wünsche dringend, Alles zu vermeiden, was ein größeres Unglück herbeiführen könnte, und bat daher um ihre Hülfe und Vermittelung. Brüder Spieth und Diehl waren hierzu natürlich gern bereit, reichten aber zugleich im Namen der Christen eine Bittschrift für die Heiden ein. Am Dienstag, den 21. August kamen die deutschen Beamten an, be- gleitet von einer stattlichen Macht, so daß die Heiden von Ho über 200 Leute ins Quartier bekamen. Am Mittwoch Nachmittag begann die Unter- suchung. Mit derselben wurden die Tage bis Sonnabend ansgefüllt. Das Urtheil sollte am Sonntag Nach- mittag in der Königsstadt feierlich verkündigt werden. An der Spitze von gegen 100 Soldaten in langem Zuge und stramm militärischer Haltung, drei Hor- nisten voran, in der Mitte etwa 24 Gefangene, zogen die drei Vertreter der deutschen Regierung in Wegbe ein, wo Christen und Heiden gesondert auf dem großen Platze Ausstellung nahmen. Nachdem Alles geordnet war, hielten die deutschen Beamten be- achtenswerthe Ansprachen an die Menge. Stations- leiter Schmidt stellte den Heiden ihre Greuelthaten lebendig vor Augen und betonte, daß man solche Dinge gerade von den Hoern nicht erwartet hätte. Sei doch Dr. Gruner ihr guter Vater, und seien doch die Missionare, die sie wirklich von Herzen liebten, schon so lange Jahre in ihrer Mitte. Sie aber hätten ihre Ohren gegen das Gute verstopft und für das Böse geöffnet. Sie hätten deshalb von Rechts wegen desto härtere Strafe verdient. Wenn dies nicht geschähe, so hätten sie dies ihrem guten Vater Gruner und den Missionaren zu ver- danken. Leutnant Smend sprach in gleichem Sinne und betonte als Vertreter des Gouverneurs unter Hinweis auf die starke militärische Macht die Noth- wendigkeit einer willigen Unterwerfung. Hierauf legte Dr. Gruner das Ergebniß der Untersuchung dar und zeigte den Heiden, wie thöricht sie ge- handelt hätten. Nach dem Gesetze seien einige von ihnen dem Tode verfallen. Da sie aber ihre That im Zorn über die Ermordung ihrer Brüder in Asante vollbracht hätten und weder der Deutsche Kaiser noch seine Vertreter den Untergang ihrer Untergebenen wünschten, so solle der Gerechtigkeit dadurch Genüge geleistet werden, daß die beiden Haupträdelsführer, unter ihnen der Ho-König, sowie die bei der Ermordung unmittelbar Betheiligten zur Strafe ins Gefängniß gebracht würden, während den Stämmen, welche in die Mordthat eingewilligt hätten, die Kosten der Expeditionen, insgesammt 1250 Mk., auferlegt wurden. Am Montag, den 27. August, zogen die Beamten mit ihren Soldaten wieder ab, und die Heiden, welche unter der schweren Last der Einquartierung geseufzt hatten, athmeten erleichtert auf. Das Verhalten der deutschen Beamten und ihrer Soldaten war ein vortreffliches. Sie haben sich als Vertreter eines Volkes gezeigt, in welchem christ- 939 licher Sinn und Mannszucht herrschen. Keiner der Soldaten hat auch nur eine Hühnerfeder an- tasten dürfen, die nicht ihm gehörte. Die peinliche Sorgfalt, Geduld und Gerechtigkeit, mit welcher Dr. Gruner die Untersuchung führte, hat auf alle Betheiligten einen tiefen Eindruck gemacht und nicht wenig dazu beigetragen, das Ansehen der deutschen Regierung unter den Eingeborenen zu heben. Von besonderem Segen dürfte es ferner für die Zukunft sein, daß den Heiden diejenigen Trommeln, deren Name und Schmuck ein Symbol ihrer Rohheiten ist, abgenommen wurden. Die Adawadram, eine mit Menschenschädeln und haarähnlichen Fransen be- hangene Trommelart, wurde bei Begräbnissen und Hinrichtungen gerührt. Ihr Klang diente dazu, die Leidenschaften zu entfesseln und den finstern Geist des Heidenthums lebendig werden zu lassen. Jetzt werden sie wohl in das Museum für Völkerkunde nach Berlin kommen als beredte Zeugen für die Nachtseiten afrikanischen Heidenthums. Eine solche Stellungnahme der Kolonialbeamten ist ein heller Lichtstrahl und mit dankbarer Freude zu begrüßen als eine Förderung der Missionsarbeit. In den Nördlinger „Kirchlichen Mittheilungen“ schreibt Missionar Zwanziger über die Station auf dem Sattelberg: · An körperlicher Arbeit und Bewegung fehlte es in der letzten Zeit nicht, galt es ja, den Raum unterhalb des Hauses mit Kreide auszufüllen in der Höhe von etwa 34 m. Unsere Jungen mußten sich da gehörig plagen, da sie alle die Kreideerde in großen Dosen herbeischleppen mußten, doch hielten sie bis zum Ende wacker aus, wenn sie auch über Schmerzen in der Achsel klagten. Eine Beruhigung ist es schon für uns, zu wissen, daß diese Arbeit gethan ist, wird uns ja dadurch eine relative Sicherheit gegen die Gefahren starker Erdbeben ge- währleistet. Vor Kurzemhatten wir erst wieder ein stärkeres Erd- beben zu spüren. Ich hielt gerade Abendandacht mit den Jungen, als diese plötzlich mitten im Gesang ab- brachen, aufsprangen, lauschten und dann geduckt und möglichst geräuschlos zur Thür hinauseilten. Lärm machen sie nämlich bei einem solchen Ereigniß nicht, da die Folge davon, nach ihrer Ansicht, ein Zerreißen der Erde sein würde. Sie führen die Erdbeben zurück auf Machtwirkungen böser Menschen. Hier herum sollten sie verursacht werden durch ein menschliches Wesen ohne Hände und Füße, das in einer Höhle haust. Die Erde bewegte sich auch dies- mal anhaltend, doch waren es gottlob weniger kurze, abrupte Stöße, als ein wellenförmiges sich Heben und Senken. Den „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“ entnehmen wir folgende Schilderung des bösen Geistes Kinyamkera, vor dem sich die Wasaramo fürchten: