— 901 — Theilen des Gebirges nicht so schnell erfolgt, und zum Andern die jungen Bäume nach meiner Be- obachtung sich selbst dadurch zu helfen wissen, daß die Bohnen nicht zur Reife kommen, sondern schnell vertrocknen und abfallen. 2. Thee. Der Wuchs der Sträucher besonders des Assam- thees ist ein guter, ein abschließendes Urtheil kann noch nicht abgegeben werden. 3. Wein. Es wurden bisher nur südliche Trauben ange- pflanzt, auf terrassirtem, 1 m tief durchgearbeitetem Terrain von hochrother Eisenerde. Die Reben haben sich gut entwickelt und gaben nach zwel Jahren die ersten, wie mir mitgetheilt wurde, guten Trauben. Die Blüthezeit beginnt im September bis Oktober, die Zeit der Reife ist Februar bis März. Nach meiner Rückkehr vom Urlaub waren die Reben, die bereits wieder auszutreiben begannen, noch nicht zurückgeschnitten, es wurde daher die Arbeit sofort vorgenommen, und zwar Kopf= und Bogenschnitt angewandt. Dieses spätere Zurückschneiden hatte nichts geschadet, denn bald trieben die Reben sehr üppig aus, und zwar der Bogenschnitt reichlicher wie der Kopfschnitt. In kurzer Zeit schon hatten die Reben die ungewöhnliche Höhe von 3 bis 4m und darüber erreicht, so daß die Station die Trappisten aus Gare, unter welchen sich Weinbauer befinden, zu Rathe zog, ob diesem außergewöhnlichen Wachsthum nicht durch Beschneiden entgegen gear- beitet werden müsse. Es wurde davon abgerathen in der Annahme, daß sich durch das Beschneiden zuviel Seitentriebe bilden würden, auch zeigten bald die zahlreich hervorkommenden Blüthen, daß die Reben nicht zuviel Kraft für ihre Blätterentwickelung verwandt hatten. Die weitere Beobachtung entzog sich mir leider durch einen Schwarzwasserfieber-Anfall und dessen langdauernde Folgen. Als ich mich wieder um den Wein bekümmern konnte, waren die Blätter stark mit Pilz befallen, und ebenso zum größten Theil die jungen Trauben, deren halbreife Beeren aufgeplatzt und vertrocknet waren, so daß nur vereinzelte Trauben unbeschädigt geblieben sind. Die wenigen noch guten Trauben wurden sofort mit einer Mischung von Kalk, Kupfervitriol und Wasser in kurzen Zwischenräumen dreimal bestäubt, ebenso wie die Blätter, wodurch es möglich wurde, diese Trauben zu retten. Auch bei den Blättern war durch das Bestäuben ein Stillstand der Krank- heit zu erkennen. Die an den Botanischen Garten zu Berlin gesandten Blätter und Beeren ergab auf beiden Oidicum Tuckeri Berk. und auf den Blättern noch außerdem Cladospericum und ver- schiedene Schimmelpilze. Ich beabsichtige, bei dem nächsten Erscheinen der Blüthen diese zweimal und dann die Trauben im Laufe ihrer Entwickelung zweimal mit der gleichen Lösung zu besprengen. Eine Erdprobe, die nächstens abgesandt werden soll, wird jedenfalls darüber Ausschluß geben, ob die Krankheit mit der Saat gekommen oder hier im Boden heimisch ist. Ob dieselbe Krankheit bei den im Jahre 1898 hervorgebrachten Trauben ebenfalls vorhanden war, konnte mir nicht angegeben werden. 4. Baumwolle. Es stehen hier einige Baumwollensträucher ohne Benennung; ich vermuthe, daß es eine von Neapel bezogene Saat ist, welche ich bei meinem Urlaubs- antritt in den Saatbeeten zurückließ. Vielleicht Gossypium arboreum. Die Pflanzen sind jetzt zweijährig, etwa 1 m hoch mit starken, kriechenden Zweigen. Die Pflanzen blühen und tragen sehr reichlich. Eine Probe des Produkts geht an die botanische Zentralstelle. Der Stapel ist kurz, weich und breiig. Eine Zukunft hat die Baumwolle in den Bergen infolge des über das ganze Jahr ver- theilten Regens nicht. Auffallend ist, daß die Blüthen sich zum Theil Nachmittags nicht schließen, ich habe infolgedessen mehrfach die Kapseln vom Wurm angefressen ge- funden. 5. Faserpflanzen. a) Böhmeria nivea. Von der einen vor drei Jahren vom botanischen Garten Berlin bezogenen Pflanze ist jetzt ein gutes Quantum Samen geerntet,") das zur Aussaat kommen soll, ebenso sind eine Anzahl Stecklinge gemacht, die zum Theil schon aus- schlagen. Die Pflanze selbst entwickelte sich im Laufe der Zeit sehr üppig, so daß Böhmeria nivea noch in dieser Höhenlage nutzbringend kultivirt werden zu können scheint; einzelne Zweige hatten eine Länge bis zu 1½ m, von denen sich der Bast leicht und ohne zu zerreißen abziehen ließ, da Seitenverzwei- gungen nur selten vorkamen. Die Pflanze ist jetzt zum ersten Male mit 11 Viehjauche gedüngt; eine Vertheilung derselben Pflanze durch die Wurzel wird absichtlich nicht vorgenommen, um ihre Weiterentwickekung zu beobachten und sie zu Ablegern zu verwenden. Von Agaven befinden sich hier: Agava sisalana, americana, madagascariensis und eine der Sisal ähnliche, aber mit Stacheln. Die Agaven wachsen gut, besonders die Sisalana, die in einigen Exemplaren schon die Höhe von 1 m erreicht hat. Fasergewinnungsversuche sind noch nicht gemacht, sind auch wohl für die hiesige Höhenlage wegen des langsamen Wachsthums und wegen des für Agaven- kulturen zu werthvollen Bodens belanglos. Einige hundert Wurzelschößlinge sollen nach Mombo gebracht werden, ebenso wie Böhmeria nivea, sobald dort die Arbeit wieder ausgenommen ist. 6. Obst. a) Aepfel. Am besten gedeihen die Aepfel, von denen besonders Reinetten sehr üppig treiben. 5) Ist inzwischen gut ausgegangen. 8