Die Eingeborenen müssen im Allgemeinen als Nur in den nördlichen „Neger“ bezeichnet werden. Theilen der Gegend um den Rudolf-See und den Hochländern von Uganda, Ankole und Toru kann die Bevölkerung als Neger-Abart angesprochen werden, als Folge einer neuerlichen Vermischung mit dem Gallastamm und den Ueberbleibseln der vorhistorischen Einwanderung dieser Rasse. Die Hälfte der Bevölkerung ist vermuthlich im Königreich Uganda und den benachbarten Provinzen der Distrikte von Ankole, Tory, Unyoro, Busoga und Kavirondo vereinigt. Mit Ausnahme eines kleinen Theiles von Süd= und Ost-Kavirondo gehört die Bevölkerung des alten Kaiserreichs Uganda völlig einem sehr alten und rein erhaltenen Typus des Bantu-Sprachstamms an. Mit Bezug auf die körperliche Erscheinung können fünf Hauptklassen von Negern oder Abarten von Negern unterschieden werden, wobei indessen auch noch Zwischenformen vorkommen, die durch die fortwährende Vermischung der Hauptarten unterein- ander entstehen: 1. Der kohlschwarze, grobgestaltete Neger von Ost-Afrika. 2. Der vortheilhafter aussehende, mehr braun- häutige, feiner gestaltete Neger Central-Afrikas (ver- treten durch Typen wie die Nyam-nyam, Fan und Mangbutte). Dieser Neger-Typus taucht sast überall im Bantu-Afrika auf zwischen der Bevölkerung des West-Tanganyiko, den Yaos, Zulus und manchen der Nord= und Süd-Kongo-Rassen. 3. Der Nil-Neger-Typus, hochgewachsen, mit dünnen Schenleln und sehr schwarzer Haut. Er ist nicht häßlich, wenn dies auch häufig nicht in die Erscheinung tritt, da die Gewohnheit herrscht, das Gesicht zu verstümmeln. 4. Die Neger-Abart, welche durch Vermischung mit den Gallas entstanden ist; letztere haben den Bahima-Viehhirten bleichere Haut und große per- sönliche Schönheit mitgetheilt. 5. Die Zwerg-(Pygmy-) Rassen, welche vermuth- lich mit den Buschmännern in Südafrika verwandt sind. Sie finden sich in mehr oder weniger reinem Typus innerhalb der Landstrecken, welche im Westen des Schutzgebiets an der Grenze mit dem Kongo- Freistaat belegen sind. Unter den Pygmy können noch zwei Arten unterschieden werden: Die einen sind mehr gelb von Hautfarbe und sehr affenähnlich; Haar und Haut der anderen sind von schwarzer Farbe. Auf die Pygmy ist der Ursprung der Be- völkerung von Uganda zurückzuführen. Die ganze vom Nil-Neger abstammende Be- völkerung, welche die östlichen und westlichen Theile des Schutzgebiets bewohnt, geht völlig nackt, mit Ausnahme von einigen Stämmen, z. B. den Masai, bei denen die Frauen bekleidet sind. Andererseits sind fast alle Völker, welche der Bantusprache sich bedienen, bekleidet. 662 Demnach bilden Kleider und Tuche keinen Handelsgegenstand in der Nilgegend, am Rudolf- See oder bei den schwarzen Wilden von Kavirondo, während bei der mehr zivilisirten, bantu-sprechenden Bevölkerung im alten Kaiserreich Uganda lebhafte Nachfrage nach englischen Kattunen ist. Unter der nackten Bevölkerung der Nil-Neger in der östlichen Hälste des Schutzgebiets scheint eine Missionsthätigkeit zur Zeit völlig aussichtslos. Diese Völker haben durchaus keinen Sinn für Religion oder irgend eine Frage nicht materieller Natur. Andererseits neigen die bantussprechenden Eingeborenen sehr wohl zu religiösen Anschauungen, und die gewaltige Ausbreitung des Christenthums über das Königreich von Uganda und den Distrikt von Toru kann als einer der größten Triumphe der christlichen Mission angesehen werden. Wenn sich auch die Boganda oder Batorn sent ihrer Bekehrung zum Christenthum nicht völlig um- gewandelt haben, so hat doch ihre Intelligenz zu- genommen, ihr Gesichtskreis hat sich erweitert; auch haben sie ihrem schrecklichen alten Aberglauben emt- sagt. Die Erfolge der Lehrthätigkeit der Missionare zeigt sich daher in der erfreulichsten Weise in dem großen Unterschiede, der zwischen der Ugandabevölle- rung von 1900 und den blutbefleckten, qualvollen und unmenschlichen Zeiten von Mutesa und seinem Sohne Mwanga besteht. Bei den Nil-Negern dienen als Handelsgegen- stände: Eisen, Messing und Kupferdraht, Perlen, rothe Fezze, fertige arabische Kleidungsstücke. Die bantu-sprechende Bevölkerung ist begierig nach Kleidung und fast jedem Artikel der Manufaktur- brauche bis zum Phonographen und Kutschwagen. Die einzigen Tauschartikel der Eingeborenen sind zur Zeit: Elfenbein, Esel, Rindvieh, Schafe und Ziegen, leicht dem Verderben ausgesetzte Nahrungs- mittel und manchmal Rupien. Wenn das Land durch Eisenbahnen erschlossen sein wird, wenn Dampfschiffahrt auf den Seen ein- gerichtet sein wird, und wenn Handelsniederlassungen gegründet sein werden, dann werden dem Boden auch reichere und werthvollere Schätze durch die Eingeborenen abgerungen werden können. Die Eingeborenen-Steuer. Mit Genehmigung des Staatssekretärs für Aus- wärtige Angelegenheiten und nach Abschluß einer Neihe von Verhandlungen mit den eingeborenen Häuptlingen ist mit dem 1. April 1900 eine Steuer eingeführt worden. Sie ist festgesetzt auf 3 Rupien (4 shillings) jährlich für das Haus oder die be- wohnbare Hütte und ebenfalls auf 3 Rupien für die Erlaubniß zur Führung eines Gewehrs und insbesondere zum Abschießen von Elephanten. In einigen Distrikten sind die Eingeborenen durch Uebereinkommen verpflichtet, die Hauptstroßen ihres Landes auf ihre eigenen Kosten zu unter- halten.