— 751 Segawo ist ein lang gestrecktes Dorf mit breiter begrüßte mich der junge Chef des Dorfes und ließ Straße. An beiden Seiten stehen 10 bis 15 m lange, rechtwinkelig gebaute saubere Hütten, von denen das Dorf wohl 80 bis 100 besaß. Befestigt war das Dorf durch vier Pallisaden; die ersten beiden Pallisaden aus Stangen, die dritte aus be- hauenem Holz, die vierte aus Holz und gehäuften Steinen; außerdem sieben große Blockhäuser. Ich schätze das Dorf auf 500 bis 600 Einwohner. Der größte Theil der Weiber und Kinder war auf die Nachricht von dem Herannahen der Expedition in Sicherheit gebracht. Durch das rasche Umsich- greifen des Feuers war es mir leider nicht möglich, ethnographisch zu sammeln, da die Hitze zu groß war, um in die Häuser zu gehen. Wohl auch dem Umstande schreibe ich es zu, daß nicht mehr Elfen- bein gefunden wurde. Ziegen und Hühner waren in Unmengen vorhanden. Wie sich hier herausstellte, war das nächste Dorf der Nzymu von Segawo noch zwei sehr starke Tagemärsche entfernt nach Osten zu marschiren. Da das ganze Verfahren sich nur gegen das Dorf Segawo richtete und die Bangandus nicht weiter führen wollten, so beschloß ich am nächsten Tage zurück zu marschiren. Ein weiteres Vordringen nach Osten wäre wegen der schwer Verwundeten, die sämmtlich getragen werden mußten, und wegen der Gefangenen nicht rathsam gewesen, abgesehen von der geringen Stärke der Expedition. Der Verwundeten wegen ging ich auf den Vorschlag des Chefs von Nadia, Bussi und Bokungo ein, über ihre Dörfer den Rückmarsch anzutreten. Am 24. April brach die Expedition unter Führung des Eingeborenen des Dorfes Nadia von Segawo auf. Der Marsch war sehr beschwerlich, da die Wege seit langer Zeit unbenutzt, theil- weise verwachsen waren. Das Gelände wurde sehr flach, und hatten wir durch Schlamm, Sumpf und kleinere Wasserläufe zu waten. Transport der Kranken wurde dadurch ungemein schwierig. Nachdem wir ein verlassenes Nzymudorf passirt hatten, überschritten wir den Lipundschi und schlugen nach weiterem zweistündigen Marsch auf dem Platz des früheren Nadiadorfes das Nachtlager auf. Nach kurzem Marsch erreichten wir am nächsten Tage das Dorf Nadia, dessen Chef mich freundlich willkommen hieß. Das Dorf hat etwa 50 große Hütten und mag an 200 bis 250 Einwohner stark sein. Es ist gut befestigt, da es immer schon unter den Näubereien der Nzymus zu leiden gehabt hat. Die Weiber, die noch nie einen Weißen gesehen hatten, waren zuerst in die Farmen geflüchtet, ließen sich jedoch bald beruhigen und brachten Verpflegung für die Leute. Nach 1½ stündiger Rast marschirten wir weiter und erreichten nach 2½ stündigem Marsch Bussi. Bussi ist ein Dorf ungefähr in derselben Größe wie Nadia, jedoch weit schöner angelegt. In der etwa 10 m im Quadrat großen Palaverhütte Der Geschenke an Hühnern, Zuckerrohr und Bananen heranschaffen. Zwei Stunden verblieb ich in diesem Dorfe und brach dann wieder auf, um noch am selben Tage in dem Dorf Bokungo zu übernachten. In drei Stunden war das auf einem Berge liegende Dorf erreicht. Bokungo ist ein Dorf von etwa 30 Hütten und macht in seiner ganzen Anlage einen armseligen, schmutzigen Eindruck. Der Chef des Dorfes bemühte sich, allen Wünschen gerecht zu werden, und brachte Verpflegung, soviel er aufzu- treiben im Stande war. Der dritte Marschtag führte uns dann wieder über die Dörfer Bussi und Buenga nach Tschimbuli zurück. Der letzte Marsch- tag war sehr anstrengend. Starker Regen machte die Lehmwege so glatt, daß es für die Soldaten schwer war zu marschiren; Sümpfe und das Ueber- schreiten des Lipundschi auf fürchterlicher Brücke thaten ihr Uebriges, die Energie der Leute nieder- zudrücken. In Anbetracht dieser Ermattung machte ich den 27. April Ruhetag. Die Chefs Busse, Buenga und Tschimbuli kamen mit Geschenken und bedankten sich für die Unterwerfung der Segawo. Die Bangandu sind mehr Handelsleute als Krieger, und es ist daher verständlich, daß dieselben trotz ihrer Mehrzahl an Kriegern sich den nur 500 bis 600 Krieger starken NO.-Nzymu gegenüber zu schwach fühlten. Für den Handel sind die Ban- gandus der Gesellschaft „Süd-Kamerun“ sehr viel werth, und ist es daher stets nothwendig, dieselben gegen Uebergriffe der sehr kriegerischen Nachbarn zu schützen. In den durchzogenen Gebieten wurden Elefanten in großer Zahl gespürt, und ist mir der Elefanten- reichthum seitens der Eingeborenen bestätigt worden. Kickria sowohl wie Lianen habe ich auf der ganzen, bis dahin unbekannten Strecke nur in ganz geringer Zahl gesehen. Der Unterdirektor der Gesellschaft „Süd-Kamerun"“, Herr Graf v. Schlippenbach, sowie dessen Agent, Herr Kalmar, haben mich auf der ganzen Ex- pedition begleitet. Herr Graf v. Schlippenbach hatte die Güte, den Weg aufzunehmen. Herr Kalmar hat mir durch die Kenntnisse der Landes- sprache und der Leute sehr viel genützt. Am 28. v. Mts. brachen wir von Tschimbuli wieder auf und erreichten nach 9½ stündigem, sehr anstrengendem Marsch das Dorf Ginda. Der nächste Tag brachte uns bis Faktorei Dangolo. Hier hörte ich, daß der Nzymuchef des Dorfes Tschim-= buli am Bumba mich begrüßen wolle. Ich schickte den Chef des Dorfes Dangolo nach Tschimbuli und ließ den dortigen Chef von meiner Ankunft benach- richtigen. Am nächsten Tage erschien der Chef, brachte zwei Ziegen und Lebensmittel als Geschenk. Er versicherte mir, daß seine Leute nicht mit den Segawo-Nzymu gemeinsame Sache gemacht hätten und auch nie die Absicht hatten, mit den Bangandus 4