— 475 Indiens (Arundinaria, Phyllostachys), haben diese holzigen Halme nur die Dicke eines Spazierstockes, während die tropischen Arten bis 40 m hoch werden, mit einem Durchmesser von 25 cm. Die oberirdischen Stämme oder Halme sind in der Regel dicht zusammen gedrängt, bis zu 200 Halme in einem Busch. Manche Arten aber haben einen kriechenden Wurzelstock, und die Halme stehen einzeln oder kleine Büschel bildend. Jedes Jahr, in der Regenzeit, treibt das Rhizom mehrere dicke sastige Triebe, die, gigantischen Spargeln vergleichbar, sich zwischen den älteren Halmen hervordrängen, und in 4 bis 6 Wochen mit dem vollen Durchmesser ihre volle Höhe erreichen, erst nach und nach ihre Seiten- aäste entwickeln und dann allmählich verholzen. Wenige Arten blühen jedes Jahr, die meisten periodisch in längeren Zeiträumen. Hat das Rhizom ein gewisses Alter erreicht (30 Jahre bei Bambusa arundinacea), so sind die Halme zur Bildung von Blüthenknospen disponirt. Dann kann, infolge von besonderen Witterungsverhältnissen oder anderen Um- ständen, eine Blüthezeit eintreten. Bei diesen Arten bedecken sich dann alle Halme eines Busches mit Blüthen, welche Samen, den Körnern unserer Ge- treidearten ähnlich, hervorbringen. Diese Arten wachsen meist gesellig, ausgedehnte Strecken in den Bergen bedeckend. Nicht nur alle Halme eines Busches, sondern alle Büsche in der Gegend sind dann statt der Blätter mit Blüthen und später mit Samen bedeckt. Nach der Samenreife sterben die Halme ab und fallen übereinander, bis sie von den Waldsenern der trockenen Jahreszeit verzehrt werden. In vielen Fällen stirbt das Rhizom auch ab. Nach einigen Jahren sieht man den Boden mit Millonen junger Bambuspflanzen bedeckt, schlanken biegsamen Gashalmen, etwa 1 m hoch, einer Wiese ähnlich. Unter der Erde sendet der zarte Wurzel- stock zahlreiche mit häutigen Scheiden bedeckte Zweige aus, die sich später zu dem holzigen Rhizom ent- wickeln. Im Kampfe ums Dasein gehen dann die schwächeren Pflanzen zu Grunde, und nach etwa 0 bis 20 Jahren steht der Bambuswald wieder da, in welchem, je nach den Arten, 100 bis 300 Büsche auf dem Hektar stehen. Der Anbau von Bambusen durch Ableger ¾ miglich, in diesem Falle aber nicht zu rathen, sei denn, daß Bambusa vulgaris oder eine rühern Art schon in großer Anzahl vorhanden wäre, so daß man die Ableger gleich an Ort und Stelle hätte. Ableger bringen auch zuerst nur dünne Grashalme hervor, und cs dauert mehrere Jahre, bis das Rhizom genügend erstarkt, um Stämme in der vollen Größe zu liefern. In großem Maßstabe zieht man Bambusen am besten aus Samen. Eine gute Me- thode, die in Indien häufig angewendet wird, ist, die Pflanzen aus dem Saatbeete in von Bambus roh geflochtene Körbe zu setzen und mit diesen aus- zupflanzen. Auf diese Weise leidet das zarte Wurzelgeflecht nicht, und der Bambuskorb verfault nachher im Boden. Die Körbe könnte man auch von Schilf oder anderem Material flechten. In- dessen wird man wahrscheinlich die jungen Pflanzen auch ohne besonderen Schutz auspflanzen können. Bambuswälder im Großen anzulegen, hat man in Indien keine Veranlassung, da überall die natür- liche Verjüngung ausreichend ist. Sollte man aber in Deutschafrika die Absicht haben, etwa den Teak- baum mit Bambus zusammen anzupflanzen, so muß man sich klar machen, daß in einem hiebreifen Be- stande etwa 100 Teakbäume und ebensoviel Bambus- büsche pro Hektar stehen werden. Um dies zu er- zielen, würde ich der Unkrautreinigung und der leichteren Kontrolle wegen, stets der Reihenpflanzung den Vorzug geben, 3 m Reihenabstand und die- Pflanzen 1 m voneinander in den Reihen. Etwa drei Reihen Teak, abwechselnd mit drei Reihen Bambus. Ich will nun die Arten aufzählen, die mir zur Einführung in das tropische Afrika am meisten ge- eignet erscheinen. Ich beschränke mich auf indische Arten, mit denen ich vertraut bin. I. Arten in tropischem Klima zu Hause. 1. Bambusa arundinacea. Einheimisch in tro- pisch Vorder= und Hinterindien, angebaut bis 30 nördl. Br. (Dehra Dun), dornig, Wandungen dick. 24 bis 30 m hoch bis 18 cm Durchmesser. 2. B. Tulda. In Birma mit Teak. Um alle Dörfer in Niederbengalen gebaut. 6 bis 21 m hoch bis 10 cm Durchmesser. 3. B. Balcooa. Bengalen bis 26° nördl. Br. (Gorakhpur) verträgt ein trockneres Klima als B Tulda. Hoch geschätzt, viel gebaut. 15 bis 21 m hoch bis 15 cm Durchmesser. 4. B. vulgaris. Heimath unsicher. Tropengegenden der ganzen Welt angebaut. oft mit grünen und gelben Längsstreifen. 16 m hoch, bis 10 cm Durchmesser. 5. B. nutans. Assam, Bengalen, gebaut bis 30° nördl. Br. (Dehra Dun). Halme mehr einzeln, nicht gedrängt. 6 bis 12 m hoch, 7 bis 9 cm Durchmesser. 6. B. polymorpha. Birma, mit Teak. 24 m hoch bis 15 cm Durchmesser. 7. Dendrocalamus strictus. Heimath in Vorder= und Hinterindien und auf den Inseln des Indischen Archipelagus. Gedeiht auch in den trockenen Gegenden bis zu 33° nördl. Br. im Punjab. Häufig mit Teak. Gesellig, ausgedehnte Bestände bildend, aber oft nur einzelne Büsche in Blüthe. 6 bis 15 m hoch und bis 7 cm Durchmesser. Wan- dungen dick, auf trockenen Standorten die Höhlung fast verschwindend. Zu Lanzenschäften viel benutzt. 8. D. gigantens. Birma, 24 bis 30 m hoch, 20 bis 25 cm Durchmesser. 9. D. Brandisii. Birma 24 bis 40 m hoch, 20 bis 25 cm Durchmesser. Aus den Halnmgliedern dieser und der letzten Art machen die Karener Wassereimer. Es sind dies die größten indischen Arten. In den Halme 15 bis 15 bis