenheit ihres Standortes zurückzuführen ist. 5