631 Schauplatze der unglücklichen Marquis de Rays- Expedition, befanden wir uns am 14. Mai morgens an der Südostküste Neu-Mecklenburgs, vor der großen Landschaft Siar, wo der „Johann Albrecht“ mit dem Anwerben zu beginnen hatte. Ich fuhr mit Herrn Geheimrath Koch unter Mitnahme einiger Polizeisoldaten an Land zum Dorfe Lambon. Die Dorfbewohner kamen uns ohne Waffen freundlich entgegen und holten unser Boot durch die hohe Brandung. Ein alter Häuptling erzählte mir auf die Frage, ob sich bei ihnen Leute würden anwerben lassen, daß dies jetzt nicht ginge, da sie mit den Buschleuten im Kampfe lägen. Der feindliche Ort heiße Tobulilei, und erst gestern sei ihnen von den Feinden ein Mann erschlagen worden. Er bat um Hülfe, die zu leisten ich aus Mangel an Zeit ab- lehnte mit dem gleichzeitigen Versprechen, demnächst mit einem größeren Schiffe wieder zu kommen und Die Bevölkerung ging hier, obwohl sie bereits viel mit Europäern in Berührung gekommen war und zum großen Theil Pitschni-Englisch verstand, vollständig nackt. Nur die erwachsenen Weiber trugen einen kleinen Schurz aus Grasfasern. Um mir einen Beweis ihrer hohen Bildungsstufe zu geben, sagte mir der Oberhäuptling: Ich gehöre nach Herbertshöhe. Womit er jedenfalls sagen wollte, daß er und seine Leute die in Herbertshöhe sitzende deutsche Verwaltung als zu Recht bestehend aner- kannten. Waffen sah ich außer recht rohen neuen Tanzzierwaffen gar nicht, und auf meine Frage, ob sie noch Steinwaffen hätten, erklärten die Leute, diese hätten sie längst an die Schiffe abgegeben. Auch dieser Ort ist also ein sprechender Beweis da- für, wie rasch die Eingeborenen der Südsee bei der Berührung mit Europäern sich ihrer schönen, ethno- graphisch so werthvollen ursprünglichen Werkzeuge # 51 4 1 *3 u "“ "l m*- Station Khau. dann für Ordnung zu sorgen. Dann führten uns die Leute in ihr sehr großes Dorf mit mindestens 50 sorgfältig gebauten Hütten. Die fortlaufenden Weiber und Kinder kamen nach einigem Zureden zurück, und die Kinder wurden alsdann unter Aus- theilung kleiner bunter Perlen als Geschenke durch Geheimrath Koch auf ihre Milz untersucht. Sie hatten durchweg in dem entsprechenden Alter die charakteristische Malariamilz, Milztumor, und die älteren Leute gaben auch an, daß sie viele Kinder in sehr jugendlichem Alter verlören. Damit war für diese Gegend der Beweis der endemischen Ma- laria erbracht. und Waffen entledigen, um dafür europäischen Schund einzutauschen oder das Verlorene durch schlechte Nacharbeit mit europäischen Metallwerk- zeugen zu ersetzen. Die Anwerbung endigte hier erfolglos, und wir fuhren nahe der Küste mittags weiter bis Kap St. Marie. Dort kamen bald zwei Kanus zu uns herangerudert, und drei gute Leute, darunter ein alter „Samoaner“, ließen sich sofort gegen Aus- händigung des üblichen Quantums von Tauschwaaren an ihre Angehörigen anwerben. Kanu kam dann nach Kanu, sämmtlich an beiden Seiten verziert mit schönen bunten Schnäbeln, allerdings moderne Ar-