— 866 — Kamerun. Die Grenzfragen im Norden und Süden des Schutzgebiets sind in der Regelung begriffen. Während wegen der nördlichen Grenze die diplomatischen Ver- handlungen mit England noch schweben, ist in Bezug auf den Süden mit Frankreich ein Abkommen dahin getroffen, daß zunächst die uns wirthschaftlich inter- essirenden Gebiete um Sanga und Ngoko vermessen werden sollen. Auf politischem Gebiet ist das wichtigste Ereigniß der Tod des Sultans Rabbah. Auch sonst haben sich die politischen Verhältnisse nach Unterdrückung der Aufstände der Bulis, Baujangs und Ekois ge- bessert. Das Schutzgebiet hat leider den Verlust mehrerer tapferer und verdienstvoller Männer zu be- klagen. Leutnant v. Queis ist im Rio-del-Rey- Gebiet gefallen, der Forschungsreisende Conrau ist im Bangwe-Lande ermordet worden, und der Ober- leutnant Dr. Plehn fiel im südlichen Kamerun. Von Interesse ist die Expedition, welche durch das kolonialwirthschaftliche Komitee behufs Unter- suchung der in Kamerun vorkommenden Kautschuk- pflanzen ausgeführt worden ist. Die Berichte des Expeditionsleiters lassen für die Ausnützung der Kautschukbestände eine günstige Zukunft erhoffen. Einer Anregung desselben Komitees zufolge soll ferner die Errichtung eines chemischen Laboratoriums in Verbindung mit dem Botanischen Garten zu Victoria in Angriff genommen werden. Togo. Durch das deutsch-englische Abkommen, betreffend Samoa und Togo, vom 14. November 1899 ist die Auftheilung der neutralen Zone vorgesehen, so daß nunmehr das Schutzgebiet auch nach der Gold- küste hin eine endgültige Abgrenzung erfahren wird. Die Festlegung der Grenze an Ort und Stelle durch eine deutsch-englische Kommission ist für das nächste Jahr in Aussicht genommen. Von dem Orte Yendi mit Umgebung, welcher nach dem genannten Vertrage an Togo gefallen ist, hat das Gouvernement bereits Besitz ergriffen, ohne daß ernstliche Schwierigkeiten mit den Eingeborenen entstanden wären. Die Arbeiten der deutsch-französischen Grenzkommission an der Ostgrenze des Schutz- gebiets sind an Ort und Stelle abgeschlossen. Die Vorarbeiten für den Bau einer Landungs- brücke in Lome sind vollendet, so daß in den Etat für 1901 eine erste Rate von 100 000 Mk. zum Bau der Brücke eingestellt werden konnte. Die Bau- zeit für das Gesammtunternehmen wird voraussicht- lich zwei Jahre nicht überschreiten. Eine Zeit lang schien es, daß der Aschanti- Aufstand in der benachbarten Goldküste nicht ohne Folgen für das Schutzgebiet bleiben werde, so daß leitet wurde. Die Gefahr eines Einfalls der Aschantt ins Togo-Gebiet kann indessen jetzt mit Sicherheit als beseitigt angesehen werden. Die Expedition des Geheimen Regierungs- raths Professor Dr. Wohltmann Ende vorigen Jahres hat über den wirthschaftlichen Werth des Schutzgebieis neue Aufschlüsse gebracht, und zur Zeit ist durch das kolonialwirthschaftliche Komitee die Ent- sendung einer weiteren Expedition nach Togo ein- geleitet, die aus farbigen, in Amerika engagirten Experten für Baumwollkultur zusammengesetzt in und die Aufgabe hat, durch Anlage von Versuchs- pflanzungen festzustellen, in welcher Weise bei Ein- führung des Baumwollbaus vorzugehen sein wird. Deutsch-Südwestafrika. Die friedliche Entwickelung des Schutzgebietes hat keinerlei Störung erfahren. Den wirthschaft- lichen Aufgaben konnte daher die erforderliche Auf- merksamkeit geschenkt werden. Im Vordergrunde derselben steht die Sorge für Verbesserung des im Schutzgebiete vorhandenen Pferde= und Viehbestandes. Zur Hebung dieses Zuchtzweiges gelangten im Sev- tember und Oktober d. Is. vier Vollbluthengste. fünf Schweizerbullen und eine Anzahl zur Zucht geeigneter Ziegen zur Ausfuhr in das Schutzgebiet. Zum Ankauf der Hengste war der Vorstand des bei Windhoek belegenen Gouvernementsgestüts nach Deutschland entsendet worden. Demselben lag in Gemeinschaft mit einem für das Schutzgebiet an- genommenen Thierarzte die Ueberwachung der Thiere während des Transports ob. Ein zweiter Thier- arzt, welcher gleichfalls dauernd im Schutzgebiete Verwendung finden soll, hatte die Fürsorge für die Bullen, die wegen Ueberfüllung des Dampfers ge- trennt von den Hengsten zur Versendung kamen, übernommen. Durch die Entsendung der beiden Veterinärärzte war einem langgefühlten Bedürfrisse der Schutzgebielsverwaltung Rechnung getragen wor- den. Das bakteriologische Institut in Gammams bei Windhoek ist schon jetzt zu einer werthvollen Stüße für die Viehwirthschaft geworden, indem es die zur Bekämpfung der Rinderpest und Lungenseuche erfor- derlichen Impfstoffe herstellt und sich fortgesetzt mu Untersuchungen auf diesem Gebiete wie auch auf dem Gebiete der Pferdesterbe befaßt. Zur Vertilgung der Heuschrecken wud in Gammams der sogenannte Heuschreckenpilz mit Erfolg gezüchtet. 1500 Tuben sind davon bereits an Farmer und Eingeborene abgegeben worden. Ueber den Erfolg des Mittels kann zur Zeit ein abschließendes Urtheil noch nicht gefällt werden. Fälle von Rotz, die unter den Truppenpferden in Windhoek zur Beobachtung kamen, sind infolge energischer Isolirung vereinzellt geblieben. Der zur Erhaltung des Viehbestandes nach der Rinderpest angeordnete Ausfuhrzoll auf männliches Großvieh ist aufgehoben worden. Kühe und weib- liches Kleinvieh unterliegen jedoch nach wie vor einem eine Verstärkung der Polizeitruppe in die Wege ge- solchen. Er ist für erstere auf 100 Mk., für letzteres auf 10 Mk. pro Stück, festgesetzt worden. Welche Aussichten sich der Ausfuhr von Rindwvieh nach der Kapkolonie eröffnen werden, dürfte aus der That-