— 870 Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Kamerun. Ueber die Thätigkeit der Strafexpedition nach den Croß-Schnellen, welche bekanntlich nach mehreren schweren Gefechten zur vollständigen Unterwerfung der an der Er- mordung des Leutnants v. Queis und des Forschungsreisenden Conrau betheiligt gewesenen Eingeborenenstämme geführt hat, liegt nunmehr eine umfassende Berichterstattung vor. Wir lassen die einzelnen Berichte bezw. Meldungen der Expeditionsleitung, soweit dieselben von allgemeinem Interesse sind, der Reihe nach hier folgen: Okurri, den 4. Juni 1900. Nachdem in Ekonaku die letzten Vorbereitungen zur Expeditition getroffen waren, erfolgte der Ab- marsch nach Ekondu—Kondu am 28. Mai. Der Weg dahin war leidlich, aber nicht gereinigt. Von dort Marsch nach Ekong, alle Leute anwesend und entgegenkommend. Von Ekong Marsch über Nkurru nach Ekoroman (Ekoi-Leute). Von Ekoroman nach Ayaman (Ekois), von Ayaman nach Okurri (Ekois). In allen Dörfern die Bewohner anwesend, sehr entgegenkommend. Dieselben wurden stets vorher durch Boten über unsere friedlichen Absichten ver- ständigt. Heute in Okurri angelangt. Der Häuptling Ako-Efu und sämmtliche Dorfbewohner anwesend, vollkommen friedlich gesinnt. Der Häuptling sagt aus, daß die Ndebidjileute ihr Dorf abgebrannt hatten und in ihr ursprüngliches altes Dorf zurück- gekehrt seien. Das Dorf soll am Wege nach Awum noch jenseits des Ortes auf englischer Seite liegen. Sämmitliche Ekoistämme von Mbinda ab nördlich und nordöstlich davon sollen feindlich sein und fechten wollen. Die Expedition wird daher übermorgen in Richtung auf Anom marschiren, den Weg nach dem alten Ndebidji wegen der Nähe der englischen Grenze aber nicht berühren. Die Route von Ckonaku bis Okurri ist ausgenommen worden. Ekoroman, den 8. Juni 1900. Am 6. d. Mts. Aufbruch von Okurri in der Richtung auf Anom. Der Weg bis Anom überschreitet dreimal den Akoafluß, der in der Regenzeit nicht zu durchwaten ist, Brücken nicht vorhanden. Die alte Wegereinigung vor 1½ Jahren machte sich noch bemerkbar, so daß keine größeren Hinder- nisse vorkamen. Ohne Behelligung von Buschleuten erreichten wir in ganz langsamem Marsch Anom. Anom, ein kleines, sehr verfallenes Dorf, wo fast gar keine Verpflegung für die Truppe vorhanden war. Am 7. d. Mts. 5 Uhr 56 Min. vorm. trat die Truppe den Vormarsch auf Ekoroman an. Der Vormarsch wurde bis 7½ Uhr vormittags von den Buschleuten nicht gestört, trotzdem wir an vielen Stellen große Buschverstecke bemerkt hatten. Beim ersten Anstieg zur Höhe 240 erhielt die Spite aus einem starkbesetzten Buschversteck heftiges Feuer; die Gefreiten Jogoma und Sanagami fielen, Haupt- mann v. Besser verwundet (linke Hand zwei Schuß, rechter Arm). Nur durch sehr langsames, vorsichtiges Vorgeben unter Absendung von Seitenpatrouillen wurden weitere Verluste vermieden. Vom Gegner wurden Mehrere getödtet und anscheinend Viele verwundet. Zu einem weiteren Widerstand raffte sich derselbe nicht auf, so daß wir ohne Kampf Ekoroman be- setzten. Der Weg zwischen Anom und Ekoroman ist im Allgemeinen für eine marschirende, fechtende Truppe sehr ungünstig, da man die Buschverstecke, die meist unter Zuhülfenahme von geeigneten großen Bäumen sehr geschickt angelegt sind, selbst bei der größten Aufmerksamkeit nicht erkennen kann. Das Dorf Ekoroman ist zwar nicht besonders groß, jedoch besitzt es Farmen in ausgedehnterem Stile. Ein fast so großes Dorf, Navretin, liegt m nordöstlicher Richtung, 10 Minuten entfernt. Wie schon berichtet, sind die neuen Buliträger nur zum Theil brauchbar, so daß wir gezwungen waren. viele Lasten in Ekonaku und Okurri zurückzulassen. Die Expedition ist daher in ihren Bewegungen beschränkt und kann den Erfolg des gestrigen Tages nicht ausnutzen. Leutnant Merensky erhält den Auftrag, die zurückgelassenen Lasten anzuholen. Dieser Zeitverlust macht sich doppelt fühlbar, dam das Wasser in den Flüssen immer mehr steigt und die Schwierigkeiten des Passirens sich bedeutend vergrößern. Wie der Widerstand bis Rssakpe sein wird, läßt sich absolut nicht übersehen. Jedenfalls ist der Verbrauch an Munition sehr groß, so daß die Er- pedition, wenn nicht sofort ein Nachschub auf dem kürzesten Wege nachgeschickt wird, in eine sehr ver- hängnißvolle Lage kommen kann. Die Hauvptsache bleibt, daß die Verbindung nach rückwärts steis offen gehalten wird. Leutnant v. Queis ist nach Aussage von Augenzeugen südlich von Ekoroman unweit des Dorfes durch drei Schuß getödtet worden, nachdem ihm vorher nördlich von Mbeban der rechte Ober- arm zerschossen war, so daß er in der Hängemate getragen werden mußte. Gleichzeitig fielen mit Herrn v. Queis zwei Hängemattenträger und ein Polizeisoldat. Nssakpe, den 17. Juni 1900. Am 12. d. Mts. traf Leutnant Merensky von Okurri in Ekoroman wieder ein, derselbe ist